Zuerst Roger Suffo über Der Weg zur Amalthea - Eine Anthologie sowjetischer phantastischer Erzählungen
Eine Anthologie mit Erzählungen
unterschiedlicher Autoren zu unterschiedlichen Thematiken setzt
voraus, dass jedem Leser nicht alle Geschichten gleich gut gefallen.
Anthologien aus „realsozialistischen“ Zeiten haben einen
praktischen Vorteil: Sie werden nicht durch urheberrechtliche Fragen
eingeschränkt. Ein weiterer: Die Herausgeber / Lektoren hatten eine
gute Geschmacksbildung hinter sich. Denn eine Anthologie mit Texten
aus einem „Bruderland“setzte ja einen Kenntnisreichen voraus, der
die Texte aussucht und mindestens einen, der sie überträgt.
Insofern lohnen sich solche Bücher
immer. Ganz ohne Perlen geht so ein Werk nicht.
Zu DDR-Zeiten gab es bereits ein
Begriffsproblem: Der englische Ausdruck „Science Fiction“
(Fiktion) war verpönt. Wissenschaftlich-phantastisch üblich,
utopisch häufig, wobei letzteres eine Auseinandersetzung mit
gesellschaftlichen Verhältnissen als Schwerpunkt hatte.
Beim Untertitel zu diesem Bändchen
muss man aufpassen: Da steht nur „phantastisch“ und dass das
nicht als Werbung gemeint war, versteht sich von selbst. Der
vorsätzliche Verzicht auf das „wissenschaftlich“ wirkt hier
positiv. Alle Geschichten enthalten zumindest eine Prise
verschmitztes Lächeln / Grinsen. Da darf die Idee durchaus absurd
sein, Hauptsache sie ist etwas grotesk, seltsam, anregend zum
Kopfschütteln. Skurril, ja, das auch. Mich überzeugten die nicht zu
langen Geschichten am meisten. Sie ließen sich am Stück auf eine
meist eigensinnige Pointe hin verfolgen. Ich weiß nicht, was Fans
von „Per Anhalter durch die Galaxis“ tatsächlich zu diesem Band
sagten. An sich müssten sie DIESE Art des feinen Humors auch mögen.
Etwas hoffentlich Unbeabsichtigtes
scheint noch durch: Die Welt ist etwas sehr Sowjetunion, also die
Helden selbst in fernen Galaxien stammen für mein Gefühl zu oft von
dort. Aber auch dort mit Kopfschütteln: In dieser „Sowjetunion ist
„Futorologie“ in.
Die meisten Pointen sind überraschend.
Die am wenigsten überraschende ist die vom sowjetischen Ungeheuer
von Loch Ness – man brauchte sich nur die Frage stellen, welches
die absurdeste Lösung mit (hier ausnahmsweise) didaktischen
Zeigefinger wäre ...
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