.Die Frage des Zusammenpassens stellt sich bei einer Erzählung weniger:
Slov ant Gali: Die Kontaktanzeige (7)
... „Dass ich derart sehnsüchtig
herbeigewünscht werden könnte, hatte ich allerdings nicht
erwartet.“
Christian Aufmüpfer ließ seinen
Strauß sinken, so wie das Mädchen ihm gegenüber die Arme sinken
ließ. „Es scheint, der Empfang galt einem anderen und ich komme
ungelegen … Aber die Blumen nimmst du mir doch wenigstens ab, bevor
ich wieder gehe.“
Marion schüttelte den Kopf. „Nein,
nein, es ist nur ...“
„Schon gut, war bloß so eine Idee
von mir.“
„Nein.“ Entschlossen trat die junge
Frau einen Schritt zurück. „Kommen Sie doch bitte rein, wo Sie
schon mal da sind … Einen Kaffee … also wollen Sie einen Kaffee,
oder soll ich lieber einen Tee kochen? Am besten, erst einmal die
Blumen in die Kanne stellen.“
„Eigentlich bekommt mir Kaffee gar
nicht. Wenn du also einen Tee hättest ... Und … wenn ich mich
irgendwo hinsetzen könnte?“
„O ja, entschuldigen Sie bitte, ich
meine“, sie hüstelte, „entschuldige bitte, ich mach' gleich ...“
Langsam fielen Überraschung und
Enttäuschung von der Studentin ab. Sie kramte ihre Bücher zusammen,
schmiss sie achtlos in eine Ecke und richtete sich innerlich auf.
Dann eben so. Warum sollte dieser Künstler nicht können, wozu ich
einen Scheiß-Frank heute sowieso nicht bekomme? Jetzt seine Frau
anzurufen ist Blödsinn, und wenn die Sache harmlos bleiben sollte,
kann ich es ihr ja nachher erzählen …
Christian Aufmüpfer war an jenem Tag
noch vor seiner Frau daheim, denn sie musste bis zum späten Abend
arbeiten. Als die Praktikantin am Montag der folgenden Woche wieder
im Betrieb erschien, ergab sich kein Anlass, über die
Künstlerprüfung weitere Worte zu verlieren – Marion Minas wäre
die Letzte gewesen, einen solchen Anlass zu suchen.
Christian ging zum Friseur. Es mochte
ja sein, dass seine grauen Strähnen beim ersten Mal interessant
wirkten, aber … entsetzt schoss es ihm durch den Kopf: Sie waren
auch ein Zeichen dafür, dass er über 20 Jahre vor der Studentin ins
Gras beißen würde. Irgendwann würde es sie stören, einen so alten
Freund zu haben.
„Also, wenn Sie mich fragen, und Sie
haben mich ja gefragt, dann würde ich Ihnen, auch wenn es fürs
Geschäft nicht gut ist, zu einer Tönung raten anstatt zu färben.
Dann sieht man nicht gleich so die Übergänge ...“
Die Hairstylistin, wie sie sich laut
Firmenschild nannte, redete ununterbrochen auf Christian ein, als
habe sich der Regisseur eines drittklassigen Films namens „Uschi,
Herrin über Föhn und Haube“ die Szene ausgedacht. ? Er
hörte längst nicht mehr zu. „Sehen Sie: Ist richtig natürlich,
fast wie schwarz. Die meisten wollen mir das einfach nicht glauben:
Hellbraun ist viel dunkler auf dem Kopf als auf der Palette ...“
Er nickte schon wieder, während die
Friseuse auf ihn einredete, als hätte er ihr in irgendeiner Weise
zu widersprechen gewagt.
„Ich habe gleich gewusst, dass du
ein Mann sein würdest. Gut siehst du aus, echt gut!“ Auf den
Stufen vor der Eingangstür hatte ein schlanker junger Mann in der
Vormittagssonne gesessen. Jetzt streckte er Aufmüpfer seine
feingliedrige Hand entgegen.
„Nein, nein, gewusst habe ich
nicht, dass du gleich wiederkommen würdest, aber geahnt. Und wenn
ich mich geirrt hätte, hätte ich auch nichts verpasst: Hier auf dem
Dorf kann man das Wetter viel besser genießen als in Berlin.“
„Wer sind denn Sie?“ Christian
tat betont abweisend, obwohl er sicher war zu wissen, mit wem er es
zu tun hatte. Vor allem, mit welcher Art von Mann. Schon der
Hüftschwung bei jedem Schritt – der Mann schien einen Hula-Reifen
über der Taille halten zu müssen – ließ keinen Zweifel. ...
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