Sonntag, 13. Mai 2012

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1389

Manchmal kann man richtig traurig werden, zum Beispiel, wenn ein Dichter sein Gedicht, das offenbar auf ein konkretes Ereignis ausgerichtet ist, zu spät einstellt. Oder kommen morgen diese Gedichte des Tages etwa rechtzeitig?


Roger Suffo versuchte sich in Wahlbeeinflussung. Offenbar zweifelt er an der dauerhaften Eignung der Piratenpartei als gesellschaftliche "Opposition". Ob er das Gedicht wohl so knapp am Anlass geschrieben oder nur veröffentlicht hat?
Es ist wahrscheinlich keinem Menschen zu wünschen, dass er sein Leben in einer solchen Weise als "Boxstudio" Revue passieren lässt ...



Wesentlich zeitloser sind dagegen die Fortsetzungen des utopischen Romanmanuskripts:


Slov ant Gali / Gunda Jaron:   

                Ich wurde Gott (52)


... Der Herr beschützte vorgeblich die Arbeitenden in seinem Machtbereich vor anderen bewaffneten Banditen und dafür ernährten ihn die Arbeitenden mit einem ihm geschenkten Teil ihrer Arbeitszeit. War es das?
So ein Beschützer war ich ohne Zweifel. Aber mir brauchten die Bauern doch nichts zu schenken. Im Gegenteil: Mit meiner Technik hätte ich sie alle verpflegen können! Sie hätten gar nicht mehr auf ihren Feldern arbeiten müssen, so viel gab meine Technik her – aber etwas Anderes konnten sie doch nicht und würden es auch nicht so leicht lernen. Was sollte ich mit ihnen anfangen?
Wenigstens war ich so mächtig, dass wohl niemand an dem, was ich machte, zweifeln würde. Das hatte etwas für sich. Warum sollte ich Gott, Fürst und mich als Wesen der Zukunft nicht miteinander verknüpfen? Sozusagen das Angenehme mit dem Nützlichen? Ich könnte Generationen von Saks unterrichten, schrittweise an neue Technik gewöhnen, ihnen immer neue Kultur beibringen. Neue Gewohnheiten und Beziehungen. Schrittweise.
Ich würde Katastrophen verhindern. Bei Dürre könnte ich mein Volk mit Lebensmitteln versorgen. Ganz unmerklich würde ich die Landwirtschaft hier zu einer Industrie auf dem Lande machen, die die Kreativität der Bewohner immer neu anstachelte. Herrlich!
Es war nur nicht gut, wenn die Leute auf der Burg die Quelle meines Reichtums erkannten und in Besitz nahmen. Sie würden wahrscheinlich faul verkümmern. Ich musste sie wegschicken. Die Arbeiten, die die Robbis sowieso besser machen konnten als Saks oder Menschen, sollten ruhig auch Robbis machen.
Mich schwindelte, als mir klar wurde, was für die Saks bei mir zu tun übrig blieb. Frauen. Das Einzige, wobei richtige menschenartige Wesen, also die Sax, besser waren als Robbis, war überraschender, erfüllender Sex mit gegenseitigen Gefühlen.


Wollte ich Gott sein?
Da war es wieder, das Problem mit den Frauen. Denn ein Problem waren sie auf jeden Fall. Sie bedeuteten enge Bindungen. Wie abe sollte das eine Saks-Frau verkraften, sich selbst alternd zu erleben, während ich weiter jung blieb? Und dann sah ich mich in der Rolle eines Saks-Mannes, mich verbeugend vor der fremden Familie. Ich erinnerte mich allerdings auch, dass die Frauen, die schon eigene Kinder hatten, schnell sehr wenig reizend aussahen. Aber vielleicht erfüllte ich gar nicht die Erwartungen des hiesigen weiblichen Geschlechts? Traditionen, verdammt. Ich wollte sie doch verändern. Als Herrscher würde ich nicht mit dem normalen Leben in Berührung kommen. Ich schlief mehrmals ein, um kurz darauf wieder aufzuwachen. Allmählich reifte eine Idee. Das längste Zusammenleben wäre mit jungen Mädchen möglich. Die wären am meisten formbar, um die könnte ich werben.

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