Dienstag, 21. Mai 2013

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1745

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Wie ich trotz und wegen der DDR zu meinem ganz individuellen Kommunismus fand (18)




Fragte sie, was wir uns einbildeten, ohne zu fragen darauf zu zelten? Sie war ausdauernd und trieb uns ins Haus, das wir bei dem dichten Regen zuvor nicht gesehen hatten. Wir wurden in ein Zimmer mit Doppelbett und vielen Handtüchern eingewiesen und kaum getrocknet, hatten wir der „Hausherrin“ zu folgen.

In der „guten Stube“ empfing uns „die Familie“, die im Laufe des Nachmittags und Abends immer weiter anschwoll. Was sich da ereignete, war höchstens mit einer großen Hochzeitsfeier vergleichbar. Die Rumänen lebten zu dieser Zeit und in dieser Gegend extrem ärmlich. Auf der Festtafel vor uns aber mangelte es an nichts. Immer wieder wurden wir genötigt, das und das und das zu probieren. Jemand, mit dem wir uns hätten sprachlich verständigen können, fand sich nicht. Uns zu Ehren (?!) wurde ein Fest wie für Staatsgäste inszeniert, mindestens mehr als das Monatseinkommen der Anwesenden. Übersättigt und stark angetrunken sanken wir irgendwann in unsere Himmelbetten. (Wir waren im Schlafzimmer der Hausherren gelandet ... merkten wir später.)
Wir wurden am folgenden Vormittag verabschiedet wie gute alte Freunde – wenn auch in der Gewissheit, dass wir einander nie wiedersehen würden. Der Schock kam, als wir Mittagsrast machen wollten. Da stellte sich heraus, dass „jemand“ uns außer Fresspaketen noch Bierflaschen in die Rucksäcke gesteckt hatte. Dazu muss man wissen, dass Bier in jener Gegend nicht nur extrem teuer, sondern auch selten gewesen war. Das hatten die Leute nicht einfach so in ihrem nicht vorhandenen Kühlschrank. Der heimliche Beschenker war zurecht davon ausgegangen, dass wir diese Gabe nicht angenommen hätten, aber Bier eben das Getränk für Deutsche war.
Ich kann nicht einmal sagen, ob wir wenigstens auf Rumänisch „Danke!“ für die Gastfreundschaft gesagt hatten … (Zumindest den von den Anderen verwendeten Abschiedsgruß haben wir imitiert.)
Ich gebe zu, ich wäre zu einer solch vorbehaltlosen Form der Gastfreundschaft Fremden gegenüber nicht fähig. Allerdings die Freude an der Feier konnten wir nachempfinden. Und wir erahnten das spitzbübische Vergnügen der Einheimischen bei der Vorstellung, mit welcher Verwunderung wir die heimliche Gabe entdecken würden. Nach unseren Maßstäben war diese unschuldige Freude allerdings extrem teuer „erkauft“.
Viel später wurde mir bewusst, dass wir eine Art „Potlatch“ erlebt hatten.

Ich breche die Reisen in eigenes Erleben hier ab. Ich habe in der DDR gelebt und bin nicht blind herumgelaufen. Ich kann zwar darauf verweisen, dass ich oft widersprochen habe, mich bemüht habe, auf Mängel in unserem System hinzuweisen, aber eben nicht bis zur letzten Konsequenz, nicht genug. Ich hatte mich eingerichtet und wäre jetzt vielleicht ein selbstgefälliger Doktor der Pädagogik, der über Verifizierung von Methoden der Kenntnisvermittlung in der Erwachsenenqualifizierung seine Eitelkeit befriedigte. Damit mitschuldig am Scheitern eines Anlaufs für eine gute und nötige Sache. So richtig alt bin ich ja noch nicht. So hoffe ich einfach, dass wir unsere Fragen beim nächsten Mal aggressiver stellen als vorher. Und vielleicht den Antworten näher kommen, wie die Welt werden wird.







Gerade fand ich einen Artikel über Gentrifizierung in der "junge Welt", in dem die Widersinnigkeit beklagt wurde, dass selbst der künstlerische Umgang mit der Geschichte eines Hauses, mit dem Schicksal seine einstigen Bewohner und die daraus abzuleitende demonstrative Anklage inzwischen Element der Vermarktungdes "Kiezes", der keiner mehr ist, georden ist. Nun also bringtPetra Namyslo ihr Gefühle zum Ausdruck, dass "Andere Zeiten" verloren gingen.
Ob ich wohl mit dem Gedanken, ein Buch ""Gemeinschaft der Glückssüchtigen"" müsse auch ein Gedicht "Gemeinschaft der Glückssüchtigen" enthalten enthalten? Muss dann dieses Gedicht etwa "ganz toll" UND alles zusammenfassend sein, oder reicht, dass das Gedicht nicht am Anfang oder Ende steht, als Beleg, dass es ein "normales" sein soll?

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