Wie angekündigt lassen wir uns noch einmal von Jürgen Polinske nach Portugal entführen: "Kap San Vicente"
Aber für meine Version des Affen-Bildes muss man nicht so weit reisen. Dafür reicht auch die Berliner S-Bahn (heute ist der Geburtstag von Ernst Thälmann. Vielleicht wäre manches anders gekommen): "noch ein tag im paradies".
Es folgt unweigerlich die Prosafortsetzung. Hoffentlich ist es für mindestens einen einzigen Leser ein Vergnügen, sollte der utopische Roman einmal fertig sein, nachzustöbern, wie sich die Geschichte im Laufe der Zeit verändert hat...
Slov ant Gali / Gunda Jaron:
Ich wurde Gott (23)
... Mein
Gedächtnis spielte mir keine großen Streiche. Bis auf etwa 300 bis
500 Meter konnte ich mich in einem lichten Dschungel der Siedlung
nähern. Dann folgte ein breiter Uferstreifen, der wahrscheinlich mit
irgendeiner Frucht bepflanzt war. Landwirtschaftlich genutzte Felder
also. So gut getarnt wie möglich installierte ich meine
Beobachtungstechnik. Kameras, Richtmikrofone. Noch am Waldrand, aber
so, dass die Siedlung möglichst umfassend erfasst wurde.
Endlich
war ich zufrieden. Noch einmal alle Fernsteuerungen getestet und weg.
Eine Wache hatte ich nicht gesehen, und es gab keinen Grund zur
Befürchtung, dass mich irgendwer bemerkt hatte. Ohne abzuwarten
machte ich mich auf den Rückweg zum Gleiter. Es kam mir wie eine
Willensprobe vor, erst dort auf einem Monitor das Aussehen der
fremden Wesen zu bestaunen. Irgendein Gefühl sagte mir, ich bekäme
kleine Tyrannosaurusse zu sehen. Und aus eine Mischung aus Neugierde
und Angst, die intelligenten Echsen könnten doch noch meine Fährte
aufgenommen haben und ich wäre erst im Gleiter meines Lebens sicher,
legte ich die ganze Strecke im Laufschritt zurück.
Lach
nicht: Ich kam im Gleiter an, begann logischerweise sofort, die
Wiedergabe vorzubereiten, aber bevor ich damit fertig wurde, war ich
eingeschlafen …
Als
ich wieder wach wurde, war es draußen hell. Ich hatte lauter wirres
Zeug geträumt von Echsen, die mich zerfleischten, und fühlte mich
entsprechend. Ich zog mir einen Schnelldurchlauf auf Monitor 2.
Gebannt starrte ich auf das schlafende Dorf vom vorangegangenen
Morgen. Wann tat sich endlich einmal etwas? Da! Eine Bewegung! So
schnell, wie ich diesmal auf normale Wiedergabe umgeschaltet hatte,
reagierte ich sonst nur sehr selten. Zoom, schnell den Zoom
einrichten und ...
Das
konnte doch nicht möglich sein! Ins Bild kam ... ein Mensch!?
Genauer wohl eine Frau. Oder?
Aufzeichnung
stopp!
Die
Verblüffung war eigentlich kaum zu überbieten. Ich fuhr den Zoom
näher heran, um mehr Einzelheiten zu erkennen, wieder zurück, um
ein Gesamtbild der Erscheinung zu bekommen. Es blieb dabei. Das erste
wahrscheinlich intelligente Wesen, das mir auf diesem fernen Planeten
ins Blickfeld geriet, zeigte eigentlich alle Merkmale, wie in den
ersten Jahrhunderten der vorigen Zeitrechnung eine mongolische Frau
im für damalige Verhältnisse fortgeschrittenen Alter von etwa
fünfzig Jahren.
Ledrig gegerbte Gesichtshaut, eine fast kugelförmige Kopfform,
blauschwarze Haare, dunkelbraune Augen, eine Nase, als hätte eine
archaische Gewalt sie ihr irgendwann früher in den Kopf
zurückdrücken wollen ...
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