Freitag, 18. November 2011

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1211

In der Hoffnung auf ein entspannendes Wochenende geht der Blick auf die "Gedichte des Tages vom Sonntag. Da haben wir wie in den Tagen zuvor
- ein Testgedicht: "Still gestanden!"
- ein vor drei Jahren erstmals vorgestelltes Gedicht:  thema 1
und als Gast:

Ich höre
einen Intelligenten sagen
man würde sie verkennen
ihres großen Verstandes wegen
ähnlich wie bei
Menschen anderer Haut
ähnlich wie bei
Menschen mit Behinderung
Wie  oft
haben sie dich ausgelacht
den Sonderling
der sich umdrehen konnte
na warte
denken durfte
und die Wahrheit
in sich hinein
lachte
Wie oft
zeigen sie auf den Farbigen
der nicht aus seiner Haut
doch sich umdrehen kann
und gehen
uns in offene Arme
zu laufen
Wie oft
haben sie den Krüppel
schon nachgeäfft
wie er da sitzt
gefangen auf Rädern
hat er mitgemacht
und Spaß gehabt
für den sie ihn ausgelacht
weil er so unmenschlich
dumm sein muss
plötzlich glücklich
einfach mitlachte
bis sie aufhörten
weil er  immernoch glücklich
ihnen langweilig wurde
in seinen Bemühungen
nachgeäfft zu werden
Sieh die Welt nun
einen Moment
wie sie vor dir stehen
durch seine Augen
und erkenne
wie abstoßend
Intelligenz doch sein kann


aaVorsorglich unterstelle ich einfach, dass der Fortsetzungsroman nicht in diesem Sinn "intelligent" ist. Schließlich sind wir bereits bei der 10. Fortsetzung des Romans "Operation Zeitensprung" von Anna Roth  angelangt ...


Ich nickte, bis mir einfiel, dass Gunti das gar nicht sehen konnte. Aber er schien meine Zustimmung auch so gespürt zu haben, denn beim folgenden Satz lächelte er:
„Ich glaube, wir haben den richtigen Punkt gefunden.“
Guntis tiefstschürfender Zeiger deutete kraftlos auf die Matte. Offen gesagt faszinierte mich nun mehr als jede Erotik, etwas Großes für die Menschheit vollbringen zu können. Überrascht erkannte ich, dass Guntram sich viel weiter und praktischer in seine Ideen hineinsteigern konnte als ich, denn ich hatte in meiner Jugend ganz ähnliche Träume gehabt. Aber vielleicht unterschied uns auch nur die faszinierende Möglichkeit, einen solchen Traum in die Wirklichkeit zu holen.
„Und???“
Ich wartete gespannt.
„Sagt dir der Ort Weingarten etwas?“, fragte mich Gunti.
An prickelnde Berührungen war sowieso nicht mehr zu denken. Guntis Körper ließ da keine Zweifel offen. So entfesselte ich ihn und fragte eher beiläufig:
„Warum? Sollte er?“
„Nicht so schlimm. Nur wahrscheinlich wurde dort der deutsche Bauernkrieg entschieden. Dadurch, dass eine Schlacht, welche die Bauern bestimmt gewonnen hätten, nicht stattgefunden hat. Gegen ein Fürstenheer, das erst danach ungebremst von Sieg zu Sieg marschierte. Wenn du dir vorstellst, dass diese Söldner insgesamt mehr als zehn mal so viel bewaffnete Bauern besiegt haben!“
„Ich versteh nicht, was dich daran aufregt.“
„Na, die Bauernhaufen wurden nacheinander zerschlagen. In unseren Geschichtsbüchern steht Weingarten als Möglichkeit, dass alles hätte anders kommen können. Dort waren die Bauern den Fürstensöldnern überlegen. Es war am Anfang aller Kämpfe, wo der eine Sieg nicht nur das entscheidende Fürstenheer zerschlagen hätte, sondern ein Fanal für die Schwankenden gewesen wäre ..."
An diesem Abend erhielt ich eine ausgiebige Geschichtsstunde von einem sich ereifernden Privatlehrer. Gunti redete sich in Ekstase. Dafür fielen einige Orgasmen aus. Es tat mir nicht leid. Mit Gunti hatte mein Leben Sinn. Was gibt man sich sonst alles an leeren Versprechungen: ... bis ans Ende der Welt? ... bis das der Tod uns scheidet? Mit Guntram war das anders. Egal, wohin uns unser Apparat brächte und ob wir überhaupt aus unserer Zeit heraus kämen, ich würde Gunti und meinen Vater begleiten. Ich war auch bereit, mit ihnen eine Reise ins absolute Nichts anzutreten, wenn die Technik versagen sollte, oder ins Gefängnis, wenn man uns erwischte.

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