Samstag, 6. April 2013

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1703

.Für das Programm "Zeit der Kirschen" unter dem Motto "Armut - Reichtum" hatte ich zum einen mehrere Gedichte aus "Worträume" ausgewählt, zum anderen den Prosatext "Kampf der Titanen" aus der Anthologie www-wir-wahren-worte-de etwas bearbeitet. Hier die geänderte Fassung:


Slov ant Gali: Kampf der Titanen (3)


... In Bernds Ohren klang das wie NICHT ZUVERLÄSSIG. Ein paar Tage spülte er die gefühlte Abwertung mit Bier herunter, dann fiel ihm der Computerkurs ein.

Per Computer verschickte er Bewerbungen. Wenn überhaupt eine Antwort, erhielt er Standardablehnungen. Verkaufte er sich nicht richtig? In einer Bierlaune gestaltete er eine Homepage, also eigentlich ein Blog, weil für Letzteres fand er Gratisangebote: http://dergroesste.blogspot.com mit einem schwitzenden, noch jungen Muhammad Ali als Hintergrund und der Kernzeile „Ich klotze ran! Der Größte bin ich zwar nicht, aber ich boxe mich so durch. Umständehalber für Sie bevorzugt in Nachtschichten. Gebt mir Arbeit für meine Familie.“ Noch etwas Kleingedrucktes und seine Telefonnummer.
Zuerst passierte wenig. Vereinzelte schmierige Angebote. Er legte immer schnell auf.
Dann stieß er auf eine Werbung, die viele Besucher auf den teilnehmenden Webseiten versprach. So mache man heute auf sich aufmerksam. Bernd versuchte es. Allmählich jedoch verselbständigte sich die Jagd auf die Klicks, die sich ja zählen ließen. Ein Job? Wer denn? Wie denn? Aber Credits, also Punkte sammeln, es der Welt zeigen. Er schaffte etwas. Er war als Sieger geeignet. Er würde einer sein.
Sehnsüchtig erwartete er von da an den ersten Tag der nächsten Rallye. An jenem Samstag war er extra vor Mitternacht nicht schlafen gegangen. Vor dem Zubettgehen klickte e noch alles Erreichbare durch. Geschafft! Pole Position!
Um 7.30 Uhr wurde er wach, fast schon zu spät, um den andern das Frühstück zu machen. Er musste als erstes den neuen Kohleherd heizen! Mit dem waren sie unabhängig bei Stromausfällen und durch das Kochen wurde auch die Küche warm. Mudder hatte ihn sich gewünscht. So viele Katastrophennachrichten im Fernsehen. Irgendwann kommt wieder eine Inflation wie damals und vielleicht geht der Krieg wieder an ihrem Dorf vorüber. Ein Glück, dass sie wenigstens ihn hatte. Mit Werner ging ja nun nichts mehr …
Als sich Bernd endlich wieder an den Computer setzen konnte, stand fest, er blieb auf Rang 2 hängen. Die Reloadsperre. Klar. Es war nichts mehr da, was er hätte anklicken können. Der Sieger der vergangenen Rallye, ein gewisser „Terminator“ war wieder vorn. Dann kam Mutters Arzttermin. Das hieß Rückstand.
Nach Ablauf jeder einzelnen Stunde suchte Bernd an den Computer zu kommen und alle aus der Reloadsperre freigegebenen Links anzuklicken. Die Anderen sollten das gar nicht bemerken, sich rund um die Uhr umsorgt fühlen. Bernd war peinlich, was er da tat. Wenn er gewonnen haben würde, ja, wenn, dann konnte das alle Welt wissen. Er war ein Durchhalter; auf ihn konnte man zählen.

Niemand schöpfte Verdacht. Die Mutter fand zwar übertrieben, wie oft er nachsehen wollte, ob Mailantworten auf seine Bewerbungen eingegangen seien, aber sie freute sich über ihren Sohn – so wie sie sich immer über ihren Sohn freute. Selbst, wenn sie gewusst hätte, dass er längst keine Bewerbung mehr abgeschickt hatte. Werner sagte sowieso nichts dazu. Er stand häufig auf. Seine Nieren oder die Blase oder der Diabetes …
Am 23. Tag, einem Sonntag, zog Bernd, der „Schleuser“, am „Terminator“ vorbei. Am Montag bäumte der sich noch einmal mit einer Tagesrekordleistung auf. Als dies nicht reichte, ließ er schlagartig nach.
Bernd dagegen unterbrach den Kampf mit den Links und den Reloadsperren nur für die üblichen Einkaufs- Arzt- und Ämterfahrten. Nach der Rückkehr war nun aber kein Rückstand mehr auszugleichen. Eigentlich stand Bernd schon am 29. Tag als Sieger fest. Trotzdem klickte er verbissen bis in die letzte Nacht hinein. Er fluchte vor sich hin. Von wegen, er müsse erst ausdauernd zu arbeiten lernen … Beim Einschlafen sah er sich als dieser Muhammad Ali bei seinem Comeback. Würden Werner und Mudder Augen machen, wenn er beim Frühstück seinen Sieg schilderte …
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.... und die Gedichtankündigungen:


Es gibt mehrere Tiere, auf deren Gedichte in "Voran zur Natur" ich mich besonders freue. Eines heißt Frosch. Da darf der Leser Heiterkeit in kontroverser Richtung erwarten. Die eine Richtung gibt Gunda Jaron mit "Quak" vor ...
Bei Hanna Fleiss´ "Einem Neu-Berliner" stellt sich eigentlich nur eine Frage: Könnte oder sollte es einen Hintersinn haben, dass sie dies ausgerechnet als Kommentar zu "ein V-Manns-Lied" vorschlug?




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