Mittwoch, 13. März 2013

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1679

Morgen heißt es in den "Gedichten des Tages": Leute, es ist Hanna-Fleiss-Zeit. Das Gedicht für heute heißt "Wird schon schiefgehn ...".  Natürlich passt es absolut nicht zusammen mit dem Kandidaten für "voran zur Natur" "von der leine" ... aber erstens war das nicht beabsichtigt und zweitens ... wo kämen wir hin, wenn immer alles mit allem zusammenpassen würde?!


.Die Frage des Zusammenpassens stellt sich bei einer Erzählung weniger:

Slov ant Gali: Die Kontaktanzeige (7)


... „Dass ich derart sehnsüchtig herbeigewünscht werden könnte, hatte ich allerdings nicht erwartet.“
Christian Aufmüpfer ließ seinen Strauß sinken, so wie das Mädchen ihm gegenüber die Arme sinken ließ. „Es scheint, der Empfang galt einem anderen und ich komme ungelegen … Aber die Blumen nimmst du mir doch wenigstens ab, bevor ich wieder gehe.“
Marion schüttelte den Kopf. „Nein, nein, es ist nur ...“
„Schon gut, war bloß so eine Idee von mir.“
„Nein.“ Entschlossen trat die junge Frau einen Schritt zurück. „Kommen Sie doch bitte rein, wo Sie schon mal da sind … Einen Kaffee … also wollen Sie einen Kaffee, oder soll ich lieber einen Tee kochen? Am besten, erst einmal die Blumen in die Kanne stellen.“
„Eigentlich bekommt mir Kaffee gar nicht. Wenn du also einen Tee hättest ... Und … wenn ich mich irgendwo hinsetzen könnte?“
„O ja, entschuldigen Sie bitte, ich meine“, sie hüstelte, „entschuldige bitte, ich mach' gleich ...“
Langsam fielen Überraschung und Enttäuschung von der Studentin ab. Sie kramte ihre Bücher zusammen, schmiss sie achtlos in eine Ecke und richtete sich innerlich auf. Dann eben so. Warum sollte dieser Künstler nicht können, wozu ich einen Scheiß-Frank heute sowieso nicht bekomme? Jetzt seine Frau anzurufen ist Blödsinn, und wenn die Sache harmlos bleiben sollte, kann ich es ihr ja nachher erzählen …

Christian Aufmüpfer war an jenem Tag noch vor seiner Frau daheim, denn sie musste bis zum späten Abend arbeiten. Als die Praktikantin am Montag der folgenden Woche wieder im Betrieb erschien, ergab sich kein Anlass, über die Künstlerprüfung weitere Worte zu verlieren – Marion Minas wäre die Letzte gewesen, einen solchen Anlass zu suchen.
Christian ging zum Friseur. Es mochte ja sein, dass seine grauen Strähnen beim ersten Mal interessant wirkten, aber … entsetzt schoss es ihm durch den Kopf: Sie waren auch ein Zeichen dafür, dass er über 20 Jahre vor der Studentin ins Gras beißen würde. Irgendwann würde es sie stören, einen so alten Freund zu haben.
„Also, wenn Sie mich fragen, und Sie haben mich ja gefragt, dann würde ich Ihnen, auch wenn es fürs Geschäft nicht gut ist, zu einer Tönung raten anstatt zu färben. Dann sieht man nicht gleich so die Übergänge ...“
Die Hairstylistin, wie sie sich laut Firmenschild nannte, redete ununterbrochen auf Christian ein, als habe sich der Regisseur eines drittklassigen Films namens „Uschi, Herrin über Föhn und Haube“ die Szene ausgedacht. ? Er hörte längst nicht mehr zu. „Sehen Sie: Ist richtig natürlich, fast wie schwarz. Die meisten wollen mir das einfach nicht glauben: Hellbraun ist viel dunkler auf dem Kopf als auf der Palette ...“
Er nickte schon wieder, während die Friseuse auf ihn einredete, als hätte er ihr in irgendeiner Weise zu widersprechen gewagt.

Ich habe gleich gewusst, dass du ein Mann sein würdest. Gut siehst du aus, echt gut!“ Auf den Stufen vor der Eingangstür hatte ein schlanker junger Mann in der Vormittagssonne gesessen. Jetzt streckte er Aufmüpfer seine feingliedrige Hand entgegen.
Nein, nein, gewusst habe ich nicht, dass du gleich wiederkommen würdest, aber geahnt. Und wenn ich mich geirrt hätte, hätte ich auch nichts verpasst: Hier auf dem Dorf kann man das Wetter viel besser genießen als in Berlin.“
Wer sind denn Sie?“ Christian tat betont abweisend, obwohl er sicher war zu wissen, mit wem er es zu tun hatte. Vor allem, mit welcher Art von Mann. Schon der Hüftschwung bei jedem Schritt – der Mann schien einen Hula-Reifen über der Taille halten zu müssen – ließ keinen Zweifel. ...

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