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Da ist die Fortsetzung der Kurzgeschichte schon selbstverständlicher:
Slov ant Gali: Die Kontaktanzeige (6)
... Etwa zur gleichen Zeit blätterte der
so Durchgehechelte in den drei Illustrierten, die er zum
Buchvertriebsmanagement benutzt hatte, um Marions Bild darin zu
entdecken.Wenn er ihr das nächste Mal begegnete, wollte er besser
vorbereitet sein. Sie hatte ihm eine Berliner Telefonnummer
aufgeschrieben, und die Selbstdarstellungen der
Singlelebensend-Kandidaten in der Zeitschrift waren recht
umfangreich. Da musste sich doch etwas zum Anknüpfen finden lassen.
Also ein Grund für einen Gegenbesuch. Eine solche Blamage wie beim
ersten Mal wollte er dabei aber nicht noch einmal erleben.
Doch so sehr er sich mühte, er
entdeckte weder ein Foto, das eine ausreichende Ähnlichkeit mit
seiner Nachmittagsbesucherin hatte, noch fand er eine „Marion aus
Berlin“.
War sie schon eine jener Bekannten, die
durch die von ihm durchaus gewollte Schleichwerbung an sein Buch
gekommen waren? Nein, dann wüsste sie von seinen
Familienverhältnissen. Sie hätte das Foto im Einband gesehen und
sich nicht über sein Äußeres gewundert. Eigentlich hätte ihm das
schon bei ihrem Besuch auffallen müssen. Christian runzelte leicht
die Stirn.
Oder sie hatte mit ihrer Freundin
zusammen deren Zuschriften ausgewertet und seine für sich behalten.
Ja, das würde es sein! Dann lohnte es ganz sicher, noch einmal
Anlauf zu nehmen.
Christian Aufmüpfer strahlte übers
ganze Gesicht. Eine junge Frau, die sich für ihn interessierte, die
durfte er sich nicht entgehen lassen. Die würde er sich nicht
entgehen lassen. Na warte, was du kannst, kann ich auch, brummte er
zufrieden, während er das Computerprogramm aufrief, mit der er zu
der bekannten Telefonnummer den dazugehörigen Adresseintrag aufrufen
konnte …
Marion Minas war wütend. Mehr noch,
sie war richtig sauer, stinkig … Es war einer der Nachmittage ohne
Vorlesungen oder Studienveranstaltungen, die sie hätte mitmachen
müssen. Sie hätte also lernen können, natürlich. Sie hätte aber
auch Frank in ihrer Altbaubude haben können und dann keine Jeans an
und etwas anderes auch nicht, nur Frank hätte sie gehabt und Spaß
bestimmt und eine unbändige Lust, sich begehren, und bespringen zu
lassen wie ein Kaninchen, so oft, doch viel, viel länger. Sie hätte
seine aufheizenden Worte in den Ohren gehabt und sich in die Zunge
gebissen, damit Krauses Besenstiel nicht wieder den Putz von ihrer
Wand klopfte.
Scheißkerl!
Hätte sie den Streit vermeiden sollen?
Sie mochte nicht darüber nachdenken. Sie wusch sich die Hände,
bespritzte ihr Gesicht mit kaltem Wasser und streckte dem Spiegelbild
die Zunge heraus, während sie sich sorgfältig trockentupfte.
„Dann eben nicht.“
Mit einem Achselzucken holte sie einen
Hefter hervor. Für die Zwischenprüfung in Mathematik würde der
Streit bestimmt gut sein. Mit Frank zusammen blieb es nie lange beim
ernsthaften Studieren.Es klingelte etwas verhalten.
Ach, Frank ... Das hätte sie ihm nicht
zugetraut, dass er sich entschuldigen kommen würde. Doch das Lächeln
lag längst in der kleinen Wangengrube, und sie keuchte wie nach
einem 5000-Meter-Lauf, bereit, sich in die Arme des hinter einem
monströsen Blumenstrauß verborgenen Mannes zu stürzen.
„Dass ich derart sehnsüchtig
herbeigewünscht werden könnte, hatte ich allerdings nicht
erwartet.“
Christian Aufmüpfer ließ seinen
Strauß sinken, so wie das Mädchen ihm gegenüber die Arme sinken
ließ. „Es scheint, der Empfang galt einem anderen und ich komme
ungelegen … Aber die Blumen nimmst du mir doch wenigstens ab, bevor
ich wieder gehe.“ ...
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