Slov ant Gali: Kampf der Titanen (3)
... In
Bernds Ohren klang das wie NICHT ZUVERLÄSSIG. Ein paar Tage spülte
er die gefühlte Abwertung mit Bier herunter, dann fiel ihm der
Computerkurs ein.
Per
Computer verschickte er Bewerbungen. Wenn überhaupt eine Antwort,
erhielt er Standardablehnungen. Verkaufte er sich nicht richtig? In
einer Bierlaune gestaltete er eine Homepage, also eigentlich ein
Blog, weil für Letzteres fand er Gratisangebote:
http://dergroesste.blogspot.com
mit einem schwitzenden, noch jungen Muhammad Ali als Hintergrund und
der Kernzeile „Ich klotze ran! Der Größte bin ich zwar nicht,
aber ich boxe mich so durch. Umständehalber für Sie bevorzugt in
Nachtschichten. Gebt mir Arbeit für meine Familie.“ Noch etwas
Kleingedrucktes und seine Telefonnummer.
Zuerst
passierte wenig. Vereinzelte schmierige Angebote. Er legte immer
schnell auf.
Dann
stieß er auf eine Werbung, die viele Besucher auf den teilnehmenden
Webseiten versprach. So mache man heute auf sich aufmerksam. Bernd
versuchte es. Allmählich jedoch verselbständigte sich die Jagd auf
die Klicks, die sich ja zählen ließen. Ein Job? Wer denn? Wie denn?
Aber Credits, also Punkte sammeln, es der Welt zeigen. Er schaffte
etwas. Er war als Sieger geeignet. Er würde einer sein.
Sehnsüchtig
erwartete er von da an den ersten Tag der nächsten Rallye. An jenem
Samstag war er extra vor Mitternacht nicht schlafen gegangen. Vor dem
Zubettgehen klickte e noch alles Erreichbare durch. Geschafft! Pole
Position!
Um
7.30 Uhr wurde er wach, fast schon zu spät, um den andern das
Frühstück zu machen. Er musste als erstes den neuen Kohleherd
heizen! Mit dem waren sie unabhängig bei Stromausfällen und durch
das Kochen wurde auch die Küche warm. Mudder hatte ihn sich
gewünscht. So viele Katastrophennachrichten im Fernsehen. Irgendwann
kommt wieder eine Inflation wie damals und vielleicht geht der Krieg
wieder an ihrem Dorf vorüber. Ein Glück, dass sie wenigstens ihn
hatte. Mit Werner ging ja nun nichts mehr …
Als
sich Bernd endlich wieder an den Computer setzen konnte, stand fest,
er blieb auf Rang 2 hängen. Die Reloadsperre. Klar. Es war nichts
mehr da, was er hätte anklicken können. Der Sieger der vergangenen
Rallye, ein gewisser „Terminator“ war wieder vorn. Dann kam
Mutters Arzttermin. Das hieß Rückstand.
Nach
Ablauf jeder einzelnen Stunde suchte Bernd an den Computer zu kommen
und alle aus der Reloadsperre freigegebenen Links anzuklicken. Die
Anderen sollten das gar nicht bemerken, sich rund um die Uhr umsorgt
fühlen. Bernd war peinlich, was er da tat. Wenn er gewonnen haben
würde, ja, wenn, dann konnte das alle Welt wissen. Er war ein
Durchhalter; auf ihn konnte man zählen.
Niemand
schöpfte Verdacht. Die Mutter fand zwar übertrieben, wie oft er
nachsehen wollte, ob Mailantworten auf seine Bewerbungen eingegangen
seien, aber sie freute sich über ihren Sohn – so wie sie sich
immer über ihren Sohn freute. Selbst, wenn sie gewusst hätte, dass
er längst keine Bewerbung mehr abgeschickt hatte. Werner sagte
sowieso nichts dazu. Er stand häufig auf. Seine Nieren oder die
Blase oder der Diabetes …
Am
23. Tag, einem Sonntag, zog Bernd, der „Schleuser“, am
„Terminator“ vorbei. Am Montag bäumte der sich noch einmal mit
einer Tagesrekordleistung auf. Als dies nicht reichte, ließ er
schlagartig nach.
Bernd
dagegen unterbrach den Kampf mit den Links und den Reloadsperren nur
für die üblichen Einkaufs- Arzt- und Ämterfahrten. Nach der
Rückkehr war nun aber kein Rückstand mehr auszugleichen. Eigentlich
stand Bernd schon am 29. Tag als Sieger fest. Trotzdem klickte er
verbissen bis in die letzte Nacht hinein. Er fluchte vor sich hin.
Von wegen, er müsse erst ausdauernd zu arbeiten lernen … Beim
Einschlafen sah er sich als dieser Muhammad Ali bei seinem Comeback.
Würden Werner und Mudder Augen machen, wenn er beim Frühstück
seinen Sieg schilderte …
...
.... und die Gedichtankündigungen:
Es gibt mehrere Tiere, auf deren Gedichte in "Voran zur Natur" ich mich besonders freue. Eines heißt Frosch. Da darf der Leser Heiterkeit in kontroverser Richtung erwarten. Die eine Richtung gibt Gunda Jaron mit "Quak" vor ...
Bei Hanna Fleiss´ "Einem Neu-Berliner" stellt sich eigentlich nur eine Frage: Könnte oder sollte es einen Hintersinn haben, dass sie dies ausgerechnet als Kommentar zu "ein V-Manns-Lied" vorschlug?
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