Wie ich trotz und wegen der DDR zu meinem ganz individuellen Kommunismus fand (5)
... Ganz unschuldig an meinem Verständnis
„kapitalistischen“ Denkens war sicher auch nicht, dass meine
Verwandtschaft im Westen lebte. Langsam der kindlichen
Überheblichkeit entwachsend, entwickelte ich ein feines Gespür für
Herablassung und Überheblichkeiten anderer Leute. Insofern war meine
Verwandtschaft mitschuldig an meiner antikapitalistischen, ja
eigentlich an der grundsätzlichen Antihaltung materiell orientiertem
Denken gegenüber. Wie gesagt, ich tickte von klein auf anders. Für
mich waren die Westpakete ein Gräuel. Normalerweise freut man sich
ja, wenn einem etwas geschenkt wird. Das traf sicher auf die Masse
der normalen DDR-Bürger zu. Die West-Pakete meiner Tante empfand ich
aber in erster Linie als Beleidigung. Wenn man sie öffnete, schlug
einem erst einmal der Duft leicht ranziger Rama entgegen. Viele
Sachen waren darin, die mehr als nur ein wenig getragen wirkten.
Irgendwie Zeug, als litten wir Hunger und lebten hinterm Mond oder in
mongolischen Steppendörfern. Schwer waren die Pakete. Bildeten sich
die „drüben“ etwas auf die vielen Schokoladentafeln ein, die
billigen Sorten im Dutzend noch billiger? Sie wussten doch, dass
meine Mutter als Aushilfe in einer Lebensmittelverkaufsstelle
arbeitete und mein Vater zur Leipziger Messe fuhr, von wo er mit
Mustern von neuen Süßwaren zurückkam. Schon schlimm genug, unsere
„Zone“ für eine Art Hungersahara zu halten – Mitte der 1960er
Jahre! - uns als Familie ging es sogar noch besser als dem
Durchschnitt .... Wie ein armer Bettler behandelt zu werden, ärgerte
mich schon als Kind. Später erschütterte mich die Erklärung der
schwesterlichen Zuwendungen noch mehr. Meine Mutter hat ihre
Schwester immer verteidigt. Aber anlügen wollte sie uns Kinder
trotzdem nicht. Das, was als gewichtiges Paket aus dem „goldenen
Westen“ für die armen Verwandten in der „Zone“ steuerlich
abgesetzt wurde, war in Wirklichkeit nichts als der Verbrauch der
Vertriebenen-Entschädigung. Meine Großeltern hatten ein kleines
Einfamilienhaus bei Breslau besessen. Dafür hatte es im Westen
Entschädigungen gegeben, anteilig auch für meine Mutter. Von dem
waren die Pakete bezahlt worden. Mit einer fein-säuberlichen
Buchhaltung, bis alles verbraucht war. Was sollte ich mit einer
solchen Verwandtschaft? Klar. Niemand kann etwas dafür, wo er
geboren wird. Aber wahrscheinlich bildeten sich bei mir Vorurteile
gegen „die im Westen“ heraus, „Die da“ waren für mich
einfach zu raffgierig und egoistisch, um Kontaktinteresse zu wecken.
Dabei ist es besonders wichtig, ohne Vorbehalte aufeinander
zuzugehen, wenn man eine gemeinsame Zukunft haben will.
Kindlich-naive Keime meiner späteren
„kommunistischen Visionen“ wurden schon früher gelegt:
Aus dem, was ich bisher erzählt habe,
müsste klar geworden sein, dass ich nie ein extrem kommunikativer
Typ gewesen bin oder gar ein „Charismatiker“. Es gab trotzdem
Situationen, wo Gemeinschaftsgefühle vermittelt wurden, die auch
ankamen. Dazu gehörten einige der Veranstaltungen der Pioniere und
der FDJ. Meine Mutter hatte mich zuerst auch zur „Christenlehre“
in die Kirche geschickt, wo uns Geschichtchen erzählt, und wir, wenn
wir brav waren, mit Bildchen (heute würde man wohl „Sticker“
sagen) belohnt wurden. Für die Anregung meiner Fantasie waren diese
Nachmittage wahrscheinlich sogar positiv. Aber als Acht- oder
Neunjähriger fand ich es herabwürdigend, was der Pfarrer uns
Kindern als wahre Geschichten anbot. ...
Die heutigen "Gedichte des Tages" vereinen Veröffentlichtes, das unterschiedlicher kaum sein könnte. Auf der einen Seite das Liebesgedicht ".Einer großen Liebe." von Ricardo Riedlinger aus "Mit Blindenhund durch Liebesland" - auf der anderen Seite "Absage" aus dem brandneuen Band ""Gemeinschaft der Glückssüchtigen"". Dieses "Tiergedicht" gewinnt eine außerordentliche Aktualität, weil in den letzten Tagen der DAX ein neues "Allzeithoch" erreicht hat ...
Die heutigen "Gedichte des Tages" vereinen Veröffentlichtes, das unterschiedlicher kaum sein könnte. Auf der einen Seite das Liebesgedicht ".Einer großen Liebe." von Ricardo Riedlinger aus "Mit Blindenhund durch Liebesland" - auf der anderen Seite "Absage" aus dem brandneuen Band ""Gemeinschaft der Glückssüchtigen"". Dieses "Tiergedicht" gewinnt eine außerordentliche Aktualität, weil in den letzten Tagen der DAX ein neues "Allzeithoch" erreicht hat ...
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