Donnerstag, 3. November 2011

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1196

Zuerst die Gedichte von übermorgen:




Dazu kommt Sebastian Deya. Hier sollte jeder bedenken, dass er das Wort "Grinsen" absichtsvoll gewählt hat, also das Vorige damit kräftig konterkariert wird ...


Ach Herr, warum hast du mich nicht genommen
als die Lichter hell schon schienen
dachte doch, meine Zeit wäre gekommen
muss mir Frieden wohl verdienen
Ach Herr, warum, so sehr ich es auch versuche
warum darf ich ihn im Spiegel nie sehen
und so sehr ich den Weg dann auch verfluche
mich doch weiter hin zum Guten dreh´n
Ach Herr, warum, träume jede Nacht vom Krieg
gegen Armeen zu kämpfen ohne Waffe
ach Herr, warum träumte ich nie je vom Sieg
doch jeden Morgen, dass ich es schaffe
Ach Herr, warum muss ich sie so sehr nur lieben
fühle ich dich, wenn du so einsam bist
an deiner Seite, bis in den Morgen geblieben
alleine zurück, der nur einsam noch ist
Ach Herr, warum, müssen sie so sehr mich hassen
lassen Worte mich oft stundenlang weinen
ach Herr, warum, kann es selbst oft nicht fassen
doch hassen konnte ich noch keinen
Ach Herr, warum, lassen sie mich leiden, so arg
bekämpfen, bewundern, vergessen, verlachen
dank dir Herr, dass ich all meine Leiden so mag
für Welten Schönheit, mich stark zu machen
Fühlt es, den Moment, Augen zu, alle zusammen
du und ich, so plötzlich, von ganz tief drinnen
fühle deine Tränen, die Musik und mein Grinsen
in meiner Hand, lass uns zu tanzen beginnen




Prosa?! Na klar: Fortsetzung 2 zum utopischen Erzählungsentwurf  "Im Heute das Morgen"



... Jenny hatte längst ihre Fotos vergessen, ihre Aufzeichnungen, ihr eigentlich begrenztes Interesse. Sie war sich sicher, jedes Wort, das dieser Mann da vorn sprach, war an sie gerichtet, und sollte es nicht an sie gerichtet sein, so nur, um eben das zu verbergen. Der Dozent wiederum hatte vergessen, was er wie hatte theoretisch noch hatte herleiten wollen. Gefangen in Erinnerungen erzählte er und es war ganz nebensächlich, dass 400 Augenpaare gebannt auf ihn gerichtet waren, dass 400 Schüler ihn hörten.
„ … Unser Sonnensystem war längst nicht mehr mit bloßem Auge auf der Projektionswand zu erkennen. Sie müssen dazu wissen, dass der wichtigste Raum im Schiff die Brücke war, eine gewaltige Ansammlung von Konsolen und Monitoren und eben jenem Hauptschirm. Dort wurde nicht wirklich gesteuert oder so, aber dort wurden alle Messwerte zum Flug und den Objekten, denen wir uns näherten, zusammengetragen. Der Hauptcomputer entschied, ob eine ungewöhnliche Abweichung auf den Schirm kam. Wenn er keine entdeckte, war dort die vor uns liegende Sternenwelt zu sehen – nach Wunsch mehr oder weniger nahe herangezoomt. Ich hatte gerade den Dienst übernommen. Boris hatte sich zum Schlafen gelegt, also zum einfachen Schlafen im 24-Stunden-Rhythmus. Jana hatte Freiwache. Ich nahm an, dass sie sich entweder in der Messe mit einem unserer Spezialmenüs langweilte oder im Sportraum ihre Fitness pflegte. Sie hatte mir die Wache übergeben. Unser Schiff befand sich im Inneren eines nicht total uninteressanten Sternensystems. Das heißt, Intelligenz ähnliches Leben erwarteten wir keins. Aber immerhin flogen wir in ein Sonnensystem mit Planeten hinein. Wir hatten bereits einen Gasriesen passiert, unseren Jupiter 24, und näherten uns dem Lebensgürtel des Systems. Es war an sich nichts Sensationelles, ein weiteres System mit einem Bereich entdeckt zu haben, in dem sich Leben entwickeln konnte, kein Grund, von der gewohnten Routine im Schiff abzuweichen. Gerade noch lohnend genug, für Vergleichszwecke Vermessungen durchzuführen. Ich ließ gerade den Computer den dritten Planeten bewerten. Unser großes Gehirn meinte, dass das Planetensystem eine Lebenserwartung von 9,5 Milliarden Jahren hatte. Der Planet vor uns war 3,4 Milliarden Jahre alt. Somit konnten auf ihm – sollten sich die Theorien einer gesetzmäßigen Entwicklung der Materie als richtig erweisen – Vor- oder Frühformen von Leben existieren, da er sich am günstigsten Teil des Lebensgürtels befand. Zum einen war unser Ergebnis interessant für Raumexpeditionen wesentlich späterer Zeiten, zum anderen war wichtig herauszufinden, woran es liegen konnte, dass die Entwicklung des Lebens dort eventuell ein ganz anderes Niveau als das erwartete hatte.
Wir hatten uns inzwischen jener Proto-Erde genug genähert, um in seinen Orbit einzuschwenken. Wir wussten um zwei Monde und um das Vorhandensein einer Atmosphäre mit Sauerstoff.
Ihnen ist sicher bekannt, dass eine relativ konstante Sauerstoffanhäufung – und sei es nur ein Anteil von unter drei Prozent – auf Basis astronomischer, sprich anorganischer Vorgänge nicht möglich ist. So etwas gibt es nur dort, wo auch Leben ist. Leider war in unserem Fall aber nicht genug Sauerstoff da für eine Lebensform mit uns vergleichbarer Atmung. Also liefen Routinen ab, wurde niemand zusätzlich geweckt. Ich spielte am Zoom. An sich konnte ich den Schirm so einstellen, dass er die Planetenkugel zeigte mit ihren vielen noch nicht definierten Flecken, aber wir waren schon deutlich dichter dran. Daneben ließ ich Wahrscheinlichkeitsrechnungen laufen. ...

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