Donnerstag, 10. November 2011

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1204

Wir beginnen wieder mit den Gedichten des Tages -diesmal mit denen von 12.11..
Da erinnern wir uns zum einen an 2008 mit adios. Dazu kommt dann aber das aktuelle "Testgedicht" Versuchung, das sich sehr bemüht, das Folgende zu toppen:


Kind sein
übermütig
einander stoßen
und doch
vor dem Fallen bewahren
Nähe spüren
im gemeinsamen Lachen

jung sein
Arm in Arm
die Sterne betrachten
ihr Leuchten wiederfinden
in den Augen des Anderen

im Heute
Hand in Hand
unbekanntes Gelände betreten
Herbstlaub unter den Füßen
freuen über unvermutet auftauchende
Zäune und Mauern
die uns zwingen
auf Umwegen
Pfade zu erkunden
die uns sonst
verborgen geblieben
wären

an morgen
denken wir später


Es folgt die 3. Fortsetzung des Romans "Operation Zeitensprung" von Anna Roth:


"Dad, machen wir es kurz: In zwei Wochen habe ich keine Wohnung mehr. Ich bin total blank. Also selbst deine Sekretärinnenstelle ist wie ein Geschenk für mich. Ich habe keinen Lebensgefährten, bin allein, wie ich es mir bei meinem Studium nicht hätte vorstellen können. Was willst du noch hören? Warum das Ganze? Ich hab Mantheey, meinem Chef, eine gelatscht, dass e in einen Aktenschrank geflogen ist. Begrapscht hat er mich, weil ich ohne BH rumgelaufen bin. Als ob das ein Grund wäre ..."
"Das seh ich lebhaft vor mir. Da ist er an die Richtige geraten. Und dann?"
"Ich wollte ihn schonen, nichts an die große Glocke hängen. Aber was macht er? Er linkt mich. Jedenfalls wurde nach ner Weile ich und nicht er in die Personalabteilung bestellt. Gegen mich läge eine Anzeige vor.  Ich würde Testserien unseres Forschungsprojekts aus dem Institut schmuggeln. Manipulationsschwellen."
Einen Moment überlegte ich, ob ich auf Dads fragenden Blick eingehen sollte. Doch dann sprach ich lieber weiter.
"Kann ich dir später in Ruhe erklären. Ist erst einmal nicht so wichtig. Entscheidend war, dass mich der Werkschutz nach Hause begleitete und in meinem Schreibtisch tatsächlich Diagramme fand. Die waren weniger überrascht als ich, das kannst du mir glauben. Oh, man sah von einer offiziellen Anzeige ab. Man habe wohl alles zurück. Aber dafür empfehle man mir die Auflösungdes Arbeitsvertrages. In gegenseitigem Einvernehmen, versteht sich."
Dad sprang auf, setzte sich wieder. Nichts war da von der überlegenen Ruhe, die ich an ihm bewunderte - und hasste.
"Dad, ich seh es ja ein. Es war mein Fehler. Ich dachte nur daran, dass ich mit Manthey auf keinen Fall weiter zusammenarbeiten wollte, und glaubte, mir ständen alle Türen offen. Meine Beurteilung war ja auch Spitze. Trotzdem lernte ich bald alle Floskeln einer unanfechtbaren Bewerbungsablehnung am eigenen Leibe kennen. Ich kann einfach nicht mehr."
Als ich fertig war, saß er mir gegenüber und sagte bedächtig: "Also gut. Dann bleib erstmal hier. Wir werden schon Besseres für dich finden. Die Arbeit als Vorzimmerlöwin ist immer noch besser als gar keine. Sogar, wenn es mein Vorzimmer ist."
"Danke, Dad. Ich werde dich schon nicht enttäuschen", antwortete ich, um dann mit festerer Stimme fortzufahren: "So. jetzt bist du aber dran."
"Lass gut sein, Anna. Ich bin müde. Wir haben Zeit. Schlaf dich erstmal aus. Ich kann dich morgen schon im Institut gebrauchen. Und dann sollten wir schnell den Umzugswagen bestellen."
Für mich klang das nicht überzeugend. Eher so, als hätte Dad mir sowieso nichts von sich erzählen wollen. ... 
 Und für heute wär´s das ...

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