Donnerstag, 14. März 2013

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1680

Hätte man das Gedicht von Hanna Fleiss wegen seiner Anmoderation zurückhalten sollen, bis wieder ein SF-Prosatext folgte?

"Unterirdisches" ist nicht Hanna Fleiss´ Beitrag zur modernen SF-Lyrik, sondern leider sehr aktuell - da mag man kaum über einen korrekturbedürftigen Reim meckern, wenn solche korrekturbedürftigen Verhältnisse beschrieben werden. Vielleicht wäre aber der Bezug zur Zeit der Wölfe "bei vollmond" etwas zu weit hergeholt ... vor allem, weil es ja wirklich "nur" um die Umweltzerstörung geht ...
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Die Erzählung ist wohl eher heiter, oder?

Slov ant Gali: Die Kontaktanzeige (8)


... „Ich habe gleich gewusst, dass du ein Mann sein würdest. Gut siehst du aus, echt gut!“ Auf den Stufen vor der Eingangstür hatte ein schlanker junger Mann in der Vormittagssonne gesessen. Jetzt streckte er Aufmüpfer seine feingliedrige Hand entgegen.
Nein, nein, gewusst habe ich nicht, dass du gleich wiederkommen würdest, aber geahnt. Und wenn ich mich geirrt hätte, hätte ich auch nichts verpasst: Hier auf dem Dorf kann man das Wetter viel besser genießen als in Berlin.“
Wer sind denn Sie?“ Christian tat betont abweisend, obwohl er sicher war zu wissen, mit wem er es zu tun hatte. Vor allem, mit welcher Art von Mann. Schon der Hüftschwung bei jedem Schritt – der Mann schien einen Hula-Reifen über der Taille halten zu müssen – ließ keinen Zweifel.
Mensch, ich bin doch der Marian, dem du auf die Anzeige geschrieben hast! Erinnerst du dich nicht mehr?“
Währenddessen waren die beiden in den Korridor getreten.
In Aufmüpfer arbeitete es fieberhaft. Erst überlegte er, wie er den warmen Bruder loswerden könnte – selbst der Händedruck war ihm schleimig erschienen – dann siegte das „berufliche“ Interesse: Zeit hatte er. Also saßen die beiden sich am Wohnzimmertisch gegenüber. War das eine brauchbare Lustspielidee? Mann A sitzt neben Mann B und weiß natürlich nicht, was das für einer ist. Der versucht, immer noch ein Stück näher zu rücken und Mann A die Hand auf den Oberschenkel zu legen, ganz wie unbeabsichtigt, und dieser schenkt Mann B ein Bier ein und ... Und während Christian noch überlegte, hatte dieser Marian seinen Kopf heruntergezogen und küsste ihn und küsste ihn und küsste ihn …

Noch nie hatte sich Christian Aufmüpfer so sehr über das Weckerklingeln gefreut wie diesmal. Noch Minuten dauerte es, bis er sicher war, dass das Ganze nur ein Traum gewesen war.
Nun begannen Wochen voll hektischer Aktivität bei Aufmüpfers. Marion hatte ihr Praktikum beendet und verfügte als Studentin über freie Zeit. Die verbrachte sie auf dem Dorf bei Christian, und noch nie war dieser so froh darüber gewesen, ganz am Ortsrand, weitestgehend unbeobachtet von irgendwelchen neugierigen Nachbarn zu wohnen. Er war glücklich. Was Marion nicht ahnen konnte: An verschiedenen Stellen der Wohnung hatte Aufmüpfer „Wanzen“ installiert. Alle ihre Worte wurden Christiane aufgezeichnet. Die Mitschnitte ihres Stöhnens ertönten an den folgenden Vormittagen noch einmal, wenn Christian an seinem Roman arbeitete. Das strahlte ins Eheleben: Täglich rief Christian an, wie es Rita ginge, ob es Besonderes gäbe und … natürlich, wann Rita wieder zu Hause zu erwarten wäre. Lange hatte er sich diese Aufmerksamkeit nicht so regelmäßig geleistet. Er empfing Rita mit einem geschmückten Abendbrottisch, manchmal mit Blumen darauf. Das Haus durchzog ein Hauch männlicher Fürsorge für kleine Schönheiten, dessen Fehlen Rita Christian bisher immer vorgeworfen hatte. Nun hatte sie, was sie so vermisst hatte.
Anfangs deutete Rita Christians Verhalten fast richtig: Schlechtes Gewissen wegen „der Sache mit Marion“. Allerdings wäre sie nie darauf gekommen, dass diese „Sache“ über den einen Kontakt hinausgegangen war. Aber plötzlich entdeckte Rita den Reiz, vom eigenen Mann begehrt zu werden. Sie kaufte Push-up-BHs und Blusen, die sie voll zur Geltung brachten. Sie blieb als Letzte im Büro, damit sie sich für zu Hause umziehen konnte. Der Gedanke, einer ihrer Kollegen würde sie so sehen, trieb ihr Schauer heißen Bluts ins Gesicht.
Ihr Mann hatte Erfolg. Das spürte sie. Sie sah, wie viele Seiten Text Christian am Tage geschrieben hatte. Ihr Mann war mindestens genauso aufgeräumt wie das ganze Haus. Sie hörte seine obszönen Anfeuerungskosereien und als er in sie eindrang, schrie sie das erste Mal in ihrer langjährigen Ehe leise auf. . Bisher hätten ihre Kinder mit im Schlafzimmer schlafen können, sie hätten nichts bemerkt. ...



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