Donnerstag, 8. August 2013

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1818

Noch einmal ein Griff in die alte Kiste des Fortsetzungsromans:

Slov ant Gali: Planet der Pondos (34)

Uljana, Sarah und Xu-Li folgten den anderen in den Saal. Dort hockten alle schweigend auf ihren Betten. Auch Uljana setzte sich anfangs hin. Aber sie sprang gleich wieder auf und lief den langen Gang im Schlafsaal von einem Ende zum anderen und zurück. Die restlichen Kinder beobachteten sie abwartend. Jeder schien dabei mit derselben Frage beschäftigt. Uljana hatte ihnen gerade den Tod auf besonders eklige Weise vorgeführt. Aber sie auch geweckt. Wer sonst sollte wissen, wie es weitergehen sollte?
Plötzlich brach es aus Uljana heraus: „Was guckt ihr so? Ich wei? auch nicht mehr als ihr. Irgendwas ist am Computersystem kaputt. Wir können ihm nicht trauen. Zu den wichtigen Datenpools bekomme ich keinen Zugang. Ob zum Beispiel bei der Weckautomatik noch etwas zu beachten ist. Zweimal habe ich sie ja in Gang gebracht. Der Typ da war der eine. Er war schon dabei, dasselbe zu machen wie ich. Das musste ich doch verhindern. Da wären doch sonst alle Erwachsenen gestorben! Bei euch ist es gut gegangen. Mehr wei? ich auch nicht.“
Die anderen sahen sie weiter abwartend an. Uljana hatte sich nur rechtfertigen wollen. Irgendwie. Das quälende Schuldgefühl loswerden, etwas falsch gemacht zu haben. Eigentlich war sie schon fertig damit. Hätte nur noch dasselbe mit anderen Worten sagen können. Aber die anderen starrten sie weiter an. Uljana holte mehrmals Luft und fing schlie?lich wirklich neu an: „Im Moment sind wir wohl nicht in Gefahr. Das Schiff fliegt von allein, und wir sind weiter von der Erde weg, als sich ein Mensch vorstellen kann. Ob wir irgendwo ankommen werden, wei? auch der Computer nicht. Ihr könnt es euch ansehen. Eure Eltern liegen noch da. Wenn ihr den grünen Knopf benutzt, dann tauen sie auf, aber wahrscheinlich sind sie dann tot. Deshalb lass ich zumindest die Finger davon. Aber ich kann euch nicht daran hindern.“
Genauso plötzlich, wie Uljana begonnen hatte, sackte sie in sich zusammen. Ihr fiel nichts mehr ein. Gar nichts, was sie noch hätte sagen können. Sie richtete den Blick auf den Boden, als suche sie dort etwas. Wartete auf eine Antwort. Vergeblich. Alle schienen noch etwas von ihr zu erhoffen. Das konnte es nicht gewesen sein. Ihre Rede musste einfach eine Lösung anbieten. Was denn jetzt zu tun war.
Nichts geschah. Außper dem gleichmütigen Summen der Aggregate nur immer peinlicher werdende Stille.
„Also ich kann auf die Alten verzichten. Gucken wir uns erstmal unser Revier an.“ Es war das Mädchen, das ihr bei dem Mann geholfen hatte. Uljana sah auf. Die andere fuhr fort: „Bevor ich’s vergesse: Ich bin Jenny. Mach dir keinen Kopp. Bringt nichts, echt! Aber da kommst du auch noch hinter.“ Mit den letzten Worten wendete sie sich ab, ohne eine Antwort abzuwarten. Sie war wohl überzeugt, alles Nötige gesagt zu haben.
Uljana aber fiel ein, dass sie etwas verschwiegen hatte. Unter den Eltern dieser Kinder waren mehrere bereits tot. Die gingen doch aber zu Lasten dieses Irren, oder? Und vielleicht… Nein, sie wusste nicht, welche Schalen eingefrostete Leichen enthielten. Sollten die Kinder doch hoffen.

Uljana beobachtete schweigend, wie die meisten im Saal von Schale zu Schale gingen, stehen blieben, betreten herumstanden, schwiegen. Gelegentliche Flüstertöne schallten deshalb richtig durch den Raum. Sarah und Xu-Li waren abwartend neben Uljana stehen geblieben. ... 

***

Die nächsten Gedichte des Tages kündigen Folgendes an:

Thomas Reich versucht mit seinem Gedicht eine Generalabrechnung mit dem "Katholizismus". Die Chancen sind bei ausreichender Heuchelei wenig vielversprechend.  Da schlägt "

Senryū Nr. 30

" einen anderen Ton an ...

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