Donnerstag, 22. August 2013

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1831

Noch lernten wir nur einige Starter kennen. so richtig geht der Kampf in der Prosaerzählung erst los:

Slov ant GaliJeder gegen jeden (9)

***

Serada hatte die Hauptkarte betrachtet. Sie hatte gelächelt. So also sollte sich ein künftiger Rauschiffkommandant auch zurechtfinden können? Was sie da sah, ließ sich im Kopf in eine 3D-Grafik umwandeln, in der man sich selbst sehen und bewegen konnte. Die Gedächtnisleistung war vielleicht etwas groß, wenn eine Störung eintreten sollte. Serada rollte sich von Deckung zu Deckung. Also sie lief schon aufrecht, aber sie bemühte sich, immer mit dem Rücken an einer Wand zu bleiben. Ihre schlanke Gestalt war da sehr hilfreich. An all den Durchgängen des langen Korridors, die aussahen, als stände der Einbau von Zwischentüren unmittelbar bevor, konnte sie sich wunderbar in einen der rechten Winkel davor drücken, ohne, dass sie ein lauernder Schütze hätte treffen können. So war dieses Spiel wohl auch gedacht. Und dass sie die eigene Aufregung beherrschen lernten. Die seltsame Anordnung des unübersichtlichen Gebäudes hatte eine wesentliche Eigenschaft. Schallwellen breiteten sich weit aus, kamen aber überall nur verzerrt an. Serada hatte trotzdem nur Augenblicke gebraucht, um sich an das eigene Schrittgeräusch zu gewöhnen und es zu dämpfen. Schwerer war schon die Überwindung der Ohrgeräusche. Die Anspannung ließ sie sofort den eigenen Herzschlag hören.
Wie weit kam man in zehn Minuten in einem solchen Labyrinth voran? Also wenn man schnell und wenn man nicht schnell sein wollte? Igor wollte nicht schnell sein, er wollte ja eigentlich auf sie warten. Aber er hatte die neun, sie die elf. Also war noch jemand zwischen ihnen. Da lag das Problem. Er hatte versprochen, ihr Pfeifsignale zu geben. Sie würden das Labyrinth gemeinsam bestehen. Mal sehen, ob sie dafür disqualifiziert würden. Das war ihnen beiden nicht als das Entscheidende vorgekommen. Viel wichtiger war, es zu überstehen. Einzelkämpfer war ja toll, aber doch nicht das Größte. Sie konnten darüber aber nur diskutieren, wenn sie praktisch gesiegt hatten. Und erst einmal ergab sich aus ihrer Absicht ein zusätzliches Problem. Zwischen ihnen jagte noch jemand seinem Ziel 1 entgegen.
„Kalinka“. Das war der Pfiff! Kein Gegner da. Stille.
Serada wunderte sich über sich selbst. Sie war fest überzeugt, die Herkunft des Pfiffes geortet zu haben. Er war aus dem Durchgang der viertnächsten Wohnung gekommen. Dazwischen lag noch viel Unübersichtliches. Längst konnte dort schon ein bewaffneter Kämpfer lauern.
Noch immer Stille. Wollte Ivan sie foppen oder nur ihr gemeinsames Risiko mindern … oder hatte sie sich getäuscht?
Serada entschied sich für die erste Variante. Wenn alle anderen Annahmen richtig waren, …
Wunderbar. Es war zwar nicht der Weg, de ihr zu ihrem Ziel 1 vorgeschrieben war, aber ein Versuch war es wert. Serada tauchte in die nächste Wohnung ein. Tatsächlich. Es war gar kein künstliches Licht, das da indirekt auch dem Gang seine gedämpfte Helligkeit schuf. Es gab ein Fenster nach draußen. Ehe Serada weiter übelegt hatte, war sie schon aus dem Fensterloch gesprungen und ihre Fußsohlen drückten hoch wucherndes Gras zur Seite. Ein besonnter Hof. Kein Hall. Summen, Zirpen.
In den nächsten vielleicht 200 Sekunden verfluchte Serada innerlich ihre Entscheidung mehrmals. Die Erfinder dieses Labyrinthkampfes hatten sich um den fußfreundlichen Boden in der simulieten Bauruine gekümmer; draußen aber lachten irgendwelche verborgenen Wurzeln auf kleine ahnungslose Raumschiffkapitänsanwärterinnenfüße, Steine usw. Schmerzhafte Härten schienen sich auf dem relativ kurzen Stück vorbei an den unbelegten Wohnungen. Endlich sah Serada Iwans nackten Rücken und das in Körperhaltung gegossene Gefühl des Mannes, zu wissen, wo und wie er auf sie zu warten hatte. Immerhin hatte er geduldig gewartet. Immerhin verkniff er sich jeden Laut, als ihn ein ausgerupfter Wurzelballen von hinten traf. Immerhin war er ganz offensichtliche Freude, so eine, wie wenn die ersten Überlebenden eines Grubenunglücks an die Oberfläche geholt würden.Er hatte sich einen Kuss verdient. Mochten sich doch die unsichtbaren Beobachter doch sonstwas denken.
„Deins zuerst.“.


***

Diese "Gedichte des Tages" sind jedenfalls morgen zu erwarten:

Wirkt es zu einseitig, wenn zur Zeit die japanische Kurzform dieses Blog beherrscht? Als Ausgleich kann man sich dann eben an drei Senryus erfreuen:

Slov ant Gali: Senryū Nr. 65



Slov ant Gali: Senryū Nr. 66

Slov ant Gali: Senryū Nr. 67




.




.




.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Follower