Sonntag, 4. September 2011

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1137

Wir beginnen wie in den vergangenen Tagen mit dem SF-Fortsetzungs-Groschenroman, mit der inzwischen  26. Fortsetzung der Rohfassung von Anna Roths "Das Bienenprojekt" - wieder mit einer Doppelseite:

So vergingen einige Monate mit gelegentlichem Zweifel, ständigem Misstrauen gegenüber den Kollegen und all dem, was eine Hochzeit so mit sich bringt. Denn die war ja nun so was wie selbstverständliche Pflicht und für alles Drumherum sorgte der Event-Service des Instituts. Nichtsdestotrotz brachte mich die Aussicht auf ein eigenes Familienleben etwas auf andere Gedanken, positive Gedanken, und ganz allmählich fand ich zu so einer Art neuem inneren Gleichgewicht.
Es hatte übrigens nicht lange gedauert, da wurde uns der nächste Neue für den Rechner zugeteilt. Ein mürrischer Greis. Er mochte schon die 50 erreicht haben, hatte angeblich eine Frau und zwei erwachsene Kinder und war überhaupt das glatte Gegenteil seiner beiden Vorgänger. Trotzdem oder vielleicht deshalb lernte ich ihn nie richtig kennen. Bereits nach gut einem Monat verschwand er ohne Abschied. Von einem Tag zum anderen kam er nicht mehr an seinen Arbeitsplatz und Yong-Brown teilte uns mit, er habe Mr. Bracker´s Antrag auf Versetzung stattgegeben und wir würden in den nächsten Tagen Ersatz erhalten.
Ich glaubte ihm nicht. Aber was sollte ich machen? Ich fand es nur merkwürdig, dass das nun schon der dritte Mann im Team war, der an unserem Hauptrechner gestanden hatte und verschwunden war. Mochte ich auch seit Längerem an meiner Wissenschafts- und Führungskompetenz zweifeln, der Bluthundinstinkt, angeblichen Zufällen nachzujagen, war noch nicht abgestorben. Dann war da noch etwas Anderes. Noch etwas, worüber ich mit niemandem zu reden wagte: Mich begannen Albträume zu verfolgen.
Ich saß in einem Raum mit ockerwarmen Wänden. Neben mir lag Lissy auf einer Pritsche, die Knie angewinkelt, die Füße aufgestellt. Sie starrte in die Luft, ihr Gesicht war schweißüberströmt. Ich strich ihr das Nachthemd nach oben, ließ meine Hände über den fest gespannten Bauch kreisen. Da waren sie plötzlich da. Manche waren aus dem Nichts aufgetaucht, manche krabbelten unter der zur Seite geschlagenen Decke hervor, manche von dort her, woher doch eigentlich unser Baby hätte kommen müssen. Sie alle verteilten sich auf Lissys Körper. Erst verschwand der Bauch unter Bienen, ihre Oberschenkel. Die Decke fiel von der Pritsche. Jetzt waren sie überall. Ich konnte mich nicht rühren. Auch auf meine Lippen setzten sie sich. Ich bekam den Schrei nicht heraus: Hilfe! Ist denn hier niemand? Nein, Kein Ton. Nun sah ich ihre Stachel in Lissys Fleisch und ... Es war so ekelig und ich musste zusehen. Die ganze Zeit. Ich erwartete schon Lissys blanken Beckenknochen zu sehen und Lissy war auch ganz still. Bis sie plötzlich doch schrie und alles drehte sich um mich und plötzlich stand da diese Frau im weißen Kittel, die mir eine riesige Biene in die Arme reichte. Wie soll sie denn heißen, Ihre Königin. Und ich konnte noch immer keinen Ton von mir geben und hörte nur überall Gelächter und ich dachte, dass müssten die vielen Bienen sein, die ich nicht mehr sehen konnte, und dann stach mich mein Riesen-Bienen-Baby in den Finger und mir tropfte Blut auf die Decke und im selben Augenblick wurde ich munter.

Am 6.9. ist das Test-Gedicht des Tages folgendes:


Darum laßt uns alles wagen,
Nimmer rasten, nimmer ruhn.
Nur nicht dumpf so gar nichts sagen
Und so gar nichts woll’n und tun.
Nur nicht brütend hingegangen,
Ängstlich in dem niedern Joch,
Denn das Sehen und Verlangen
Und die Tat die bleibt uns doch!

Einst schrieb, ja, stimmt, ich glaubt es nicht,
Karl Marx dies muntere Gedicht.
Seh ich mich um in Nah und Fern,
Scheints leider nicht mehr sehr modern.
So hab ichs, dass ihrs gelten lasst,
Ans Heute etwas angepasst:

Doch wolln wir rechte Bürger sein,
Dann gilt, wir gehen schlafen.
Denn fordern wir uns Zukunft ein,
Könnt man uns hart bestrafen.
Wenn wir uns nicht bescheiden,
Siehts aus, als ob wir neiden,
Dass GOTT uns nicht zu Herrn gemacht,
Und jeder, der heut Herr ist, lacht:
Die Macht mit Geld wir schufen.
Euch wird man tot erst rufen.

(die "erste Strophe" ist wirklich O-Tom Karl Marx)
Dazu kommen "klopf"

und aus 2008  

katzengold?





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