Freitag, 8. März 2013

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1674

Beginnen wir mit einer thematischen Ausgabe der "Gedichte des Tages":

Das von Hanna Fleiss angeregte Thema des Tages: "Nachbarn". Als ich ihr Gedicht las, erinnerte ich mich sofort, dass auch ich mich darn versucht hatte: "Nachbar". Beiden Gedichten geht das Lachen ab ...


Die Kurzgeschichte geht weiter - beabsichtigt, in einer Sammlung von Heiterkeiten aufzutauchen ...

Slov ant Gali: Die Kontaktanzeige (2)

,,, Hach!“ Mit einer Siegerpose reckte er seine rechte Faust in die Luft.
„Für Geld kann man das schon mal machen. Denn Geld und Ruhm werden rauskommen dabei.“
Für Aufmüpfer war alles klar. Was würde geschehen? Die Mädchen würden der Aussicht nicht widerstehen können, persönlich mit einem Künstler wie ihm vertraut werden zu dürfen. Also würden die meisten seine Zuschrift herausfischen und in den Buchhandlungen nach seinem Buch fragen. Es wäre nicht da, müsste – und würde – bestellt werden, und wenn dann die Bestellung abgeholt würde, würden die Mädchen erfahren, dass er mit Weib und zwei Kindern zusammenlebte.
In ihrer Entrüstung darüber verbreiteten sie sicher ungewollt noch seinen Ruhm in der Bekanntschaft. Dann würden sie den Kopf schütteln und sein Buch zur Seite legen. Natürlich erst nach dem Lesen. Sie würden es interessant finden und ihren Freundinnen davon erzählen. Melden würde sich jedenfalls keines der Mädchen bei ihm und er brauchte sich auch nicht mehr zu melden. Und … es traf ihn wie der Blitz: Das ging sogar mit den Männern!
Natürlich durfte er nicht „Liebe“, sondern musste „Lieber ...“ schreiben, und untendrunter musste er mit „In (vielleicht mal) Liebe, Chris“ unterschreiben, den Restbrief konnte er lassen.
Nun her mit den Namen und Adressen, und los ging's mit den Serienbriefen – schade, dass er sie nicht als Infopost abschicken konnte. Die hätten dann aber einfach zu unpersönlich gewirkt.
Die nächste Nummer der besagten Zeitschrift erschien, ohne dass eine Reaktion von einem Singlepartner im Briefkasten gelandet wäre. Der Verlag hatte sich zwar nicht bei ihm gemeldet wegen einer Neuauflage seines Buches, aber Aufmüpfer war sich fast sicher, dass seine Masche funktionierte.
So wiederholte er das Spiel nun schon mit einiger Routine.
Er achtete auch nicht mehr so penibel darauf, immer der Erste am heimischen Briefkasten zu sein. Es würde wohl nichts passieren.
Eigentlich schade, dachte er. Neben der Verkaufsmasche hatte er damit geliebäugelt, mal so richtig scharfe Fanpost zu bekommen, solche, bei der es besser war, dass Rita sie nicht zu Gesicht bekam. Aber der Erfolg ging natürlich vor. Erfolgreiche Künstler werden immer auch als sexy erkannt. So wartete er gelassen auf die folgende Monatsausgabe.
Weitere zwei Wochen vergingen. Seine Frau Rita hatte sich erst gewundert über sein plötzliches Interesse an einer Frauenzeitschrift, es aber schnell wieder vergessen. Es gab Wichtigeres zu erledigen.
Die Aktion Kontaktanzeigen war fast schon in Bedeutungslosigkeit versunken, da klingelte es an der Haustür.
Vor Aufmüpfer stand ein Mädchen, das er trotz seiner Überraschung sofort reizend fand.
„Hallo, ich bin die Marion.“ Sie lächelte Christian an und klimperte ein wenig mit den Augenlidern. „Guck nicht so komisch. Du hast mir doch auf meine Singleanzeige geschrieben. Na, und nun bin ich zufällig hier in der Ecke. Da dachte ich, schaust du einfach mal rein. Was ist denn? Willst du mich nicht reinlassen?“
...



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