Donnerstag, 10. Mai 2012

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1386

Im Augenblick sehen die "Gedichte des Tages aus wie nun folgend. Die Suche nach Alternativen ist noch nicht abgeschlossen:


Natürlich sind Beziehungsdramen ein "guter" Nährboden für Lyrik. Thomas Reichs "Karfreitagslöcher" sind da ein beredter Beweis.
Sebastian Deya mit "Schattendasein" - in seiner speziellen Art zu reimen geformt ...


Über die Fortsetzung des utopischen Romanmanuskripts gibt es keine Zweifel ... zumindest darüber, dass es eine gibt:


Slov ant Gali / Gunda Jaron:   

                Ich wurde Gott (49)


... Da die Saks immer erst nach einer kleinen Verzögerung verstanden, was ich gerade gesagt hatte, konnte ich die Wirkung meiner Worte, also meiner übersetzten Worte, leichter verfolgen. Hätte diese Versammlung am Tag stattgefunden, wäre Rang und Rolle der Einzelnen leicht an ihrer Kleidung abzulesen gewesen. So aber stand ich einem verschüchterten Haufen Nackter und Benachthemdeter gegenüber. Meine letzte Frage produzierte verstohlene Blicke und es bildete sich allmählich eine Gasse zu dem am hintersten rechten Pfeiler Stehenden.
Aska!“
Das „Ich!“ des Translators war irgendwie überflüssig. Der Klang dieser Stimme bei dem einzigen Wort klang bereits wie eine seltsame Mischung aus Trotz, Hochmut und einer gehörigen Portion gefährlicher Angst. Der Mann machte kleine Schritte auf meinen Thron zu. Dabei schienen Wellen durch den Körper zu gehen.

Der Burgherr versuchte sich gestreckt zu halten, die Würde zu bewahren, der Herr zu sein, doch mit jeder Phase sah man ihm die Bereitschaft an, sich angesichts der ihm unbegreiflichen plötzlichen Machtlosigkeit krumm zu machen, vielleicht vor mir auf die Knie zu fallen. In seinem weißen, mit Goldfäden geschmückten Rüschenhemd, das ihm über die Knie reichte, und aus dessen Brustausschnitt schwarze Kräuselhaare quollen, den bloßen Füßen, den dichten Haaren auf den Waden, dem herrischen Blick aus einem entschieden zu blassen Gesicht und seinem mir gegenüber mickrigen Körpermaß von vielleicht einem Meter vierzig, nicht zuletzt der etwas schwabbeligen Haut wegen wirkte er irgendwie peinlich. Aber man sah ihm selbst in dieser Rolle an, dass er, hätte er jetzt ein Messer in der Hand gehabt und ich ihm den Rücken zugekehrt, mir dieses bedenkenlos in dem Rücken gejagt hätte.
Ich dehnte diesen Augenblick der wortlosen Begegnung noch etwas. Dann fuhr ich mit meiner Befragung fort: „Und wer ist deine Familie, die Frau, die dir deine rechtmäßigen Nachfolger gebiert und die Kinder, die deine Nachfolge antreten sollen?“
Ich hoffte, passend formuliert zu haben. Die einheimischen Laute sorgten erst für unverkennbare, aber für mich nicht zu deutende Irritationen. Dann aber sammelten sich tatsächlich eine Frau mittleren Alters und glücklicherweise nur zwei Jungen und ein Mädchen hinter dem Herrn.
Die Anderen treten zur Seite!“
Tatsächlich verbreiterte sich die Gasse. Sofort schien der Burgherr ein Stück seiner Selbstsicherheit zurückzugewinnen. In seiner unterwürfigen Herrischkeit schritt er mir entgegen. Ich musste lächeln. ...

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