Donnerstag, 3. November 2011

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1197

Folgendes sind die "Gedichte des Tages" von übermorgen:
 Sebastian Deya  .Seemannsgarn (das Ende vom Lied)
... und aus 2008: heimkehr  





Auf dem Bug
das Bild
Traum vom
du kannst fliegen
wenn du nur willst
wie ich.

Millionen warfen
Ozeane tränensatter Tücher
gewährten 
Königskindern
eine Nacht
unter Klängen
bei denen kein Eisberg
ungeschmolzen bliebe
vergaßen
wir brauchen nicht
Grönlandbrocken
noch Klimakatastrophe
zum Untergehen.

Eine Reiche und Schöne
erreicht die Neue Welt
einsam.

Wir sterben im Wissen
wie es hätte
sein können
wenn wir
aus dem großen
Kinosaal
trocken
herausgekommen wären


Ein Herz für Prosa? Dann auf zur Fortsetzung 3 zum utopischen Erzählungsentwurf  "Im Heute das Morgen"

...   Hatte der Planet eine stark gegliederte Oberfläche: 98 Prozent ja. Wurden die optischen Wahrnehmungen durch Wolken gestört: 80 Prozent ja(steigend). Bestanden diese Wolken aus Wasserdampf: 41 Prozent ja(steigend), Gab es an der Oberfläche Meere oder Ozeane 46 Prozent ja(steigend) Entwickelte sich darin Leben 37 Prozent ja(schwankend). Mein Auge war verärgert über die Vorsicht des Computers. Ich war mir sicher, zwischen den Wolken eine Oberfläche mit zwei Ozeanen und dazwischen liegenden Landmassiven entdeckt zu haben. Da geschah es. Erst einmal ohne sichtbaren Grund schlug meine Stimmung um. Ich hatte plötzlich bessere, dann einfach gute Laune, schließlich hätte ich meinen Zustand vergnügt, berauscht, euphorisch genannt. Eine reine Füllung Freude. Ja, da entwickelte sich etwas. Ein Gefühl, ein Wissen. Da würde etwas leben, anders und ähnlich zugleich, schön, vielleicht nicht in unserem Sinne, sondern in sehr urtümlichen, aber erhabenem. Lauter Bilder. Ja. Inzwischen sah ich Bilder. Erst nur geometrische Spielereien, Abstraktes, dann Blätter, Bäume, Bauten. Etwas, was ich Menschen genannt hätte. Ich wollte … Ich weiß nicht, was ich wollte. Bis zu diesem Augenblick hielten sich zwei widerstreitende Eindrücke die Waage: Das Wissen, dass das alles nicht real sein konnte, Visionen aus Licht, und dass ich die Anderen hätte rufen müssen, aber ich konnte mich nicht rühren. So wie ich in schneller Folge etwas sah, was zeitlich weit voneinander entfernt liegen musste, so schien ich außerhalb aller Dimensionen zu sein. Ich konnte nichts tun, was nur eines Momentes echter Zeit bedurfte.
Aber ich war doch Forscher! Ich war doch mit einem Auftrag ins All geschickt worden. Ich musste diese Bilder festhalten. Die Anderen mussten sie sehen. Verifizieren. Der Computer würde sie speichern für die Menschheit. Aber erst einmal …
Diese tiefe Freude ließ ein wenig nach. Jana … Nicht, dass ich damals daran gedacht hätte. Später kam ich auf die Idee, die Schwankungen in der Stärke des Gefühls erwuchsen wahrscheinlich aus der Nähe der Wasser- und Landmassen unter mir. Hätte ich ausschließlich Land unter mir gehabt, wäre dieser Rausch wohl vergangen, mit allein Wasser wäre ich wohl durchgedreht. Immer war von beidem etwas da und meine Sinne flogen. Ich hätte die Welt umarmen wollen. Die da unten und meine Menschenwelt. Jana … Und da passierte die nächste Verwandlung. Ich wusste sofort, das da war nicht eine Vision der Welt, die da unten einmal sein würde. Auf dem Schirm sah ich etwas, was ich einmal mit meinen Augen gesehen haben werde. Ja, ja, ich sah mich etwas sehen. Also ich sah nicht mich, sondern ich sah, was ich sah. Es war so wahnsinnig schön. Dabei hätte ich mir nie, wirklich nie vorstellen können, dass ich das einmal schön finden könnte. Da lag eine Frau im Bett. Ich saß daneben, stand auf, setzte mich wieder. Und diese Frau entband gerade ein Baby. Und ich wusste, es war mein Baby. Und ich sah es ans Licht drängen. Und ich hörte die Frau gepresst atmen, sah ihren Bauch und ich fand diesen Bauch sexy. Und ich wollte ihn küssen, diesen Bauch, und legte doch nur meine Handfläche darauf, irgendwie mit der Hoffnung der Urahnen, aus der Schlangenbisswunde das Gift saugen zu können, ihr so allen Schmerz zu nehmen, damit auch sie nur Freude sei. Und dann hatte ich plötzlich das Baby in den Händen, das allerschönste Mädchen, das je auf der Erde geboren worden ist, und ich legte es der Frau an die Brust. Und sie sah mich an mit ihren riesengroßen blauen Augen und wartete, bis ich ihr ihre Haare nach hinten strich, ihre rötlich leuchtenden Haare, die mit Schweiß an die Stirn geklebt waren. Auf einmal zeigte der Schirm nichts Anderes mehr als strahlend blaue Augen und ich empfand nichts außer einem so intimem Glück, dass ich einen unbeschreiblichen Schreck bekam, als an derselben Stelle das vorige Bild der Planetenoberfläche zu sehen war. ...

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