Montag, 2. Juli 2012

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1440


Ein Spiel, das Kunst immer machen kann und sollte, ist das Was-wäre-wenn. Da kommt man dann auf die Frage, wie das eigentlich ist mit der Wahrheit. Da sind gleich drei Absurditäten entstanden:


Das sind die für übermorgen geplanten "Gedicht des Tages". Dazu kommt wie immer die nächste Fortsetzung zum Romanmanuskript:


Slov ant Gali / Gunda Jaron:   

                Ich wurde Gott (103)


... Du verstehst sicher, dass während meiner Erdenzeit jede Schwangerschaft etwas Besonderes gewesen war, weil es aus vielen Gründen nicht so viele gab. Und wer sie verpasst hatte … Ich hatte sie verpasst. In der Zeit, in der eine Partnerschaft mit einem gebärfähigen Mädchen wahrscheinlich war, hatte ich Anderes im Sinn gehabt, später … Also einfach gesagt: Außer im Film hatte ich nie so etwas beobachtet, und ich kannte nur die üblichen Geschichten, von wegen, dass der Schwangeren anfangs jeden Morgen schlecht sei, sie skurrile Essgewohnheiten entwickelte und solche Sachen.
Andererseits hätte ich mir nicht zu wissen angemaßt, was wirklich für Saks übliche Essgewohnheiten wären. Dafür war das, was sie bei mir speisten, noch zu sehr tägliche Überraschung. Und Übelkeit zeigte Tschamita nicht. Aber mein heimlicher Kalender hatte bereits die nächsten wahrscheinlich fruchtbaren Tage erreicht, ohne dass es eine Temperaturveränderung und die nächsten Tropfen gegeben hätte. Weil ja aber zumindest bei jungen Menschenmädchen der Zyklus mitunter noch sehr unregelmäßig war, wartete ich weitere 30 Tage, bis ich Tschami darauf ansprach. Da veränderte sich vielleicht in ihr etwas sehr Wesentliches …
Oh weia! Die nötige Untersuchungstechnik zu replizieren und mir anzueignen, wie damit umzugehen war, war ein Kinderspiel im Vergleich zu der Aufgabe, Tschamita zu überzeugen, dass das, was sich dann auf dem Bildschirm bewegte, das Abbild unseres möglichen Nachwuchses war.

Gut, es war auch schon ein großer Schritt, anzunehmen, dass eine solche interstellare biologische Vereinigung fruchtbar gewesen war – und das gleich beim ersten Mal.
Aber eines kann ich dir versichern: Der Gedanke, dass ich mir dieses Mädchen besser unterordnen konnte, weil es als Weib Naturzwängen unterworfen war, spielte keine Rolle mehr. Eigentlich erlebten wir traumhafte Wochen einer unbeschwerten Vorfreude. Entgegen meinen Erwartungen traten bei Tschami keinerlei Beeinträchtigungen auf. Außer ihrem ständigen guten Appetit und leichter Gewichtszunahme und außer dass sich in unserem Reden jeder dritte Satz um das Würmchen drehte, war alles normal. Vielleicht … ja vielleicht bestimmte Tschami noch etwas mehr als zuvor über mein Leben. Selbst beim Liebesleben. Sie erklärte mir eine angebliche Tradition, der alle Saks-Männer entsprechend handeln müssten. Bei ihrem Volk heiße es, das Heranwachsende brauche die Kraft eines Kannibalen und es müsse oft genug hoffende künftige Schwestern und Brüder verspeisen, um selbst groß und stark zu werden. Also müssten die künftigen Väter für solchen Nachschub sorgen … und ich sorgte. ...




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