Kann man die eigene Kreativität übertreiben? Ist es schlimm, wenn man, kaum dass die erste Auflage erschienen ist, schon die Kleinigkeiten zu sammeln beginnt, die in der erhofften nächsten Auflage verändert werden sollen - für Freaks ein Puzzle?
Thomas Staufenbiels "Eselsmilch" muss noch ein paar Stunden warten, bis das Buch, dem das Gedicht entnommen ist, erschienen ist ... aber Verbesserungen dürfen natürlich schon jetzt gesucht werden:
Gunda Jaron
S.a.B.r.I.n.A.
(3)
Woher ich das alles wusste, obwohl ich die Frau gar nicht kannte? Nun, es gehört zu meinen ehernen Grundsätzen, akribisch zu recherchieren, bevor ich einen Auftrag endgültig annehme. Nichts wäre geschäftsschädigender, als einen Unbescholtenen dauerhaft zu beseitigen, nur weil die lustige Witwe in spe dessen Geld auf den Bahamas verjubeln will.
Mag sein, dass solche Geschäfte lukrativer wären als meine Art des Geldverdienens, die paar Mäuse, die ich als Aufwandsentschädigung zu kassieren pflege, ermöglichen mir lediglich ein Leben in bescheidenem Luxus, aber frau hat eben ihre Prinzipien. Und eine dankbare Auftraggeberin, der ich ihr Lächeln zurückgeben konnte, ist mir allemal lieber als eine, die sich nur zähneknirschend von einem Teil ihres Erbes trennt, um mich zu entlohnen.
Nun möchten Sie noch wissen, wie die Frau mich kontaktieren konnte? Über S.a.B.r.I.n.A. natürlich. „Situation ausweglos? Beseitige rigoros Individuen negativer Art!“ Ein Netzwerk von Frauen für Frauen. Vergessen Sie's, Sie brauchen nicht im Internet zu recherchieren. Ich betreibe keine Homepage. Mein Büro hat ja nicht mal ein Firmenschild, jedenfalls kein aussagekräftiges, aber irgendwer kennt immer irgendwen ... Probieren Sie es aus, wenn sie Bedarf haben.
Wie ich es angestellt habe, dass die Kugel aus dem Gewehr des Bruders ... ? Sozusagen unter dessen Augen ... ? Aber ich bitte Sie. Sie erwarten nicht ernsthaft, dass ich Sie in meine Arbeitsmethoden einweihe? Berufsgeheimnis, das werden Sie verstehen. Diskretion ist alles in diesem Geschäft, weshalb ich bei Veranstaltungen wie der heutigen zumeist in der letzten Reihe stehe. Das ist die einzige Macke, die ich mir leiste: Nach erledigtem Job das Ergebnis meiner Arbeit aus der Nähe zu betrachten, immer in etwas abgewandelter Gestalt, aber stets mit einem tiefen Gefühl der Befriedigung. Und – ich gebe es zu – in diesem Fall sogar mit einer gehörigen Portion Stolz, zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen zu haben.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen