Freitag, 25. November 2011

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1218

Die Erinnerung an den 27.11.2008 ist zugleich die Erinnerung an "worträume": an Johannes R.
Zu den "Gedichten des Tages gehört übermorgen aber auch wieder ein "Testgedicht" und eine heitere Krönung:


Es war an einem Donnerstag,
da gaben sich Marie und Mark,
zwei Ameisen, im Birkenhain
ein Stelldichein,
vom Schein des Sichelmonds bewacht.
Ich glaub, es war so um halb acht.
Die Läuse kribbelten im Bauch;
für Schmetterlinge wär's dort auch
wenn man es ganz genau bedenkt,
viel zu beengt.

„Ach“, dachte Mark, das Herze schwer,
„wenn ich doch bloß nicht schüchtern wär ...
Dass sie in meinem Arm verharrt
und ich sie mit den Fühlern zart
betasten kann,
wie fang ich's an?
Es herrscht bei diesem Dämmerlicht
ja keine allzu gute Sicht.
Wenn wir zu diesem Hügel geh'n
und ich ihr dort, ganz aus Verseh'n,
ein Beinchen stell,
und blitzeschnell
zur Stelle bin, bevor sie fällt,
bin ich ihr Held.
Dann küsst sie mich – das wär der Hit.“
Und während er so sinnend schritt,
Mariechen zu sich selber sprach:
„Wie helf ich bloß dem Zufall nach,
dass er mir näher kommt als nah?
Wenn ich beim Maulwurfshügel da
nun stolpere in vollem Lauf,
dann fängt er mich doch sicher auf
und hält mich fest. Und dann … wer weiß ...“
Sie seufzte leis'.

Am Maulwurfshügel angelangt,
streckt Mark geschickt ein Bein und bangt,
ob dieser Trick nicht zu riskant.
Mariechen strauchelt elegant
und Mark ist vor Verblüffung platt:
Das ging ja glatt.
Was für ein toller Hecht er ist!
Er bildet sich auf seine List
wer weiß was ein.

Das ging ja fein ...
Marie ist ebenfalls entzückt,
dass ihr der Plan so gut geglückt.
Noch immer ist sie ganz perplex.
Welch ein Reflex:
Tatsächlich hat sie Mark galant
mit seinen Fühlerchen umspannt
und nun … Sie lächelt fein …
Jetzt lassen wir die zwei allein,
denn zuschau’n, wie es weitergeht,
         wär indiskret.


Nicht "indiskret" ist natürlich die Frage, wie es beim Fortsetzungsroman weitergeht. Dort  sind wir inzwischen bei der 17. Fortsetzung des Romans "Operation Zeitensprung" von Anna Roth  angelangt ..


Da rief Katharina vom Schanktisch aus den Männern etwas zu. Ich verstand nicht was, ob „Was haben euch die Kinder getan?“ oder „Sie haben sich Gott verschrieben.“
Jedenfalls blieben die ersten verwirrt stehen. Zögernd drehten sie sich um. Einer von ihnen knurrte etwas zu uns herüber. Das nahmen wir als Signal zur Flucht. Wir rannten, was das Zeug hielt. Ernst, unser langsamster und dickster, drehte sich um, kaum, dass wir aus der Tür waren. Ihm bekam die wilde Rennerei am wenigsten. Bevor ihn die nun hinter uns her stampfenden Bauern erreicht hatten, fand er ein geeignetes Ziel für seinen Strahler. Die Verfolger mussten zusehen, wie aus ein paar ahnungslos auf der Straße herumlaufenden Hühnern Flammen hervorsprangen und die Tiere halb geröstet umfielen. Das immer, nachdem Ernst sein seltsames Ding auf sie gerichtet hatte. Jetzt richtete er dieses Ding auf die Männer. Sie blieben entsetzt stehen, wichen, nachdem Ernst auch einen wütend kläffenden Dorfköter zum ewigen Schweigen gebracht hatte, in den Gastraum zurück und ließen uns unbehelligt ziehen.
Wir hofften, die Gesprächsfetzen richtig gedeutet zu haben. Demnach sammelten sich Truppen im Süden des Dorfes – die des Truchseß genau wie die Bauernhaufen. Nur, wenn wir bis zum Startsignal zwischen den Tausenden von Männern unbemerkt blieben, würden wir eine Schlacht auslösen können. Geschlafen haben wir nicht viel.
Schon am nächsten Tag hörten wir gelegentliche Kanonenschüsse. Ich hatte inzwischen viele Quellen zu den Ereignissen bei Weinhausen studiert. Hier stand eine in Zahl und Bewaffnung überlegene Bauernstreitmacht dem noch nicht sieggewohnten Söldnerheer gegenüber. Selbst, was die Gefechtserfahrung betraf, waren die bewaffneten Bauern nicht unterlegen, denn zu ihnen gehörten viele aus dem Süden heimgekehrte kriegserfahrene Söldner. Die waren auch durch den Donner von Kanonen nicht gleich in die Flucht zu schlagen.
Die ersten Gefechte hatten wohl schon begonnen. Ich wusste, dass beide Seiten, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen, der Entscheidung aus dem Wege gingen. Etwas Zeit blieb uns noch.
Wie meist schlug Ernst vor: „Machen wir eine Futterpause.“
Das war wohl wirklich das Beste. Wir warteten die Dämmerung ab. Dann zogen wir weiter. Noch konnten wir von bewaffneten Bauern angegriffen werden. Was nutzte uns unser wunderbarer Plan, wenn sie uns als böse Kobolde, Mönche oder Spione ausgerechnet in dieser Nacht irgendwo festhielten? Doch glücklich unbemerkt krochen wir an all den Massen vorbei.
In der Mitte des Schlachtfeldes hatte die Söldner des Truchseß von Waldburg, die so genannten Bündischen, ihre Stellungen gebaut. Dem erfahrenen Heerführer war seine bedrohliche Situation klar. Darauf zu hoffen, die Bauern hier in einer Schlacht zu besiegen, hätte bedeutet, nicht ein geschickter Heerführer, sondern ein seine Augen zudrückender Spieler zu sein. Aus der Literatur kannte ich den Mann aber als geschickten Taktiker. Wahrscheinlich saß er gerade in seinem Zelt und formulierte ein Vertragsangebot für die Bauern, welches diesen das Gefühl geben sollte, die Schlacht ohne Kampf gewonnen zu haben. Hauptsache, sie gingen erst einmal zufrieden auseinander; nachher konnte immer noch abgerechnet werden.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Follower