Freitag, 4. Mai 2012

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1379

Diesmal enthalten die "Gedichte des Tages" ein besonderes Bonbon:


Kreativität ist ein Abenteuer.Es heißt, gerade Dichter wären besondere Individualisten. Dieses Blog hat schon Gegenbeispiele hervorgebracht, wo Gedichte durch gegenseitige Anregung von Ideen so gewachsen sind, dass sie gerechterweise nicht mehr einem einzelnen Autoren zuzuordnen waren. Ein neues Beispiel wird die kommenden Tage bestimmen. Hier war der Ausgangspunkt ein reifendes Gedicht von Gunda Jaron. Es war reich an so widersprüchlichen Empfindungen, dass es "aus allen Nähten zu platzen drohte". Dem lyrischen Ich fehlte nur noch ein Du ... und schon hielt ich sieben neue Gedichte dagegen. Dreien davon war kein langes Leben beschieden, sie wurden ersetzt durch schärfere Konturen des ursprünglichen und eigenem Trümmerstücken und wieder ...
Beginnen wir also mit
Es ist übrigens müßig, nach dem Ur-Text zu suchen ...  


Im Vergleich dazu wird das SF-Romanmanuskript noch einige Fusionsreaktionen durchmachen, bevor die endgültige Form erreicht ist:


Slov ant Gali / Gunda Jaron:   

                Ich wurde Gott (42)


... Was dann folgte, kam für uns alle völlig unerwartet. Plötzlich ein leichtes Sirren. Eher ungehalten über eine lästige Störung blickte ich auf.
Danach folgten einige Bewegungen ohne vernünftige Steuerung, irgendwas instinktiv Tierisches. Ich sah eine Wolke aus Pfeilen auf den Platz zusteuern, stieß irgendeinen wilden Warnlaut aus, griff das Mädchen, dessen Rücken bei meinen Schnitten gelegentlich gezuckt hatte, umarmte es und kugelte mit ihm zur Seite. Die meisten Pfeile trafen die sich als ideales Ziel darbietenden Dörfler. Nun schwand die allgemeine Lethargie. Aufgescheucht versuchten die, die sich bewegen konnten, irgendwohin zu laufen. Nur einige wenige strebten den Hütten zu, die meisten liefen, einander behindernd, durcheinander. Nur runter von dem offenen Platz. Doch schon vernahm ich das nächste Sirren. Die nächste Wolke. Neue Aufschreie.
Und fast gleichzeitig die nächste Wolke – diesmal von der entgegengesetzten Seite her. Ich glaube, ganz spontan, unterbewusst hatte ich Alarm gerufen. Das war das Stichwort für die Robbis. Die rannten von ihren jeweiligen Positionen aus sofort dem bisher verborgenen Feind entgegen. Ihnen waren die Pfeile ja egal.
Zwei Wolken gab es noch. Sie richteten, soweit ich dies erkennen konnte, nur noch wenig Schaden an. Dann waren Schreie anderer Art zu hören. Aber auch das dauerte nur kurz.
Entschuldige, mein Zeitgefühl mag getrogen haben, aber fünf bis zehn Minuten später tauchten die Robbis wieder auf – jeweils mit mehreren Bündeln an Stricken. Und diese Bündel bestanden im Wesentlichen aus gefesselten Soldaten. Solche hatte ich noch nicht gesehen. Sie waren in glänzendes schwarzes Leder gekleidet, Joppen, Miniröcke und über die Knie reichende Stiefel.
Ich fragte den ersten, warum sie uns angegriffen hätten. Seiner Antwort entnahm ich nur, dass Saks mit Saanderkotza nicht in die Nähe der Burg kommen durften, und um zu verhindern, dass ein Infizierter sich unwahrscheinlicherweise doch auf den Weg machte oder zufälligerweise ein noch nicht Infizierter durch die Siedlung gezogen wäre, hatten sie den Auftrag erhalten, alle einzugraben und die Hütten abzubrennen. Na ja und zum Eingraben mussten die Kranken natürlich gestorben sein.
Daraus schloss ich, dass auf der Burg diese grausige Krankheit als ausrottend und unbesiegbar bekannt war. Die Dörfler waren den Symptomen ahnungs- und hilflos ausgeliefert und wären ohne mein Eingreifen dem Tode geweiht.
Was sollte ich mit den Männern anfangen? Ich hatte Wichtigeres zu tun. Mehrere Dutzend Dorf-Saks mussten noch vor dem Tod oder einem Fasttod bewahrt werden. Ich wies die Robbis an, die Kämpfer zu entkleiden und zu entlassen. Splitternackt und unbewaffnet wirkten sie recht ungefährlich. So schnell sie ohne den gewohnten Fußschutz konnten, rannten sie in Richtung Burg davon. Nun konnte, musste ich mich daranmachen, die Schar der Kranken, Verletzten und Toten zu sichten.

Ich fühlte mich so was von erbärmlich! Hätte ich doch nur medizinische Kenntnisse gehabt! Na ja – in gewisser Hinsicht hatte ich ja welche: Nämlich soweit ich Zugang zum Rechner hatte. Dort war fast alles gespeichert, womit ich in Berührung kommen konnte. Allerdings hätte ich die richtigen Fragen stellen und in ausreichender Geschwindigkeit irgendwelche Grafiken in konkrete räumliche Vorstellungen an den Körpern und die wieder in Handlungen übersetzen können müssen. Aber das konnte ich nicht! Ich war ja kein Robbi. Und die Datenbank kannte natürlich nur Menschenkrankheiten und ihre Heilung. .
Dieses Blog ist der Linkgemeinschaft literarischer, kultureller und politischer Blogs im Netz beigetreten. Copy & paste dieses Bekenntnisses ausdrücklich erwünscht. Die Wiedergabe von Texten der Partnerblogs nur nach vorheriger Nachfrage...

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