Mittwoch, 16. Oktober 2013

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1881

Diesmal starten wir mit den "Gedichten des Tages", und warum? Es stehen wieder einige vor der Veröffentlichung - diesmal als Würze für eine Sammlung von Prosatexten:

Es steht uns in Kürze bevor: Gunda Jaron lässt es wieder sprudeln - diesmal im Zusammenwirken mit Thomas Staufenbiel, diesmal in einer Mischung von (häufig schwarzhumorigen) Gedichten und kurzen Prosatexten. Langjährige Lyrik-Blog-Leser werden sich an einige dieser poetischen Böswilligkeiten erinnern. Pech für sie: Bei einigen Beispielen blättern wir zurück. Da wäre zum Beispiel

Gunda Jaron: Schwarze Witwe


doch wir finden bestimmt noch mehr. 
Für diejenigen, die hier ein Buch vorbestellen wollen: Bitte meldet euch über die Kommentarfunktion, ansonsten über den Verlag .(Noch nicht über Buchhandel, Amazon oder so).
Damit auch noch ein neues Gedicht zum Test kommt, hier folgender

Slov ant Gali: Ratgeber für angehende Lyrikpreisträger


Und hier folgt die Prosa dazu:

.Verlage haben Vorteile: Sie kennen Texte, bevor sie die normale Leserschaft kennt, und sie besitzen die Macht zu entscheiden, ob diese Leserschaft die Texte jemals wird kennen lernen können. Ein wenig können die Leser dieses Journals an jenem Vorzug teilhaben. In den folgenden Tagen gibt es Appetithappen zum bald erscheinenden Gemeinschaftswerk von Gunda Jaron und Thomas Staufenbiel "Querfeldein ist nicht immer geradeaus". Es vereint Texte unterschiedlicher Art. Wir konzentrieren uns hier auf Kurzprosa. Und wir sind gemein: Die meisten Texte haben eine unerwartete Wendung am Ende - eine Pointe. Und es muss doch nicht Verpflichtung eines "Appetithäppchens" sein, die zu verraten, oder?! Na, eventuell ausnahmsweise ,,,?


Thomas Staufenbiel:  Affront

(1)

Ich sage es euch doch, Mord!“, donnert die Stimme durch den Verkaufsraum. „Mord - und ich sage es noch einmal: Mord!“

Ich stehe etwas abseits, vor neugierigen Blicken geschützt hinter einer Regalreihe mit Nudeln, Ketschup und allerlei Dingen des täglichen Bedarfs und erschrecke über diesen so dramatischen Auftritt. Gerade hier, ich bin ein wenig aufs Land gefahren, um meinen Gedanken frischen Wind zu geben, hätte ich so etwas nicht erwartet. Neugierig schiebe ich einige Packungen Eierteigwaren zur Seite und blicke durch die Regalreihe - auf der anderen Seite liegen, wen wundert es in Anbetracht solchen Unheils, die Pampelmusen - hindurch. Da sitzen sie auf dem steinernen Sims am großen Schaufenster, aufgereiht wie auf einer Hühnerstange: Ein halbes Dutzend aufgebrachte Damen um die Sechzig, die begierig an den Lippen der Rednerin hängen. Eine große, etwas grobschlächtige Alte in einer Kittelschürze, wie ich sie noch von meiner Großmutter kenne, führt das Wort und die Anklage.

Hannelore.“ Die Kittelbeschürzte legt ihre Pranke auf die Schulter der neben ihr Sitzenden. „Ich weiß ja, dass du den alten Zausel gern hast.“ Die Angesprochene schaut verlegen nach unten. „Du wolltest ja schon damals in der Schule was von dem. Wie du den immer angeschmachtet hast. Aber“, und nun erhebt sie ihre Stimme und der Tonfall wird ein sonderbarer, „trotzdem ist er ein Killer.“ Dieses Wort hat sie wohl in postmodernen Kriminalfilmen aufgeschnappt. Es scheint ihr auch zu gefallen, denn sie betont es ausgesprochen theatralisch und erinnert mich dadurch stark an Miss Marple. Wie habe ich sie geliebt, diese Filme aus den Neunzehnhundertfünfzigern, in denen Margret Rutherford ihren unwiderstehlichen Charme versprühte.

Hannelore verspürt wenig Lust auf Widerrede, dafür erhebt nun die mit der lila getönten Betonfrisur das Wort und zetert:
Makkusch, du alte Hexe, willst du uns alle an den Galgen bringen mit deinen Anschuldigungen? Vielleicht warst du es selbst. Du weißt doch so viel darüber.“
Ich hab's doch gesehen“, überschlägt sich Makkusch und reibt sich die feuchten Hände an ihrer Kittelschürze. „Die Krause ist fortgefahren, mit dem Auto. Er muss ihr irgendwo aufgelauert und sie um die Ecke gebracht haben, und dann geht er auch noch als reines Unschuldslamm zur Polizei und mimt den besorgten Gatten. Um die Ecke gebracht, sage ich euch.“ Makkusch holt tief Luft, sie hat sich in Rage geredet. „Und nun ist sie, Gott sei ihrer Seele gnädig, im Himmel.“
Wie als Beweis blitzt es draußen, gefolgt von einem gewaltigen Donner. Die Alten sitzen starr vor Schreck.
Da hast du es“, sagt die Lilagetönte mit zittriger Stimme. „Da hast du es!“ Mehr fällt ihr dazu nicht ein. ...

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