Donnerstag, 24. November 2011

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1217

Beginnen wir mit den geplanten Gedichten von übermorgen. Da wäre zum einen der Rückblick auf 2008: ur-knallig.
Als zweites folgt das Testgedicht "Romantisch?"
Und vorstellen wollte ich hier


Mein Papa schenkte mir den Drachen
um hoch hinaus zu fliegen
wollt´ selber sich Geschenke machen
in seinem Schoße wiegen

So tollte ich herum, auf meiner Wiese
ließ mich beinahe entgleiten
gar fest im Griff hielt mich der Riese
so zog´s mich in die Weiten

Am Horizont lockte mich Vogelgesang
ich wollt´ so gerne hinterher
doch erweckter Herzen Freiheitsdrang
der missfällt dem Papa sehr

Sah mich zappeln und hörte mich plärren
nur zu sicher seiner Sachen
befahl er dem Wind, mich wegzuzerren
laut war noch sein Lachen

Denn Papa schenkte mir den Drachen
ließ nur steife Brisen wehen
selber sich´s Geschenk zu machen
mich fliegend bald zu sehen

Noch will er´s selber nicht verstehen
ich reib´ mir schon die Hände
von hoch oben, ihn stehen zu sehen
er lacht jetzt und ich am Ende.


Bei derProsa sind wir inzwischen bei der 16. Fortsetzung des Romans "Operation Zeitensprung" von Anna Roth  angelangt ..

Im Dorf liefen wir zum Gasthof. In der Tür schlug uns eine Mischung aus Schweißgeruch und Tabaksqualm entgegen. Die etwa zwanzig wenig Vertrauen erweckenden Gestalten würfelten und tranken. Erst, als wir schon alle in der Schankstube standen, nahmen sie von uns Notiz. Für einen Moment herrschte absolute Stille. Wir rührten uns nicht. Die Männer stierten uns an wie Gäste aus einer völlig fremden Welt. Na gut, das waren wir ja auch, aber so abweisend hätten sie uns nicht mustern brauchen. Endlich rief der Wirt etwas. Leider verstand ich es nicht. Es klang nicht sehr freundlich. Vielleicht war es ein derber Witz, denn die Trinkenden brüllten fürchterlich. Unsere ernste Ruhe dämpfte die Heiterkeit wieder. Der Wirt wies uns freie Plätze zu. Unsicher setzten wir uns. Einen Moment später beugte sich ein Mädchen über mich. Als ich mich umdrehte, traf mich ein Blick, als hätte uns eine Schulkameradin wiedergefunden. Da stand jenes Krugmädchen von der Weggabelung, das sich sichtlich darüber freute, uns zu treffen. Sie servierte uns eine Suppe. Ich erkannte nicht, was in ihr herum schwamm, aber ich wollte unsere neue Freundin nicht gleich verprellen, und so löffelte ich mit demonstrativem Behagen.
Ich bin Katharina“, stellte sich unsere Serviererin vor.
Und ich heiße Anna.“
Was los, Kati, wir haben Durst.“
Mit einem Achselzucken rannte sie zum Nebentisch. Wir waren wieder isoliert. Das hatte Vorteile. Ich konnte aufmerksam den Disputen im Schankraum lauschen, selbst wenn ich nicht viel verstand. Aus Wortfetzen reimte ich mir zusammen, dass wir es gut getroffen hatten. Die Männer stritten über einen gewissen Ziegelmüller, der es mit seinem Haufen den Herren schon heimzahlen würde. Ziegelmüller hieß einer unserer gesuchten Bauernführer. Eine andere Gestalt fluchte etwas vom „ ... Truchseß von Waldburg ... wird ... bestrafen ...“ Ich hielt den Atem an, als ich den Namen hörte. Das Ritterheer war also in der Nähe. Der entscheidende Kampf hatte noch nicht begonnen.
Wir wollten uns unauffällig zurückziehen. Den Wirt hatten wir davon überzeugt, nicht auf einer Bezahlung in Geld zu bestehen, von dem wir ja keines hatten. Eher zähneknirschend akzeptierte er das Angebot, sein Seelenheil in unsere Gebete einzubeziehen. Dafür bot er uns ein Nachtlager im Schuppen an. Es war bestimmt verfloht, aber immer noch besser, als wieder eine Lichtung im Wald zum Campieren suchen zu müssen.
Inzwischen beachteten und die Zecher nicht mehr. Das war uns nur Recht. Wir waren nicht darauf eingestellt, über Gott und den Ablass irdischer Sünden zu diskutieren. Was hätten die Bauern schon gegen uns haben können? Vor allem aber, wie hätten wir in einem Gespräch in unserer Rolle überzeugen sollen? Wir bekamen keine Gelegenheit, das zu klären. Denn Andreas war satt und unbekümmert. Er hatte ein paar Zigaretten bei sich, von denen er eine mit seinem Feuerzeug ansteckte. Das fiel einem der Spieler auf. Er fixierte Andreas und flüsterte seinen Gesellen etwas zu. Wahrscheinlich glaubte er, solche Zauberstreiche konnten nur vom Teufel stammen.
Die Spieler hatten ihre Würfelbecher abgestellt. Sie erhoben sich und kamen langsam bedrohlich näher, ohne uns einen Moment aus den Augen zu lassen. Am unheimlichsten dabei war, dass die Männer als feindliche Wand auf uns zu rückten. Andreas näherte sich einem von ihnen, ließ Feuer aus seinem Feuerzeug springen und bot ihm an, es selbst zu versuchen. Der Mann wich entsetzt zurück und bekreuzigte sich. Die anderen folgten seinem Beispiel. Ich holte vorsichtig meinen Strahler hervor und suchte nach dem Ziel für einen Wunderschuss, mit dem die Meute zu beruhigen gewesen wäre. Schließlich waren wir nicht durch die Zeit gereist, um gegen Bauern zu kämpfen. Doch die Männer waren schon zu nahe.

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