Mittwoch, 14. August 2013

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1823

Als erstes folgt - sozusagen ein Blick hinter die Kulissen - der Anfang einer utpischen Action-Erzählung von Slov ant Gali:

Jeder gegen jeden (1)

Djepp rannte so schnell er konnte. Er konnte schnell rennen. Er hatte eine zweite Chance bekommen und er würde sie nutzen. Er würde als Sieger überleben. Als erstes ins Labyrinth zu starten hatte mindestens einen Vorzug: Ihm konnte niemand auflauern. Djepp hatte die beiden Lagepläne überflogen. Die Chancen standen gut für ihn.
Es gab drei Möglichkeiten, Gegner auszuschalten: Sie abzuschießen war die sicherste, ihnen ihr Paket vor der Nase wegzuschnappen die erheiterndste. Ohne Strahler mussten die dann splitternackt durch das Labyrinth irren – ohne Chance, sich bei einer Begegnung zu wehren, und eigentlich auch ohne Chance, eines der Objekte zu finden. Was war das für ein Leben?
Seit zehn Minuten hetzte Djepp inzwischen durch die rechteckigen Öffnungen in den Wänden, ohne auf die Umgebung zu achten. Endlich hielt er inne.
Rechts einbiegen, auf die Knie, neben der Öffnung die Markierung suchen. Eine Handbreit vom Boden aus nach oben und dann etwa dieselbe Strecke von der Kante der Öffnung, erinnerte sich Djepp. Da! Da stand eine Zahl. 20/7. Also noch zwei Wohnungen und dann …
Die Kathedrale. Ein extrem hoher Raum. Von draußen musste er zu sehen sein. Als Orientierung, wenn man um den überbauten Teil des Labyrinths herumlief.
Nicht ablenken lassen.
Die Kathedrale hatte fünf Zugänge. Mist! Laut Karte müssten es sechs sein! Von wo aus musste er zählen? Welche auf der Karte eingezeichnete Tür gab es in Wirklichkeit nicht?
Jetzt nur nicht nervös werden. Hinter ihm lag der Korridor vom Eingang her. Zwei Abzweigungen jeweils rechts 60 Grad. Zweimal 60 Grad … also 120? Dann liefe er ja aus der Luft gesehen nicht mehr vom Eingang weg, sondern er näherte sich ihm sozusagen seitlich wieder.
Djepp breitete die Haupt- und die Ausschnittkarte auf dem Boden aus. Wenn er nicht schnellstens ein Detail fand, an dem er sich orientieren konnte, würde er nach draußen müssen und von der nächsten Ecke aus neu rechnen. Das würde ihn seinen ganzen Vorsprung kosten.
Moment! Auf der Karte in der Art anders Denkender stand undeutlich eine Vierstrich-Legende. Sollte das etwa …?
Djepp rannte von einer Türöffnung zur nächsten. Tatsächlich! Es gab einen Nachbarraum mit genau vier simulierten Fenstern. Dann war der rechte Raum daneben der richtige. Jetzt gerade durch. Noch einer. So …
Nun stand ihm doch Angstschweiß auf der Stirn. Dabei hatte er Grund zu einem verschluckten Freudenschrei. Nach der deprimierenden Leere der vielen Räume, durch die er bisher gelaufen war, stand er nun endlich vor einer Ecke, in der ein prall gefüllter Sack stand. Palsteg. Hieß der Knoten nicht so? War aber völlig egal. Wichtig war, dass zuoberst Kleidungsstücke lagen. Unterwäsche.
Hmmmm? Na gut … er sollte nicht als Model auftreten. Wenn er die Kampfmontur drüber hatte, würde schon nix rutschen. Hach, wo waren die Schnüre. Was nutzten Knieschützer, die über den Schienbeinen hingen? So, jetzt gings. Schade. Ein paar Sekunden waren verschenkt.
Djepp grinste. Wahrscheinlich erwischte nachher einer der Riesen den Kleiderpacken für Ta oder ihn. Zu klein ist wesentlich unpraktischer als zu groß.
Ah! Da war der Strahler. Mit so einer Waffe in der Hand sieht die Welt ganz anders aus. Schicksal, such dir ein anderes Opfer. Jetzt wird nichts mehr mit mir gemacht, jetzt mache ich!

Was war noch drin? Aha … das Fresskonzentrat, eine Trinkflasche, voll, der Knobelwürfel, ein Messer und ...



***

... na und die "Gedichte des Tages" dürfen natürlich nicht fehlen:

Die japanischen strengen Formen zu benutzen ist wie Frühsport der Synapsen. Man merkt allerdings deutlich das Knacken in den Geistesgelenken ...

Slov ant Gali: Senryū Nr. 40 - 42

Slov ant Gali: Senryū Nr. 48



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