Freitag, 6. Juli 2012

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1444

Das, was mich am Ton der Anmoderation für die beiden Gedichte des Tages von übermorgen so stutzig machte, ist wahrscheinlich der Ton der Aussage. Er ist gerade für einen Künstler meist falsch. Das Wesen der Kunst besteht meist eher im Suchen als im Finden - und wahrscheinlich wird das auch in dem Gedicht noch widerzuspiegeln sein:


"mahlzeit 4" musste geschrieben sein, bevor dem Gedicht, dass nun nicht mehr mahlzeiten heißen konnte, eine neue Form gegeben werden konnte. Da war dann auch für den nicht mehr passenden Rest eine lyrische Heimat "gefunden" ...
.


Natürlich ist auch ein utopisches Romanprojekt ein immer neues Suchen:


Slov ant Gali / Gunda Jaron:   

                Ich wurde Gott (106)


 ... Die Zeit raste und es liegt bestimmt nicht an den Jahren, die seitdem vergangen sind, dass ich mich nicht genau erinnern kann, was wirklich noch in diesem Jahr passiert ist. Es war in gewisser Hinsicht das an Ereignissen reichste meines Lebens und wird das wohl auch bleiben.
Alle begonnenen Traditionen führte ich weiter. Sogar ein paar Tropfenfeste fanden statt, obwohl ich bei meiner Meisterrolle an Tschamita denken musste, es andererseits aber für zu früh hielt, Jungen in die Gemeinschaft aufzunehmen – noch dazu als zukünftige oder gar aktuelle Respektspersonen.
Irgendwie versuchte ich meinen Unterricht zu halten. Ich versuchte dabei, Methodik-Lehrbücher zu den Fächern der Schule auf der Erde zumindest mit zu verwenden. Meist aber kam ich mir wie ein autodidakter Neulehrer vor, der um neun Uhr abends darüber nachdenkt, was er um neun Uhr morgens danach unterrichten will. Keines der Mädchen musste deshalb aber abends ohne seine Streicheleinheiten einschlafen. Natürlich hatte ich auch meine Gruppenleiterinnen für die Jüngsten, aber anstrengend war es schon. Ich entschied also aus ganz praktischen Gründen, beginnend mit eben den Gruppis, zum Meister und Partner der großen Mädchen aufzusteigen. Damit konnte dieses tägliche Ritual entfallen und an seine Stelle ein intimeres Zusammenleben treten. Vielleicht verstehst du, dass ich mich absolut noch nicht entscheiden konnte, ob ich dabei erneut eine Schwangerschaft erreichen wollte oder sollte. Eine Beziehung wie mit Tschamita erwartete ich sowieso nicht so schnell wieder. Ich hatte bei den Saks keine bewusste Vielweiberei erlebt, wusste aber um kein Tabu, das sie ausgeschlossen hätte. Sanja bestärkte mich, dass die Dörfler Partnerschaften zuerst einmal als etwas sehr Pragmatisches ansahen, das eben gemeinsame Nutzung von Lebensbedingungen bedeutete. Offenbar gab es auch relativ einfache Scheidungen, wenn einer der Partner die Beziehung nicht fortsetzen wollte und der andere dem zustimmte.
Über künftige Partnerschaften meines angestrebten Frauenhaushaltes wollte ich mir noch keine Gedanken machen. Dagegen war viel wichtiger, dass meine künftigen Frauen fähig sein würden, mich in so viel Fällen wie möglich praktisch zu vertreten. Das aber war wiederum eine Schule für sich. ...



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