Sonntag, 6. Mai 2012

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1381

Zum dritten Mal nacheinander sehen die "Gedichte des Tages" im Prinzip gleich aus. Nur die Gedichtbeispiele sind andere:


 In der Reihe der auf ähnliche Weise entstandenen Gedichte folgen jetzt also Beispiel 5 und 6:

 Gunda Jaron / Slov ant GaliGedichte vom nicht so tapferen Schneiderlein (5)


Auch das Fortsetzungsromanprojekt wird planmäßig fortgeführt:


Slov ant Gali / Gunda Jaron:   

                Ich wurde Gott (44)



... Wahrscheinlich war ich kaum eingeschlafen, da beherrschte mich schon ein Albtraum: Ich fuchtelte mit einem Organbatzen herum, der wie ein Wimpel an einer Stange steckte. Ich hörte mich fragen: Bist du nun das Herz, eine Niere oder die Lunge? Und eine fremde Stimme rief: Die Leber, du Trottel, die Leber!
Trotz all des Stresses wachte ich am folgenden Morgen als Erster auf. Ich richtete mich auf ... und erbrach mich. Auch das half nicht. Es würgte mich weiter, als hätte ich mir den Zeigefinger tief in den Rachen gesteckt. Ich warf einen Blick auf meine Hände. Die zitterten unkontrolliert und die dunklen Flecken darauf waren sicher Blut oder Dreck in angetrocknetem Blut. Nein. Das hatte ich noch nie erlebt. Plötzlich erfasste mich eine panische Angst. Für die Betreuung der hoffentlich teilweise genesenden Bewohner eines ganzen Dorfes besaß ich absolut keine Voraussetzungen. Ich hätte ...
In den Ansatz eines Gedankens hinein tauchten erste Saks auf. Ich lächelte zum ersten Mal wieder. Ich nannte meine Menschen jetzt also ganz normal Saks. Und mein Unterbewusstsein gab mir ein paar Worte ein, die der Translator ins einheimische Lalala übersetzte:
So. Die große Gefahr ist vorüber. Ihr kommt jetzt allein klar. Ihr wisst ja, wie ihr miteinander umgehen müsst. Ich flieg jetzt wieder ab. Alles Gute! Wir sehen uns bestimmt bald wieder.“
Passend, klug oder gar diplomatisch waren die Wörter bestimmt nicht gewählt, aber sie erfüllten ihre Wirkung überraschend gut. In jeder Hütte gab es Gesunde, schwer und weniger schwer Verletzte und Tote – und eben die Gesunden mussten sich um die anderen kümmern.
Ich verwandelte meine Robbis in Gepäckstücke, die ich im Gleiter verstaute, flog zu meiner Felsengrotte und ... schlief erneut ein – wie ich danach feststellte, bis zum darauffolgenden Morgen. Dann aber konnte ich kaum die Aufzeichnungen meiner Kameras erwarten ...
Was ich dort sah, war nicht sonderlich beeindruckend. Irgendwie hatte ich mich schon an die Gefühlsarmut, so sah ich das damals, der Saks im Umgang mit dem Tod gewöhnt. Man hatte in der Nähe der eigenen bewirtschafteten Felder eine Grube ausgehoben und warf alle inzwischen Verstorbenen dort hinein. Zu frühen Erdzeiten hatte man so etwas wohl Massengrab genannt. Wenn es der Translator richtig übersetzt hatte, dann würde im nächsten Jahr Sant auf dem Feld darüber wachsen, etwas, was ich bis dahin nicht kannte. Die Toten sollten sich um die Fruchtbarkeit dieses Getreides kümmern. Immerhin eine Art Verbindung mit den Toten ...
Dann gingen alle wieder zurück in ihre Hütten. Seltsamerweise verbeugten sie sich nach draußen mit Gruß und Dank an einen Saativas, der ihnen wohlgesinnt bleiben möge. Für diese Bezeichnung hatte der Translator keine Übersetzung angeboten. An einen früheren Gebrauch dieses Namens oder Titels, wenn es denn einer sein sollte, konnte ich mich nicht erinnern.... 



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