Slov
ant Gali: Kampf der Titanen (1)
Schon
seit drei Wochen hetzte Bernd als „Schleuser“ einem „Terminator“
hinterher. Diese verdammte Wartezeit mit der Mutter beim Arzt! Die
hatte ihn am zweiten Tag viele Klicks gekostet. Mühselig kämpfte er
sich seitdem Pünktchen für Pünktchen wieder an den Gegner heran.
Dass
Bernd einmal „Credits“ sammeln würde, wäre in seiner früheren
Welt als Gabelstaplerfahrer unvorstellbar gewesen. Gutschriften für
Werbeeinblendungen, die er ansah, damit andere seine Homepage gezeigt
bekommen?! Wieso das? Er am Computer hockend und freiwillig Werbung
anfordern?! Welch abwegiger Gedanke! Allein schon, dass er eine
eigene Seite im Internet haben sollte. Wozu auch? Computer mit
Arbeitsspeichern, die mehrere Programme parallel abarbeiteten? Klar
mochte es so etwas geben. Aber das ging ihn doch nichts an! Bei
superklick.de läuft Werbung besonders störungsfrei?! „Freut
euch!“ hätte er gesagt und mit den Schultern gezuckt.
Inzwischen
hat er akribisch Besuchertauschdienste miteinander verglichen.
Letztlich sich eben für superklick.de entschieden. Dort war das
Verhältnis am günstigsten zwischen der Klick-Zahl, die er bei
anderen schaffen musste für eine entsprechende Zahl der Klicks der
anderen bei ihm. Klick4credits nannte sich die Funktion.
Natürlich
nähme er auf keinen Fall eines der Angebote der Kaufklubs,
Rabattanbieter oder anderer Selbstvermarkter an. Wie sollte er denn
die bezahlen? Selbst, wenn erst einmal ein Geschenk angeboten wurde –
letztlich wollten alle Anbieter, dass er für irgendetwas bezahlte.
Aber solange er nur Werbelinks anklickte, um Credits gutgeschrieben
zu bekommen …?
Als
besonderen Anreiz für die aktivsten Klicker wurde eine Rallye
durchgeführt. Richtig viele Extra-Credits gab es aber eigentlich nur
für den Sieger, also hatte er wohl nie eine Chance, dachte er
anfangs, aber nachschauen, an welchem Platz er lag, konnte er ja
gelegentlich.
Zum
erfolgreichen Mitklicken bedurfte es der richtigen Taktik und Glück.
Unmittelbar nacheinander waren nur 15 Klicks möglich, jeder Anbieter
hatte eigene Reloadsperrzeiten, in denen dieselbe Werbung nicht
aufgerufen werden konnte … Stündlich, täglich – ganz
unterschiedlich. Bei Idealbedingungen schaffte Bernd 204 Klicks. Der
insgesamt Beste, der sich „Terminator“ nannte, brachte es auf
einen Schnitt von 170 Punkten. Allerdings bei Tag wie Nacht 30 Tage
lang.
Nachtschichten
jedoch waren Bernd vertraut. Die Mutter war schon seit Jahren nicht
mehr fit auf den Beinen. Er hatte sie tagsüber versorgt. Sein
Arbeitgeber, eine Berliner Brauerei, musste im Sommer extreme
Arbeitsspitzen bewältigen. In denen ließ sich Bernd durchgängig zu
Nachtschichten einsetzen, Wochenenden eingeschlossen. So einer war
er. Außerhalb der Saison hatten sich extrem viele Stunden zum
Abbummeln angesammelt. Für alle Seiten lukrativ. Im Sommer Arbeit in
rollender Woche mit für seine dörflichen Verhältnisse fürstlicher
Entlohnung, im Winter ein Arbeitslosengeld, von dem sich noch leben
ließ. Die meisten Arbeitenden, die er kannte, bekamen für den
normalen Arbeitstag weniger. ...
.
Die nächsten "Gedichte des Tages:
.Das Gedicht "Lemminge" kann ich erst in ausreichendem (?) Abstand zu den Ostertagen in die Testrunde geben. Es bereichert eben nicht nur den kleinen "Zoo" für das Projekt "Voran zur Natur", es verrät einfach eine gewisse ... Penetranz ...
Thomas Reich versucht sich dagegen in einem eigenen nostalgisch-melancholischen Bykowski-Retro-Ton:
.
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