Donnerstag, 7. März 2013

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1673


Eigentlich wünschte ich mir einen "Frauentag" der feiernden Art ... so in der Art "Ist doch schön, dass es Frauen gibt - und heute freuen wir uns mal drüber ..." Doch sobald man nicht mit Scheuklappen herumläuft, stellt man fest, dass die Zeit dafür noch nicht reif ist. Sogenannte Gleichstellungsbeauftragte versuchen Verhältnisse zu simulieren, die eben nicht gegeben sind. Es ist eigentlich nur albern, wenn es als feministischer Fortschritt gilt, DichterInnen schreiben zu müssen, um politisch korrekt zu sein. Ich habe mir erlaubt, die Beiträge zum vorjährigen Kampftag für die Rechte der Frauen herauszusuchen - sozusagen als Symbol, es gibt nichts Neues. (Zwischenzeitlich kam aber noch ein "Kommentar" von Hanna Fleiss dazu "Zwei unterhalten sich") Und wir müssen dabei nicht nach Indien schauen, wo eine Gruppenvergewaltigung - hoffentlich nicht nur verübergehend - die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf Gewalt gegen Frauen gerichtet hat. Letztlich wird der Kampf um tatsächliche Gleichberechtigung weitergehen, bis es keine Macht im weiten und engen Sinn mehr gibt. (schmunzel:) Trotzdem kann Mann ja der Natur Dankbarkeit zeigen, dass es eben auch Frauen und nicht nur Männer gibt ...

Diesmal kommen die lyrischen Beiträge zum internationalen Frauentag sehr konventionell daher. Erinnern wir uns daran, dass vor fünf Jahren Brigitta Weiss mit " An mein Kind" am ersten Friedenslesungswettbewerb teilnahm. Nicht nur, dass weltweit und im eigenen Land die "Gleichberechtigung" der Frauen offen oder über indirekte Mechanismen verhindert wird (wo bekommen Frauen "gleichen Lohn für gleiche Arbeit") wird die einmalige Bedeutung des Leben-Gebens missachtet.
Andererseits möchte ich allzu gern wissen, wie viele Leser noch wissen, auf welche konkrete zwei "Frauen" sich das folgende Gedicht bezieht:
Wir Autoren wenigstens wollen uns nicht vorwerfen lassen, geschwiegen zu haben. Insofern folgt ein kleines buntes Programm:
Brunhild Hauschild 100 Jahre Frauentag...
Sebastian Deya:



Im Prosateil beginnt eine neue Kurzgeschichte ... ohne Frauentagsbezug ...


Slov ant Gali: Die Kontaktanzeige (1)

Christian Aufmüpfer war Schriftsteller. Genauer: Aufmüpfer hielt sich für einen Schriftsteller, einen ganz großen heutigen, nur die anderen hatten es noch nicht erkannt.
An 24 Großverlage hatte er seine Kunst verschickt - und 24 Absagen hatte er erhalten, die letzte nach sechs Monaten: Man habe nicht die Zeit, unverlangt zugesandte Manuskripte zu lesen.
Glücklicherweise gab es noch „Privatverlage“, bei denen man seine Veröffentlichungen kaufen konnte. So hatte er nach vier Tagen ein Vertragsangebot und nach weiteren vier Tagen den Druckkostenzuschuss von seiner Frau für seinen ersten Erfolg. Da musste ihr nächster Kleinwagen eben noch ein paar Jahre warten.
Sehr bald konnte er seinen Namen im „Börsenblatt des Deutschen Buchhandels“ lesen.
Damit aber war er noch nicht bekannt. Welcher normale Mensch nahm schon dieses Börsenblatt in die Hand – und dass er sein Werk in irgendeinem Laden richtig als Buch sehen, dass es je ein Mensch kaufen würde, das hatte ihm ja niemand zugesichert.
Er brauchte also eine Idee, um dem Verkaufserfolg etwas nachzuhelfen. Diese Idee brachte seine Frau unbeabsichtigt mit nach Hause. Sie hatte ein Faible für Frauenzeitschriften, die dann durchgeblättert irgendwo in der Wohnung herumlagen, um von Aufmüpfer als Toilettenlektüre nachgenutzt zu werden.
In einer davon fand er eine Beilage: „100 Singles zum Verlieben“, das Ganze gleich mit Bild und Kurzinterview. Erreichbare Adressen in ganz Deutschland … Interessiert blätterte er die wenigen Seiten durch. Dass es so etwas überhaupt noch gab im Zeitalter von facebook und Singlebörsen im Internet...
Aufmüpfer dachte erst daran, sich mit ein paar der hübschen Mädels darin bekannt zu machen. Dann jedoch schoss ihm ein genialer Gedanke durchs Hirn und er schrie vor Vergnügen in seinem Büro auf.
Schon saß er am Computer.

Liebe …

sicher schreiben dir von den schüchternen, aber liebenswerten Menschen nur wenige auf Deine Anzeige, und wenn, dann schmeißt Du ihren Brief sowieso weg, weil du sie unter Deiner Verehrerpost nicht herausfindest. Die fallen nämlich kaum auf. Einzig darum lege ich Dir einen „Werbezettel“ für mein erstes Buch bei. Damit rage ich hoffentlich aus der Menge der Zuschriften heraus, und ich brauche nicht verlegen zu werden beim Anpreisen, was ich für ein toller Kerl wäre. Ein Foto von mir findest Du auf dem Einband … und vieles andere kannst du dort entdecken, womit Du mich gleich richtig kennen lernst und worüber wir uns später brieflich unterhalten können. Dass ich Dich super finde, so richtig für mich gemacht, steht außer Frage, hätte ich dir sonst geschrieben?
Es freut sich auf die nächste Runde
Chris

„Hach!“ Mit einer Siegerpose reckte er seine rechte Faust in die Luft.
„Für Geld kann man das schon mal machen. Denn Geld und Ruhm werden rauskommen dabei.“

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