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Vorm Haus, das es nicht gab (4 = Schluss)
... Am
liebsten hätte ich ihr eine Erklärung angeboten: Spiegelbilder
dessen, was auf unserer Welt zu sehen ist, bewegen sich für Momente
in der Luft. Mit einer unwahrscheinlich geringen, aber vorhandenen
Wahrscheinlichkeit geraten sie in die Dimension, die wir Zeit nennen,
und spiegeln dort zurück. Ich hatte also ein echtes
Zufalls-Zukunftsbild gesehen. Ich hätte noch mit ernstem Gesicht vom
Raum-Zeit-Kontinuum dozieren können. Nein, ich hätte es zumindest
nicht lange gekonnt. Dann hätte ich auch Lachkrämpfe bekommen und
hätte es mit eben dieser gläubigen Freundin eben anders verdorben.
Ob
es eine Erklärung für mein Phänomen gibt? Sicher. Ob ich sie
kenne? Wer bin ich denn? Natürlich nicht. Vielleicht brauchte meine
Fantasie nur einen zusätzlichen Anstoß. Immer wird es einen Punkt
geben, an dem wir für etwas keine Erklärung wissen, wo wir entweder
versuchen, mit unserem begrenzten Horizont etwas Unbekanntes ins
Streckbett von Bekanntem zu zerren, bis es bekannt aussieht, wenn es
auch tot ist, oder Körnchen in den unkrautigen Garten der Fantasie
zu werfen, die wir kraft unserer menschlichen Beschränktheit zu
Samen erklären. Ist es nicht schön, an genau dieser Stelle wächst
dann etwas? Das muss ja gar nicht an unseren Körnchen liegen.
… Sag
bloß! Dir fallen Geschichten von mir ein, die du jetzt als Ergebnis
dieser Geschichte wiedererkennst? Du bist meiner Geschichte schon im
Traum begegnet? Das kann gar nicht sein. Dazu müsstest du dich erst
schlafen legen, träumen, aufwachen, Jahre warten, bis Davor, Danach
und Dabei im Nebel ihren Reigen getanzt haben, und plötzlich liegst
du nicht mehr am Ufer des Langen Trödel sondern im vergangenen
Jahrtausend auf einer kleinen Schweriner Halbinsel und dich jagen
Kinder und du wünschst dir, es möge nicht so sein, und du möchtest
unbedingt sehen können, wie die dich Jagenden deine Freunde geworden
sind und du brauchst einen Beweis dafür, dass dein Traum kein
Wunschtraum ist. Du wirst deshalb einen Menschen in deinem Traum
sehen, von dem du weißt, obwohl du ihn noch nie gesehen hast, wirst
du ihm einmal begegnen und dich an ihn erinnern. Du wirst aufwachen
mit dem Gefühl, in deiner Welt gibt es Unerklärliches, was man
Wunder nennt. Viel viel später wirst du einem Menschen begegnen, den
du gern haben wirst, und du wirst mit ihm am Kamin sitzen und
überlegen, was du ihm erzählen sollst, dass deine Stimme sich im
Knacken der Scheite nicht verliert, und dann wird es dir einfallen:
Du hast dich als Kind schon mit einem geliebten Menschen am
elektrischen Kamin sitzen sehen, dabei hast du noch gar nicht
gewusst, was ein elektrischer Kamin ist. Und du bist nie verprügelt
worden und in der Flamme tanzt ein kleine Geist und spräche er,
stellte er sich vor als … Erinnerung
Nun können wir getrost mit den "Gedichten des Tages" fortfahren:
Die letzten Ideen für "Voran zur Natur" müssen nun die Gelegenheit nutzen, sich noch ins Manuskript zu mischen. Hoffnungen macht sich da sicher der frisch gebackene "Vorankömmling" ...
Freuen wir uns, dass wir hier bereits eine besonders große Sebastian-Deya-Gedicht-Sammlung zusammengetragen haben, diesmal bereichert durch "Santa Muerte".
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