Freitag, 2. August 2013

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1812

.Langsam bahnt sich auch auf dem Planeten eine Katastrophe zusammen:

..Slov ant Gali: Planet der Pondos (29)
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... .Onja zögerte. Vor ihr erstreckte sich über die ganze Breite ein alter Stacheldrahtzaun. An einer der Chucco-Pflanzen gab es jedoch einen Durchgang zwischen den Luftwurzeln. Es war nicht der einzige unbewachte Durchschlupf, aber zu diesem hatte Okana sie nun einmal geschleppt. „Mein Papa erlaubt mir sonst alles. Das nicht. Das ist wirklich gefährlich.“
Solange sie sich zurück erinnern konnte, hatte sie nie etwas so offiziell Verbotenes getan. Aber sollte sie das der Freundin eingestehen?
Okana sah sie auch schon missbilligend an: „Ach, Onja, du wirst noch sterben vor Schiss!“
„Oka, ich hab keinen Schiss. Hier soll nur alles voller Minen sein. Wenn du die antippst, fliegst du in die Luft.“
„Onja, komm endlich! Minen! Wenn ich das schon höre! Die sind aus dem Krieg. ?ber dreihundert Jahre alt. Das ist der schönste Abenteuerpark, den du je erlebt hast. Kein Koom wagt sich auch nur in die Nähe des Welaspalts.“
„Das ist es ja gerade.“
Die letzten Worte sagte Onja schon im Gehen. Was sollte sie auch machen? Ein so wunderbares Wetter, die beste Freundin ein paar Schritte vor sich ... und es war doch wirklich nie etwas passiert.
Okana lächelte. Entschlossen stapfte sie vor der Freundin her. In dieser Gegend kannte sie fast jeden Stein und jeden Farn. Es gab nur eins, was jetzt zählte. Sie musste verhindern, dass ein Koom sie entdeckte. „Nun pass lieber auf. Die alte Straße sollten wir besser nicht betreten. Aber da wollen wir auch nicht hin.“ Sie lief voraus. Ihre Siedlung hatten die beiden längst hinter sich gelassen. Für Uneingeweihte schien es in diesem verwildertem Wald keinen Weg zu geben. Okana wusste es besser. Sorgfältig mied sie das verfilzte Fesselkrautgestrüpp. Die riesigen Farnbäume, deren aufsteigende Kronenbüschel von unten nicht sichtbar waren, hatten von ihr fast alle Namen bekommen. Die Luftschlangen waren bei der Helligkeit noch nicht aktiv. Wie armdicke nackte Wurzeln klammerten sie sich weit über Kopfhöhe eines Pondos an die Farnstämme. Tags waren sie nur blinde, schlafende Pflanzen, kaum geeignet für die Gruselgeschichten, mit denen die Größeren den Kleineren Angst einjagten, damit sich die heimlichen Mutproben auch lohnten.
„So, gleich sind wir da.“ Das sagte Okana wohl nur, damit Onja nicht aufgab. Vor ihnen lag immer noch ein ganzer Kilometer schwierigen Weges. Diesmal hatten sie sich durch dichtes, von jungen Farnen und Gräsern gebildetes Dickicht zu kämpfen. Die meisten Pflanzen dieser Art waren mindestens so gro? wie die beiden Mädchen. Nichts Anderes war zu sehen, und sobald Onja nicht aufpasste, peitschte ihr ein Trieb ins Gesicht. Sie konnte nicht mehr, aber sie wagte nicht, Okana das zuzurufen.
Okana stoppte, lauschte, „Nein, hier ist niemand“, sagte sie halblaut, und machte drei Schritte vorwärts. Mit dem Stolz des heimlichen Entdeckers betrachtete sie Onjas staunendes Gesicht. Sie standen plötzlich auf einer Lichtung von etwa drei?ig Metern Durchmesser, auf deren Boden nur flaches, wenn auch dichtes Gras wuchs.
„Einmalig, das Versteck!“
Die beiden Mädchen fassten sich an den Fingerspitzen und tanzten singend im Kreis. Als Onja endlich lachend rief „Ich kann nicht mehr!“, lie? Okana sie los, dass sie sich gerade noch so aufrecht halten konnte, und brüllte: „Dabei hast du das Beste noch gar nicht gesehen.“
Wie eine Verschwörerin deutete sie zur linken, der steileren Seite des Tien-Massivs. Mit einem Mal sprintete sie los. Ehe Onja begriffen hatte, was los war, stand sie allein im Schein der Xume. ?berrascht sah sie sich um. Okana, die sie beobachtete, ohne selbst bemerkt zu werden, konnte sich das Lachen kaum verkneifen. Aber sie musste. Nur so konnte sie die Qualität ihres Versteckes testen: Lange würde Onja nicht mehr allein herumstehen, sondern in der Richtung zu suchen anfangen, in die sie sie hatte verschwinden sehen. Nur, wenn Onja trotzdem nichts fand, war das Versteck wirklich gut. Ein Test, der Okana ein irres Vergnügen bereitete. Wegen der Grenzsperren kam kein Koom in diese Gegend. Angeblich schon seit Jahrhunderten nicht. Solch ein Geheimnis war nicht mit Pol-Ketten aufzuwiegen. ...
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..***
.Die "Gedichte des Tages" sind hoffentlich keine Katastrophe:
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.Um an die gestrige Moderation anzuknüpfen: Gunda Jarons "Plötzlich und unerwartet" kann wohl jeder vorbehaltlos zustimmen ... und jedem fällt dabei auch etwas und jemand Konkretes ein ...
Als "Gegengedicht" folgt ein weiterer Japaner: 

Slov ant Gali: Senryū Nr. 20

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