zu Michael Szameit „ Im Glanz der Sonne Zaurak“
Was erwartet man von einem SF-Roman? Je
nach dem wird man diesen gut oder vielleicht bescheuert finden. Sein
unbestreitbarer Vorzug: Er strotzt von geschickt gezügelter Fantasie
und ist unterhaltsam und spannend. Leider leidet darunter die Logik,
vor allem aber die Psychologik. Wer den Roman gleich ohne Kapitel 2
„Leander“ liest, kommt vielleicht zu anderen Schlüssen. Nach
diesem Kapitel fragt man sich, wer diese Truppe als Auserlesene der
Menschheit ins Weltall zu schicken verantworten wagt – und das mit
einem Raumschiff, das an der Verschrottungsgrenze liegt. Dies ist
selbst bei vorfallsfreien vier Flugjahren sträflich. Das Problem
ist, dass ein nicht unwesentlicher Anteil an der Spannung aus dem
Spannungsverhältnis zwischen diesen spätpubertären Jungs
erwächst.
Was hervorragend funktioniert, ist das Verfolgen der
(späteren) Handlung aus der Sicht der mit anderen, besseren
Informationen Leser mit Blick auf die ahnungslosen Handelnden. Sähe
der Leser in den „Angreifern“ die Riesenasseln, die die
Raumfahrer sehen, wäre die Handlung sehr einschichtig.
Die
Handlung zu erzählen wäre gemein. Der Autor füttert den Leser
vorsätzlich mit Infos, die eine Spannungsbrille produzieren. Nur so
viel: Jenes zweifelhafte Raumschiff mit seiner z.T. zweifelhaften
Besatzung soll nicht nur Vermessungsaufgaben in einem entlegenen
Sonnensystem durchführen, sondern auch zwei Raumfahrer retten, von
denen ein verstümmelter Spruch auf der Erde angekommen ist. In
wilden Abenteuern lernen sie, einander zu akzeptieren und so sehr zu
mögen, dass sie sogar eine Art Meuterei wagen.
Zu den logischen
Zweifelhaftigkeiten gehört die Ahnungslosigkeit der hoch
entwickelten Außerirdischen, einer genetischen Manipulation, die auf
einen Zeitraum von Millionen Jahren angelegt sein soll, nicht von
vornherein zuzuschreiben, dass sie ein wenig aus dem Ruder läuft –
noch dazu, wo sie eigentlich das macht, was die Superklugen von ihr
wollten.
Der Roman ist kein typischer utopischer DDR-Roman, in dem
kommunistisch angehauchte Gesellschaftsbilder gemalt werden. Seine
Helden haben so viele Schwächen, dass man ihnen auf der Erde
millionenfach begegnen könnte (weshalb sie eher nicht kosmostauglich
wären).
Wenn er eine „Lehre“ transportiert, dann die, wie
sehr das, was wir „sehen“ von dem abhängig ist, was wir (nicht)
wissen. Das macht der Erzähler wunderbar. Übrigens musste ich bei
einem Wiedersehen in einer „Star trek“-Folge die „Schweigenden
Engel“ wieder.
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Manchmal bin ich unsicher, ob die eigenen Bücher dem Rezensenten-Anspruch genügen können. Viele der "Gedichte des Tages" leben ja kaum über den Tag hinaus:
Eine Besonderheit von Dichtern ist, dass sie auf unterschiedlichste Weise nach ihrer Beziehung zur Welt und ihnen nahe stehenden Menschen fragen. Was will, was kann das Ich ausrichten - und was eben nicht. Auch Sebastian Deya ist ein Dichter ... und diesmal hört man hoffentlich, welche moderne Form der Darbietung er für seinen Text im Hinterkopf hatte. "An dich"
Mein Slov ant Gali: Senryū Nr. 110 ist dagegen ein (zu?) komprimierter Gedanke. Privatisierung ist nicht nur schlimm, wenn sie verwirklicht wird, sondern auch schon dann, wenn sie als "Option" erwogen wird, weil man dann "anders" denkt ...
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