Es sollte logisch sein, dass auch wenn der "alte Winter in seiner Schwäche" "fliehend nur" sich gelegentlich zurück meldet, häufiger der Frühling Thema von Gedichten ist. Wem das nicht gefällt, der kann sich ja Frühling als Symbol für die große Menschheitsrevolution nehmen. (Das würde ich aber nicht empfehlen: Jedem Frühling FOLGT auch Herbst und Winter ...)
Beginnen wir mit gehäkelten Mäuseohren, die Brunhild Hauschild in "Sich entrollender Frühling" entdeckt.
Der alte Winter der vorvernünftigen Menschheitsunordnung hat sich auch zurückgemeldet ... leider nicht nur fliehend. Dabei kommt einiges Geschmackloses in unsere Verdauungsorgane ... wofür Hanna Fleiss keinen Gedichttitel finden mag. "Wir kommen nicht mehr raus"
Die Prosageschichte geht einfach weiter:
Slov ant Gali: Die Kontaktanzeige (3)
... „Hallo, ich bin die Marion.“ Sie
lächelte Christian an und klimperte ein wenig mit den Augenlidern.
„Guck nicht so komisch. Du hast mir doch auf meine Singleanzeige
geschrieben. Na, und nun bin ich zufällig hier in der Ecke. Da
dachte ich, schaust du einfach mal rein. Was ist denn? Willst du mich
nicht reinlassen?“
Mechanisch gab Aufmüpfer die Haustür
frei.
Marion - welche Marion eigentlich? -
Marion also sah ihm in die Augen, als suche sie nach einem tiefen
Versteck.
Später hatte Aufmüpfer nicht mehr
ergründen können, wie die Sache weiterging. Er erinnerte sich aber
genau daran, dass er „Um Himmels willen“ dachte und im gleichen
Augenblick zur Seite trat.
„Komm doch rein. Wenn du schon so
einen weiten Weg hinter dir hast – du hast doch einen weiten Weg
hinter dir? - dann wirst du doch einen Moment Zeit haben, bis der
Kaffee fertig ist?“ Er nahm ihr den Mantel ab
Marion nickte freundlich. „Ja,
natürlich. Mach nur.“
Sie setzte sich auf die ihr zugewiesene
Couch im Wohnzimmer und ließ ihre Blicke schweifen.
Aufmüpfer überlegte angestrengt. War
er eigentlich Single? Also in Marions Augen? Ach nein, wenn sie sein
Buch gekauft hatte … Andererseits … wieso war sie dann hier?
Hatte sie das Buch vielleicht nicht besorgt und fand ihn nur
interessant, weil er ein Künstler war?
In Christian Aufmüpfers Kopf purzelten
die Gedanken munter durcheinander. Seine Hände zitterten; er
verschüttete Kaffeepulver, er verschüttete Wasser …
„Soll ich dir helfen kommen?“
„Nein, nein, schon gut. Ich bin nur …
naja, irgendwie hast du mich ein wenig überrumpelt.“ Er räusperte
sich verlegen.
Wie spät war es eigentlich?
Aufmüpfer betrachtete entgeistert die
Küchenuhr. Zehn vor halb drei.Martin und Nicole hätten
schon längst da sein müssen. Ob sie den Bus verpasst hatten? Dann
käme der nächste halb vier. Oder ob was passiert war? Quatsch, da
hätte jemand angerufen. Also hatte der Bus etwas Verspätung oder
sie bummelten auf der Straße vor der Tür. Dann konnte es jeden
Augenblick klingeln.
Warum sollten ihn aber nicht die Kinder
aus seiner vergangenen unglücklichen Ehe besuchen? Gibt’s doch, so
etwas, oder? Wie er allerdings seinen Kindern den weiblichen Gast
erklären sollte, darüber wollte er lieber nicht nachdenken..
Im Bemühen, nicht auch noch den
fertigen Kaffee zu verschütten, und mit dem Gedanken: „Ist doch
alles ganz normal. Ist doch alles ganz normal“, betrat er wieder
das Wohnzimmer.
Marion stand vor der Anrichte und für
einen flüchtigen Moment bot sich Aufmüpfer der Blick auf ihre
hinreißende Rückfront. Dann drehte sie sich mit einer
Porzellanpuppe in der Hand um und fragte entgeistert: „Was ist
normal?“
„Ach nichts. Ich habe nur laut
gedacht.“
„Aha.“ Vorsichtig stellte Marion
die Nippesfigur zurück an ihren Platz.
Christian war froh, noch ein paar
Stückchen Streuselkuchen gefunden zu haben. Im Wechsel von Trinken
und Kauen würde ihm hoffentlich etwas Vernünftiges einfallen.
Währenddessen musterte ihn das Mädchen
ungeniert und offenbar belustigt.
„Was lachst du? Bin ich immer noch
voller Wasserflecken?“
„Ach wo! Aber ich hatte mir halt so
ein Bild von dir gemacht. Und da warst du irgendwie ausgeflippter.
Nicht so stinknormal wie ein Versicherungsvertreter ...“
...
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