Das Märchen von den gelben Schafen (2 = Schluss)
... „Ihr seid aber freie
Schafe. Entscheidet nur richtig. Wir möchten euch aber warnen: Das
Schlimmste für ein Volk von Schafen sind gelbe Schafe unter ihnen.
Von schwarzen Schafen wisst ihr. Die erkennt man leicht und kann sie
aussondern. Gelbe Schafe jedoch müssen besonders behandelt werden:
Man muss sie scheren und melken und ihre Lämmer schlachten und
überhaupt bedürfen sie der Hunde, die ihnen im Auftrage kluger
Schäfer zeigen, wohin sie laufen dürfen und wohin nicht. Das seht
ihr doch ein?“
Den armen Schafen wurde
ganz unheimlich: Gelbe Schafe … Wie das klang! Ja, gegen gelbe
Schafe musste man etwas tun. Und überhaupt waren da die Euter, die
noch daran gewöhnt waren, immer wieder gemolken zu werden und mehr
Milch hatten, als es die Lämmer soffen. Oh, wie freuten sich die
Schafe auf den Schutz durch kluge Schäfer.
„Da ihr nun einmal
freie Schafe seid, könnt ihr auch selbst entscheiden: Wollt ihr,
dass wir uns mit unseren Händen, unserer Schere und unseren Hunden
um die gelben Schafe kümmern, damit sie keinen Schaden anrichten?“
Die Schafe aber, die noch
nie von gelben Schafen gehört hatten, blökten zustimmend.
Wie auf Verabredung
tauchten in diesem Augenblick neue Bergsteiger zwischen den Gipfeln
auf. Einer von ihnen wies sich aus als Fachmann für schafspezifische
Erkrankungen, man dürfe ihn Arzt nennen und er würde nun ein Schaf
nach dem anderen einzeln untersuchen. Jedes von ihm in Augenschein
genommene Schaf aber bekam ein Zertifikat umgehängt. Darauf stand:
„Gesund, aber farbenblind“.
So verwirrt und einzeln
wurden die Schafe zum zweiten neuen Bergsteiger geschickt. Auf
dessen, ihnen kurz vor die gerade als farbenblind erkannten Augen
gehaltenen Visitenkarte stand: „Unabhängiger Spezialist im
Institut zur Begutachtung visuell erkennbarer Abnormitäten in
regional abgelegenen Schafspopulationen“. Kein Schaf verstand, was
dies bedeuten könnte, doch jedem erklärte dieser Spezialist mit
trauriger Stimme, aber, was noch wichtiger war, er hängte es ihm
auch als Schild um, damit es alle anderen Schafe lesen konnten.
„Diese Schaf ist gelb.“
Wie entsetzt betrachteten
die Schafe nun einander! Mal schauten sie sich aufs Fell, mal auf
jenes Dokument, das in verschnörkelter Schrift überschrieben war
mit „Gutachten“. Noch vermeinten sie zwar, Schafe zu sehen, die
weiß, wenn auch leicht verschmutzt waren, aber dort stand, sie seien
gelb, dann mussten sie wohl gelb sein. Es dauerte auch nicht lange,
dann hatten sie oft genug ihrer aller Fell mit dem wunderschönen
Gutachten verglichen, bis sie sich überzeugt hatten, sie alle waren
gelb.
Wie leicht hatten es nun
die Hunde, die sich vor sich selbst fürchtenden Schafe dorthin zu
treiben, wohin sie die Schäfer haben wollten. Als die ersten Lämmer
herangewachsen waren, bedurften sie des Gutachtens nicht mehr: Sie
hatten längst gelernt, dass sie gelb waren. Und sollte es eines
nicht gleich glauben wollen, so wurde es geschlachtet oder in das
große schöne Haus der Begutachter geschickt, aus dem sie überzeugt
zurückkamen, dass sie gelb und nur farbenblind waren.
Und wenn sie nicht
gestorben sind, … dann speise ich immer zu Ostern Fleisch von einem
Lamm, das von sich glaubte, ein gelbes zu sein.
... Und die "Gedichte des Tages" von morgen?! ...
Manche Gedichte sind einfach, kalr, ihre Aussage ist einfach, klar ... und sie sind wie ein kurzes Mmmm. Hanna Fleiss´ "Ach ja, der Frühling" gehört wohl zu dieser Gruppe. Ob aber auch "Ich LAMA traf O BAMA" dazu gerechnet werden dard, kann bezweifelt werden. Wahrscheinlich muss man noch nicht einmal etwas über den Autor wissen, um eine Gesichtsverzerrung wie Spock von der Enterprise zu bekommen ...... Und die "Gedichte des Tages" von morgen?! ...
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