Mittwoch, 7. September 2011

Wir beginnen wie in den vergangenen Tagen mit dem SF-Fortsetzungs-Groschenroman, mit der inzwischen  29. Fortsetzung der Rohfassung von Anna Roths "Das Bienenprojekt" - wieder mit einer Doppelseite:

Aber ich sah die ganze Zeit die kurz eingeblendeten Bilder aus dem Iran vor mir. Der Sprecher hatte sie als Neubelebung der biblischen Heuschreckenplage kommentiert. Nur dass die Bibel eben noch keine Bienen kannte. Es hieß, dass eine große Zahl von Bienenvölkern aus dem Nichts aufzutauchen schienen, um plötzlich über menschliche Ansiedlungen herzufallen. Sie zögen, nachdem sie alles Leben, dessen sie habhaft geworden wären, in Knochenreste verwandelt hätten, in festen Formationen weiter, aber aus unerklärlichen Gründen wechselten sie mehrmals die Richtung und verschwanden dann wieder. Es sei ein Zufall oder boshafte arabische Unterstellung, dass ausgerechnet strategisch besonders bedeutsame Anlagen des Landes betroffen seien. „ … Wenn solche Bienen die Arbeit machten, dann brauche man keine Kriege zu führen. ...“ Dieser Satz fraß sich in mein Gedächtnis ein. Ich fand das überhaupt nicht witzig. Vor meinen Augen bewegten sich Blondinen lüsternen Männern entgegen oder umgekehrt und ich sah sie alle nicht wirklich, stimmte nur zu, wie toll ich sie fände, wenn mich Jeff dazu aufforderte.
Plötzlich ergab alles einen Sinn und ich fühlte, dass ich in großer Gefahr steckte. Von wegen Forschungen für die Menschheit. Das Militär hatte also hinter allem gesteckt. Daher war Geld auch so überhaupt kein Problem gewesen. Und es gab offenbar parallel ähnliche Forschungen, die wahrscheinlich wesentlich weiter waren als meine. Wenn jemand gefragt hätte, hätte man aber auf mich verweisen können, sozusagen als Alibi.
Deshalb also hatte man mir, wenn ich in Schwierigkeiten gesteckt hatte, Schubse nach vorn geben können, damit ich glaubhaft das wissenschaftliche Niveau des Instituts verkörpern konnte. Ein ehrgeiziger junger Wissenschaftler ist irgendwie übers Ziel hinausgeschossen ... Eine Anhäufung bedauerlicher Zufälle. Wahrscheinlich waren ein paar meiner Bienen bei den Umzügen, sehr wahrscheinlich bei dem ersten, sehr provisorischen, entwichen und hatten sich in Freiheit, fehlender natürlicher Feinde wegen, sprunghaft vermehrt. Vielleicht per Schiff unbemerkt in den Nahen Osten gereist und dort hatten sie besonders günstige Bedingungen vorgefunden. Welches diese besonders günstigen Lebensbedingungen sind, muss gründlich untersucht werden. Nicht sehr wahrscheinlich, aber für die Öffentlichkeit ausreichend.
Dann stutzte ich. Meine Theorie hatte einen Haken. Die drei Toten bzw. Verschwundenen. Die passten nur unter einer Bedingung ins Bild: Sie hätten unabhängig voneinander die Zusammenhänge durchschaut und versucht haben müssen, etwas gegen sie zu unternehmen. Aber niemand von uns wusste etwas davon.
Ich lag schon eine Stunde reglos neben Lissy. Sie hatte auf dem Heimweg und vor dem Einschlafen wie ein Wasserfall auf mich eingesprudelt. Wahrscheinlich war ihr überhaupt nicht aufgefallen, dass ich noch schweigsamer gewesen war als sonst. Nun war sie endlich eingeschlafen und kuschelte sich an mich wie ein kleines Kind.
Alle drei Opfer – ich entschied mich für diese Bezeichnung – hatten wohl wirklich nur ihre Arbeit am Zentralcomputer unseres Forschungsbereichs gemeinsam.  

Die älteren beiden Beiträge zu den Gedichten des Tages vom 9.9. sind :

"futuristisches Klischee" und  ans fäustchen   aus 2008 



Eine Landkarte
von großen Flüssen & kleinen Adern
von stickigen Tümpeln
und sanften Ufern
das Netz
kleiner salziger Linien
die von dir
h
e
r
a
b
t:r:o:p:f:e:n

glitschig wie zwei Wiesel
die sich
in der Falle winden
dein Atem
der nach kalten Fritten schmeckt
dein Mund
der Worte verschließt
die niemals fließen dürfen.

Wir wollen doch alle
den professionellen Anstrich bewahren
nicht wahr
Schätzchen?

Von dem Geld
das auf meinem Nachtisch liegen bleibt
darf ich nur
einen Bruchteil behalten
den Rest liefere ich ab
die Alternative
bestände aus
zwei gebrochenen Daumen.

Manchmal
da möchte ich
nur bei meiner Familie sein
der ich das Geld schicke
doch sie haben
meinen Pass verbrannt

die Männer
hinter den Sonnenbrillen.  

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