Sonntag, 11. August 2013

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1821

Sicher ist niemand überrascht, wenn wir mit der nächsten Prosafortsetzung beginnen:

.Slov ant Gali: Planet der Pondos (36)

Frank hatte die Arme um die an die Brust gepressten Beine gelegt. Dass ihn Uljana jetzt so offen betrachtete, machte ihn erst recht verlegen. Sein Schlafanzug verriet allzu deutlich, dass er nicht allein an seinen Vater dachte. Andererseits – wohin sollte er gucken? Am besten, er fixierte wieder einen Punkt irgendwo auf dem Sternensystem auf der Bildwand. „Hm. Ja. Die Erde. Was wei? ich, woran du dich erinnerst. Mit mir hätten sie so einen richtigen Kitsch-Film machen können. Mein Alter war steinreich. Was der unter Arbeit verstand, hat immer jemand anderem geschadet. Ich hatte es eigentlich echt gut. Manchmal kam ich mir vor wie der Meister mit dem Zauberstab. Ich brauchte nur einen Wunsch laut zu denken, schon war wer da und erfüllte ihn. Ich hielt das für normal. Und dann? In der Schule, da hätte ich erster sein müssen und konnte nicht. Ich wollte malen. Durft ich natürlich. Hatte sogar ein eigenes Atelier. Einen riesigen Stall, echt. Aber natürlich ging ?s dann los: Bevor du wieder malen darfst, musst du erst einmal … Was immer mein Alter anfing, wurde ein Geschäft. … Leider fiel dann das Happy End in dem Film aus. Kein armes Mädchen oder irgendwelche normalen Kids, die mich aus meinem Käfig holten. Wir blieben einfach nur reich. Für uns wurden Luft und Wasser gefiltert. Für uns gab’s lauter Scheiß, der auf der restlichen Erde kaum noch zu haben war. Wir konntens ja bezahlen. Obwohl ich für meinen Dad ein Versager war. Aber irgendwann sagte er dann: Hier ist nichts mehr zu retten. Wer überleben will, sollte schleunigst eine neue Heimat finden. Und zwar so weit weg, wies irgend geht. Alles hat er eben doch nicht in´n Griff bekommen. Unser sicheres Leben war so teuer, dass die New Home die bessere Lösung schien. Ich hab ihn natürlich gefragt, ob nicht auf der Erde… Nicht mal ausreden hat er mich lassen. Das verstehst du noch nicht, war sein ganzer Kommentar. Ich könne ja mit den anderen Versagern zusammen abnippeln. Aber das muss doch nicht sein. Und vielleicht sind unter den paar Tausend Leuten in der Flotte wenigstens ein paar anständige. Und welche, die sich über einen Maler freuen.“
„Frank, wer immer mit uns zusammen gestartet sein mag: In unserer Nähe ist er nicht. Das hat der Computer mir bestätigt. Wenn es ein Zielprogramm gab, dann sind entweder wir die einzigen auf dem richtigen Kurs oder die anderen … oder niemand. Der Mann, weißt du, der stinkende Tote, der wollte hier alle Auftauprogramme einschalten. Ich habe ihn getötet. Ich wollte das nicht, aber ich hatte doch das Programm schon ausprobiert. Ich wusste doch, dass es in den Tod führt!“
Uljana machte eine Pause. Aber dann setzte sie, ohne eine Antwort abzuwarten, fort: „Alles ist schief gegangen. Dem Mann sind genau wie mir die Erwachsenen gestorben. Vielleicht sind deine Eltern meinetwegen längst tot. Nur wir nicht. Eben, weil wir noch nicht alt genug sind. Bis zu meiner Mum ist der Typ zum Glück noch nicht gekommen. Und zu knapp zweihundert anderen auch nicht. Aber die können wir nicht wecken, ohne … Aber ich w i l l sie wecken, verstehst du? Ich will meine Mum wiederhaben und nicht Nanny für diesen Haufen hier spielen.“

„Du bist aber eine nette Nanny.“ Natürlich sah Frank Uljana nicht an dabei. Natürlich sagte erst einmal niemand etwas. Dann aber setzte Frank noch einmal an: „Ein Raumschiff voller Kinder, ja, danke … Sind wir denn schon alle?“

***

... Und auch die "Gedichte des Tages" sind keine Überraschung:

Für Thomas Reichs Gedicht " Gotteskrieger" bin ich wahrscheinlich zu alt. Ich hätte nämlich die Frage, ob das denn wirklich ein Gedicht sei, mit einem spontanen NEIN beantwortet. Aber wer bestimmt das in letzter Konsequenz außer dem Autor?
Ich weiche bei der Einornung meiner japanischen Form ja auch auf eine Bezeichnung aus, die außer der 5-7-5-Silbigkeit viel Freiraum lässt:

Slov ant Gali: Senryū Nr. 45



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