Wie ich trotz und wegen der DDR zu meinem ganz individuellen Kommunismus fand (13)
... Naiv wie ich war, versuchte ich
umzusetzen, was ich umsetzen sollte. Stieß auf lauter
Unmöglichkeiten. Musste, um etwas (oder jemanden) zu bewegen, die
Arbeiter mit Wodka ködern. Vieles wurde auf dieser Basis möglich.
Von Abteilungsleitern aufwärts war „unten“ niemand zu sehen. Man könnte meine Eindrücke „Kulturschock“ nennen. Irgendwie verging mir beim Anblick der die Arbeitszeit totsaufenden Kollegen die Illusion von der Arbeiterklasse an der Macht und vom „Volkseigentum“. Sahen so „Eigentümer“ aus? Angetrunken in Erwartung des nächsten „Schicksalsschlages“ namens „Plankorrektur“?!
Von Abteilungsleitern aufwärts war „unten“ niemand zu sehen. Man könnte meine Eindrücke „Kulturschock“ nennen. Irgendwie verging mir beim Anblick der die Arbeitszeit totsaufenden Kollegen die Illusion von der Arbeiterklasse an der Macht und vom „Volkseigentum“. Sahen so „Eigentümer“ aus? Angetrunken in Erwartung des nächsten „Schicksalsschlages“ namens „Plankorrektur“?!
Wie gesagt, ich brachte den „Lunikoff“
mit, wenn ich etwas wollte, und die Arbeiter, überwiegend junge
Leute, kümmerten sich dann um „mein“ Problem. Dass wir
voneinander nicht besonders viel hielten, verheimlichten wir nicht,
aber ich „Sesselfurzer“ kümmerte mich eben und das würdigten
sie auf ihre Weise …
Schon beim zweiten Mal war ich
gefordert, wenigstens mit anzustoßen. Trotz aller Vorbehalte
gegeneinander kamen Gespräche zustande. Eines davon drehte sich um
Verschraubungen für Ventile, von denen bei mir buchtechnisch viele
vorrätig waren, von denen die Arbeiter aber behaupteten, sie seien
alle. Nach einigem Hin und Her stellte sich heraus, dass die
Gesuchten bei einem der Aggregate vor der Montage gegen die
Originalverschraubungen ausgetauscht wurden. Die laut Plan
vorgesehenen passten nämlich nicht. Je länger wir uns unterhielten,
umso spannender wurde die Angelegenheit. Konnte es sein, dass da
irgendwo ein Fehler vorlag?
Es lag einer vor. Der war, wie´s
aussah, bereits bei der Projektierung entstanden. Plötzlich ahnten
wir, dass wir sowohl Arbeitszeit als auch Material einsparen konnten.
(Die abmontierten nicht passenden Verschraubungen wurden bisher als
Abfall behandelt.) Da es weder leicht war, den schuldigen Punkt zu
finden noch fachgerecht zu formulieren, wo was verändert werden
musste, wuchs eine kleine Forschungsgemeinschaft zusammen. Dieselben
Menschen, die während der ganzen vorangegangenen Zeit sich
eigentlich als gesellschaftliche Schmarotzer aufgeführt hatten,
empfanden sich plötzlich als Miteigentümer, die selbstverständlich
sparsam mit „ihrem“ Volkseigentum umgehen wollten. Man erkannte
sie kaum wieder. Aus den Säufern wurde eine Jugendbrigade. Plötzlich
ging es um „uns“ - unseren Staat, unsere Gesellschaft, etwas, was
„wir“ verbessern konnten. Eine für mich unglaublich erscheinende
Wandlung. Wenn ich sie nicht miterlebt hätte, ich hätte es nicht
geglaubt.
Die Angelegenheit geriet „natürlich“
später in die Fänge sozialistischer Bürokratie. Plötzlich hatte
das „Büro für Neuererwesen“ etwas Reales zu tun. Und zwar
etwas, was dem Ideal des Staates sehr nahe kam - hatten sich doch
richtige Arbeiter mit Angestellten und Angehörigen der Intelligenz
zusammengefunden, um einen Arbeitsablauf zu verbessern! „Leider“
nur spontan. Von nun an sollten wir gezielt und geplant
Verbesserungen erarbeiten. Wir erstellten auch tatsächlich ein
Jugendobjekt. Allerdings bestand dessen Hauptkreativität in der
Fixierung eines Nutzens, der nie eintreten konnte. Ich weiß nicht,
wie klar das den Einzelnen war, aber mir begann die Sache peinlich zu
werden. Die planorganisierte Nützlichkeit verwandelte sich in eine
Form des Sich-in-die-Taschen-Lügens. Ich suchte im Unterbewusstsein
bereits eine Fluchtmöglichkeit. Es war nur vorübergehend ein Keim
aufgegangen. So wäre unsere Gesellschaft geworden …
Und was wird aus den "Gedichten des Tages"?
Und was wird aus den "Gedichten des Tages"?
Thomas Reich wird hoffentlich nicht der Meinung sein, ich würde sein Gedicht "Schnauze halten" unwidersprochen lassen. Ich nehme allerdings auch an, dass es zum Herauskitzeln des Widerspruchs gedacht ist. Aber wozu hat denn Buki nun geschrieben?!
Ich halte eben mit ""Gemeinschaft der Glückssüchtigen"" eben gerade nicht die Schnauze, sondern bringe mit Produkten wie "Nach der Geldzeit" eben mein Stück Fantasie, nein liebe Phantasie, in die Diskussion ein ...
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