Dienstag, 8. Mai 2012

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1383

Inspiration, gegenseitige Anregungen machen ein Blog erst richtig interessant:


 Wenn jetzt jemand meint, es schleift sich ein gleichmäßiger Trott ein, dann irrt er. Es war nicht geplant, dass sich der Kreis der lyrischen Flickschusterer erweitert. Aber Sebastian Deya nahm den Faden auf und ergänzte unser Grundmotiv durch eine eigene Aussage und Aussageform.Und da behaupte noch einer, die Lüricker brüten nur jeder für sich im stillen Kämmerlein ... Es ist übrigens seine sinnvolle Sicht, sein Gedicht als Dreierwerk zu kennzeichnen - da steckt wirklich irgendwas von jedem drin ...
       

      Gunda Jaron / Slov ant Gali / Sebastian Deya:Gedichte vom nicht so tapferen Schneiderlein

Inspirationen sammelt auch der werdende utopische Roman in sich auf.

Slov ant Gali / Gunda Jaron:   

                Ich wurde Gott (46)


... Ich habe garantiert etwas geträumt. Wahrscheinlich etwas Wildes, Unangenehmes. Erinnern konnte ich mich aber an nichts mehr. Ich schrak irgendwie mitten in der Nacht aus dem Schlaf. Eine vage Furcht vor etwas Bedrohlichen beherrschte mich. Als ich jedoch versuchte, wieder einzuschlafen, gelang mir das und dann kamen endlich die Halbschlafbilder. Plötzlich erlebte ich meinen Auftritt bei den Saks als eine Anhäufung von schrecklichen Fehlern. Der Film stoppte immer wieder bei den Szenen mit den Soldaten. Sie waren von der Burg gekommen. Es konnte natürlich sein, dass sie nach ihrer Bloßstellung irgendwo auf der Flucht vor Strafe auf diesem Planeten herumzogen, um sich in Frieden anzusiedeln. Wahrscheinlicher jedoch war, dass sie längst zurück auf der Burg waren. Die Bauern „meiner“ Siedlung hatten mich wegen des Gesamtauftritts in den Rang eines Gottes erhoben – was aber würden die Heimkehrer auf der Burg erzählen? Zum einen hatte ich keine Ahnung, was sie tatsächlich alles mitbekommen hatten, ob sie mich also beobachtet oder sofort angegriffen hatten. Vor allem aber mussten sie sich eine Erklärung ausdenken, warum sie in einem solch wenig soldatischen Aufzug von ihrem Einsatz zurückkamen. Ein böser Geist war das nahe Liegendste.
Ich versuchte, mich in die Rolle des Burgherrn zu versetzen. Eigentlich konnte der nur zu einem Schluss kommen: Die befallenen Bauern mussten von diesem Geist befreit werden. Andersherum betrachtet: „Meine“ Saks waren in Gefahr. Auf irgendeine Weise würde sich jener „Graf“ Gewissheit zu verschaffen suchen. Und im Normalfall ist immer der im Vorteil, der die Initiative übernimmt.
Das hieß für mich, ich sollte selbst die Initiative übernehmen, anstatt abzuwarten. Ich war doch der Überlegene. Warum sollte ich meine Robbis nicht die Burg angreifen lassen? Damit rechnete niemand...

Wenn man der Burg nahe genug war, verwandelte sie sich immer mehr in einen bedrohlichen besonderen Felsen. Man stand einer viele Meter hohen Mauer gegenüber, gegen die alle bekannten Lebewesen dieses Planeten keine Chance hatten. Nicht einmal die riesigen Monster, die mit ihrer Masse wahrscheinlich selbst die früher auf der Erde wandelnden Dinosaurier platt gedrückt hätten. Wahrscheinlich war dies auch die Absicht der Erbauer gewesen. Nicht umsonst wurde zum Hereinlassen gewöhnlicher Saks gar nicht das Tor, sondern nur ein kleines Türchen daneben geöffnet. Hätte jemand diese Festung von unten angreifen wollen, wäre er von ungefährdet oben lachenden Verteidigern mit Pfeilen beschossen worden. Ein direkter Angriff wäre selbst mit meinen technischen Mitteln aufwändig gewesen. So entschied ich mich für einen anderen Weg, mit dem keiner der Verteidiger rechnen konnte …

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