Wie ich trotz und wegen der DDR zu meinem ganz individuellen Kommunismus fand (16)
... Ich wollte und ich bekam erneut eine
Chance. Ohne recht zu ahnen, was mich erwartete, landete ich im
Bildungsbereich eines Außenhandelsbetriebes ...
Ohne den DDR-Staat abzulehnen
(allerdings auch ohne ihn kritiklos anzunehmen) fand ich eine Nische
genau für mich. Nur hatte mein „Nischendasein“ Formen, die nicht
nur ihrer Zeit weit voraus waren, sondern heute schwer vorstellbar
sind. Gut … Die organisatorischen Voraussetzungen für hohe
Eigenständigkeit waren besonders günstig, u.a. war meine Abteilung
außerhalb des Betriebes untergebracht, aber das war nicht das
Entscheidende.
Meine Aufgabe war eine Dienstleistung
für das Kombinat. Der Außenhandelsbetrieb war zuständig für die
Auslandstätigkeit aller Kombinatsbetriebe. Alle ihre „Reise- und
Auslandskader“ hatten vor ihrer ersten Auslandsdienstreise (und
dann rhythmisch) einen Lehrgang zu absolvieren. Dessen Inhalt war in
allgemeinen Ministeriumsplänen festgehalten - ein geballtes
Gesamtstudium Außenwirtschaft, Weltanschauung und Menschenqualität
/ Benehmen in der Öffentlichkeit in einem. So viel also, dass auf
jeden Fall abgewichen, sprich: gestrichen werden musste. Was, blieb
den Bedingungen vor Ort überlassen. Ich hatte die tatsächlichen
Lehrgänge zu planen und diese Planung praktisch umzusetzen. Dabei
hatte ich freie Hand, wo (in der DDR) ich welche Dozenten gewann. Es
wäre überhaupt nicht aufgefallen, hätte ich einige Tage nur
Privatangelegenheiten erledigt. Da wäre ich eben auf Dozentensuche
gewesen.
Das Maß an Kreativität bei der Arbeit
war sehr hoch. Ich hätte zwar auch ohne anzuecken etwas „zum
Abhaken“ machen können, aber gerade weil ich es selbst wollte,
jagte ich laufend Verbesserungen hinterher. Seltsamerweise schlug das
besonders die schwächsten Glieder der Abteilung in den Bann: Vier
„Verantwortungsträger“ teilten sich eine Sachbearbeiterin /
Schreibkraft, die nach Bedarf für jeden von uns Hilfsarbeiten zu
erbringen hatte. Die erste war dabei oft in Gedanken (und am
Telefonhörer) beim Bändigen ihrer pubertierenden Tochter (sie war
allein erziehend) – also „abwesend“. Ihr Ruf war demzufolge:
Faul, quatscht viel, hat von nichts Ahnung … usw.
Ich nutzte sie zum Ideentest und für
organisatorische Aufgaben sehr komplexer Art. Ergebnis: Sie blühte
allmählich auf. Sie entwickelte Vergnügen an der (Mit-)Lösung von
Problemen, die nicht von vornherein lösbar schienen. Sie brachte
sich in immer beeindruckenderem Umfang in die Arbeit ein. Schließlich
wuchs in ihr Stolz darauf, was WIR geschafft hatten. Bei ihrer
jüngeren Nachfolgerin noch mehr. Während sie von den Anderen
behandelt wurde wie jemand, von dem man wenig hielt, konnte sie sich
neben mir voll entfalten. Abgesehen davon, dass sie durchaus
intelligent war, verstanden wir uns gut zu ergänzen. Über ihre
weiblich charmanten Umgangsformen verfügte ich nun mal nicht –
jeder zog aus dem Anderen die größten Nutzeffekte, zusammen
erreichten wir ein Niveau, auf das wir uns einiges einbilden konnten
und das jeder für sich allein nie erreicht hätte.
Beide Sachbearbeiterinnen wuchsen über
sich hinaus, indem sie fast selbständig gestellte Aufgaben lösten …
im Gefühl, dass eine schwierige Aufgabe von ihnen (mit) gelöst
wurde, weil genau sie das ihrer ganz persönlichen Qualitäten wegen
lösten. An sich banal. Aber es kann schon beeindrucken, wie weit
Menschen über ihren Schatten springen können, wenn die
Rahmenbedingungen dafür stimmen. Bei beiden Kolleginnen war die
unterschwellige Verachtung, die ihnen meist entgegengebracht worden
war, nicht von vornherein unberechtigt. Beide aber entfalteten eigene
Qualitäten, sobald die als wertvoll angenommen wurden. ...
Weiter mit dem Blick auf die "Gedichte des Tages":
Petra Namyslo wagt sich poetisch Po-ethisch an "den Kapitalisten". Ein Abenteuer, das "Masse Mensch" bestehen will und bei dem die Autorin "dem Menschen" offenbar ein böses Ende prophezeit, wenn sich ein solches lyrisches Ich durchsetzt ... Da ist es sicher kein Zufall, dass ich mit "das maß" aus ""Gemeinschaft der Glückssüchtigen"" kontere.
Weiter mit dem Blick auf die "Gedichte des Tages":
Petra Namyslo wagt sich poetisch Po-ethisch an "den Kapitalisten". Ein Abenteuer, das "Masse Mensch" bestehen will und bei dem die Autorin "dem Menschen" offenbar ein böses Ende prophezeit, wenn sich ein solches lyrisches Ich durchsetzt ... Da ist es sicher kein Zufall, dass ich mit "das maß" aus ""Gemeinschaft der Glückssüchtigen"" kontere.
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