Sonntag, 27. Oktober 2013

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1892

.Beginnen wir mit der Lyrik:

Manchmal passiert es mir: Ich habe kaum die Zeitung hochgeholt, blättere sie durch, bleibe an einem Artikel hängen und sage mir, darüber müsste ich schreiben. Ein seltener Fall, bei dem sich auch die Idee schnell einstellte, WIE ich den Stoff angehen könnte, war "Vom so netten König Abdutrullalah". Vorsorglicher Hinweis: An tri-tra-trallala habe ich dabei nicht gedacht ...
Und nun das zweite Beispiel für eine nachträgliche Änderung und Aufgabe für lyrische Wortdetektive, WAS denn verändert worden sein könnte bei "Auf-gelebt" im Vergleich zu https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjuUNC7PxLfc0GqzKR9kxc-tXsYsWB4V7TsyFMhVmkWLLyEXtfJzev4l02qv3m9wSV8JlHDUe4YNJIvSLS4P8f7sucS9yEimsPgXYI-6KRQoCsbBojLWhB7Wvwx8Qqu1kKoF2vpNU3brlMT/s320/cover+mbh-Liebe+kleiner.jpg


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Die Prosa ist nichts als der Anfang einer weiteren bekannten Geschichte aus der "gemischten Anthologie von Gunda Jaron und Thomas Staufenbiel:




Gunda Jaron

Ambivalent
(1)
Es waren wundervolle Tage, die Tage mit Pierre. Ich habe sie genossen, jeden einzelnen, und ich werde sie nie vergessen, die Tage nicht und Pierre nicht. Wie könnte ich auch? Wann hat mir je zuvor jemand so viel Aufmerksamkeit geschenkt, mich so mit Liebe überschüttet und auf Händen getragen wie dieser Mann?

Für einen Franzosen war er übrigens ziemlich groß, knapp einen Meter fünfundachtzig auf Hornhaut, und ich liebte jeden Zentimeter an ihm. Jeden. Einen kräftigen Rücken hatte er und Schultern wie ein Footballspieler, wissen Sie, so einen sportgestählten Body, wie frau ihn sonst nur aus der Werbung für die Lightversion eines Colagetränkes kennt. Sixpack. Und Oberarme, die mal Beine hatten werden sollen. Geradezu umwerfend. Genaugenommen stehe ich ja nicht so sehr auf muckibudengezüchtete Muskeln, zumindest dann nicht, wenn man dem Typen trotzdem ansehen kann, dass sich irgendwann rund um die Taille ein Speckgürtel ansetzen wird, spätestens, wenn sich ab Mitte Vierzig seine sportlichen Aktivitäten in der Handhabung der Fernbedienung seines Multimediacenters erschöpfen. Aber noch sah Pierre wirklich klasse aus, das muss ich zugeben. Wissen Sie was: Stellen Sie sich einfach Ihren Traumtypen vor, überziehen ihn in Gedanken mit Vollmilchschokolade oder von mir aus auch Himbeermarmelade – et voilà – so einer war Pierre.

Pierre ... Ein Name, der auf der Zunge zergeht wie Sahneeis. Gut, vielleicht vermischt mit einigen harten Krokantbrocken, denn „Pierre“ ist in Frankreich ungefähr so gebräuchlich wie hier Peter oder Paul – und bei Licht besehen rangiert „Pierre“ für mich auf der Beliebtheitsskala männlicher Vornamen ungefähr auf dem gleichen Level wie „Gerd-Herbert“ oder „Maltekevinalexander“. Aber was sind schon Namen?

Biologie studierte er. Oder war es Philosophie? Philologie? Sinologie? Egal, irgendetwas mit mehreren Os und Is eben. Ich glaube, wenn man verliebt ist, ist so etwas ziemlich wurscht, oder sehen Sie das anders? Und verliebt waren wir. Oh ja, und wie. ...
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