Sonntag, 18. August 2013

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1827

,.Noch ein wenig utopische Prosa zwischendurch:

.Slov ant GaliJeder gegen jeden (5)


... Ta hatte ihre Kugel geöffnet und den Wegplan ausgepackt. Noch immer lauschte sie in die Umgebung. Nichts deutete auf einen Gegner hin. Vielleicht war es wirklich wichtiger, von hier wegzukommen, bevor der nächste Kandidat aus der Schleuse kam? Wenn doch der Plan genau und zutreffend gewesen wäre! Aber alle Kandidaten waren gewarnt worden: Das gesamte Testgelände sei ein Labyrinth. Keiner der Pläne enthielte alle Wände oder gar alle Wände dort, wo sie wirklich seien. Wer die Suche wagte, würde zuerst einmal ein verdammt gutes Orientierungsvermögen brauchen, einen Stift hatte ja niemand, um sich wenigstens die Sackgassen aufzuzeichnen, die schon getestet waren. Das hatte aber auch einen Vorzug: Vorerst war wenig wahrscheinlich, dass gerade ein Strahler auf Ta gerichtet war.

***


Martin betrat das Labyrinth, als ob dort keine Gefahr drohen konnte. Diese verdammte Nacktheit war grausig. Mit jedem Hauch auf allen Poren Zeichen der Wehrlosigkeit, der Schutzlosigkeit. Wollten diese Hochgelehrten, die sich dieses Auswahlverfahren ausgedacht hatten, den Kandidaten dieses Gefühl vermitteln? Sollten die eventuell künftigen Kapitäne von Raumschiffen der Menschheit schon einmal durchleben, wie das ist, rundherum in einer übermächtigen und wahrscheinlich menschenfeindlichen Umgebung zu stecken? Man verfügt über ein kleines Raumschiff, aber in Wirklichkeit ist man ein Nichts? Nicht genug, dass man selbst beim kleinsten Fehler draufgehen konnte, man lieferte auch seine Mannschaft aus. Nein. Er würde diese Rolle nie ausfüllen. Commander? Das war nichts für ihn. Aber irgendwie war Martin doch stolz: Wie viele Kommissionen hatte er schon getäuscht, durch wie viele Psychotests war er gekommen. Vielleicht war es aber gerade diese Sicherheit, dass er eigentlich nicht hätte bestehen können, dass er sie dann doch bestand – noch dazu mit überdurchschnittlichen Werten. Alles war nur ein Spiel. Der Einsatz war das Ganze und eigentlich verloren, bevor es losging, und mit der unschuldigen Verwunderung eines Kindes, das eine dreifache Portion Eis bekam, weil es bescheiden gesagt hatte, ihm reiche die kleinste, Hauptsache die anderen hätten ihre. Es hatte nie jemand erkannt, dass es Martin gar nicht um irgendwelche anderen gegangen war, sondern um eine ganz bestimmte andere. Ta war seine heimliche Sandkastenliebe gewesen und war es geblieben – mit Höhen und Tiefen zwar, mit einem Riesenmaß an Selbstverständlichkeit, dass er für sie da war, und der Unbegreiflichkeit, warum er nicht seine Gefühle ausgesprochen hatte. Wahrscheinlich war diese Beziehung das Einzige, bei dem die Erwartung des Scheiterns ihn behindert hatte. Nur hier wäre es ihm unerträglich gewesen, die erwartete Abfuhr zu bekommen. So hatten ihn die meisten Kommilitonen zu Unrecht für einen Glückspilz gehalten, weil er alle Aufgaben besonders leicht löste. Die wichtigste, die, an der ihm wirklich etwas gelegen hätte, löste er nicht. Und immer dann, wenn er sich durchgerungen hatte, vor Ta zu treten und große Worte auszusprechen, hatte sie gerade die nächste Beziehung. Manchmal dauerte deren Ewigkeit zehn Tage, manchmal zehn Monate, nie länger. Danach war Martin einfach da. ...  
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***

Natürlich steht auch diesmal ein Blick auf die nächsten "Gedichte des Tages" auf dem Programm:
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Irgendwie haben die strengen Formen etwas für sich. Man kann nicht schummeln oder kraft des eigenen Selbstbewusstseins den eigenen Text zum Gedicht erklären. Jeder kann nachprüfen, ob das Ergebnis den Anforderungen entspricht:


Slov ant Gali: Senryū Nr. 49


Slov ant Gali: Senryū Nr. 34 - 36


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