Samstag, 9. März 2013

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1675

Die sonntäglichen "Gedichte des Tages" sind sehr tagaktuell.


Es sollte logisch sein, dass auch wenn der "alte Winter in seiner Schwäche" "fliehend nur" sich gelegentlich zurück meldet, häufiger der Frühling Thema von Gedichten ist. Wem das nicht gefällt, der kann sich ja Frühling als Symbol für die große Menschheitsrevolution nehmen. (Das würde ich aber nicht empfehlen: Jedem Frühling FOLGT auch Herbst und Winter ...)
Beginnen wir mit gehäkelten Mäuseohren, die Brunhild Hauschild in "Sich entrollender Frühling" entdeckt. 
Der alte Winter der vorvernünftigen Menschheitsunordnung hat sich auch zurückgemeldet ... leider nicht nur fliehend. Dabei kommt einiges Geschmackloses in unsere Verdauungsorgane ... wofür Hanna Fleiss keinen Gedichttitel finden mag. "Wir kommen nicht mehr raus"


Die Prosageschichte geht einfach weiter:

Slov ant Gali: Die Kontaktanzeige (3)


 ... „Hallo, ich bin die Marion.“ Sie lächelte Christian an und klimperte ein wenig mit den Augenlidern. „Guck nicht so komisch. Du hast mir doch auf meine Singleanzeige geschrieben. Na, und nun bin ich zufällig hier in der Ecke. Da dachte ich, schaust du einfach mal rein. Was ist denn? Willst du mich nicht reinlassen?
Mechanisch gab Aufmüpfer die Haustür frei.
Marion - welche Marion eigentlich? - Marion also sah ihm in die Augen, als suche sie nach einem tiefen Versteck.
Später hatte Aufmüpfer nicht mehr ergründen können, wie die Sache weiterging. Er erinnerte sich aber genau daran, dass er „Um Himmels willen“ dachte und im gleichen Augenblick zur Seite trat.
„Komm doch rein. Wenn du schon so einen weiten Weg hinter dir hast – du hast doch einen weiten Weg hinter dir? - dann wirst du doch einen Moment Zeit haben, bis der Kaffee fertig ist?“ Er nahm ihr den Mantel ab
Marion nickte freundlich. „Ja, natürlich. Mach nur.“
Sie setzte sich auf die ihr zugewiesene Couch im Wohnzimmer und ließ ihre Blicke schweifen.
Aufmüpfer überlegte angestrengt. War er eigentlich Single? Also in Marions Augen? Ach nein, wenn sie sein Buch gekauft hatte … Andererseits … wieso war sie dann hier? Hatte sie das Buch vielleicht nicht besorgt und fand ihn nur interessant, weil er ein Künstler war?

In Christian Aufmüpfers Kopf purzelten die Gedanken munter durcheinander. Seine Hände zitterten; er verschüttete Kaffeepulver, er verschüttete Wasser …
„Soll ich dir helfen kommen?“
„Nein, nein, schon gut. Ich bin nur … naja, irgendwie hast du mich ein wenig überrumpelt.“ Er räusperte sich verlegen.

Wie spät war es eigentlich?
Aufmüpfer betrachtete entgeistert die Küchenuhr. Zehn vor halb drei.Martin und Nicole hätten schon längst da sein müssen. Ob sie den Bus verpasst hatten? Dann käme der nächste halb vier. Oder ob was passiert war? Quatsch, da hätte jemand angerufen. Also hatte der Bus etwas Verspätung oder sie bummelten auf der Straße vor der Tür. Dann konnte es jeden Augenblick klingeln.


Warum sollten ihn aber nicht die Kinder aus seiner vergangenen unglücklichen Ehe besuchen? Gibt’s doch, so etwas, oder? Wie er allerdings seinen Kindern den weiblichen Gast erklären sollte, darüber wollte er lieber nicht nachdenken..
Im Bemühen, nicht auch noch den fertigen Kaffee zu verschütten, und mit dem Gedanken: „Ist doch alles ganz normal. Ist doch alles ganz normal“, betrat er wieder das Wohnzimmer.
Marion stand vor der Anrichte und für einen flüchtigen Moment bot sich Aufmüpfer der Blick auf ihre hinreißende Rückfront. Dann drehte sie sich mit einer Porzellanpuppe in der Hand um und fragte entgeistert: „Was ist normal?“
„Ach nichts. Ich habe nur laut gedacht.“
„Aha.“ Vorsichtig stellte Marion die Nippesfigur zurück an ihren Platz.
Christian war froh, noch ein paar Stückchen Streuselkuchen gefunden zu haben. Im Wechsel von Trinken und Kauen würde ihm hoffentlich etwas Vernünftiges einfallen.
Währenddessen musterte ihn das Mädchen ungeniert und offenbar belustigt.
„Was lachst du? Bin ich immer noch voller Wasserflecken?“
„Ach wo! Aber ich hatte mir halt so ein Bild von dir gemacht. Und da warst du irgendwie ausgeflippter. Nicht so stinknormal wie ein Versicherungsvertreter ...“
...





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