Donnerstag, 24. Oktober 2013

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1889

.Gunda Jaron bietet ihre kriminalistischen Dienstleistungen ... oder heißt das kriminellen? ... auch in anderen Geschichten an:


Gunda Jaron

S.a.B.r.I.n.A.
(1)
Gerne hätte ich der Frau vorn in der ersten Reihe die Hand auf die Schulter gelegt und ihr ein paar freundliche Worte zugeflüstert, aber eigentlich kannte ich sie ja kaum und so wäre sie über meine vertrauliche Geste wohl sehr erstaunt gewesen. Vermutlich hätte sie sogar befremdet reagiert, denn genaugenommen kannte sie mich überhaupt nicht. Also unterließ ich es lieber. War auch besser so. Wäre ohnehin zu gewagt gewesen. Ich schüttelte den Kopf über mich selbst. Irgendwann würde es mich noch erwischen.

Nein, die junge Frau und ich, wir waren uns nie begegnet. Gekannt hingegen hatte ich ihren Mann, wenn auch nicht persönlich. Ein faszinierender Mensch. Groß und mit Schultern, die die richtige Breite hatten, um die grauseidenen Boss-Anzüge aufs Eleganteste auszufüllen. Maßgeschnei-derte Hemden, deren Ärmel auf den halben Zentimeter genau an der Stelle des Handgelenks endeten, die es einem Gesprächspartner ermöglichte, einen flüchtigen Blick auf die goldene Rolex zu erhaschen. Dezenter Brilli auf dem Platinreif am rechten Ringfinger ebenso wie auf der geschmackvollen Krawattennadel. Handgenähte Lederschuhe, die ihre ita-lienische Herkunft erst auf den zweiten Blick verrieten, sowie ein perfekter Schnitt des graumelierten Haares, vermutlich das Ergebnis wöchentlicher Besuche bei einem dieser Friseure, der irgendwann prominenter sind als die meisten ihrer Kunden, rundeten das Bild des erfolgreichen, seriösen Geschäftsmannes ab.
Ein strahlendes Lächeln, das zwei Reihen blendend weißer Jacketkronen enthüllte, sprang den Betrachter des Familien-fotos geradezu an, jenes Fotos, das ich in meinem Büro an der Pinnwand hängen hatte und das während des letzten Sommerurlaubs aufgenommen worden war. Gleichsam beschützend wie besitzanzeigend hatte der Mann darauf die rechte Hand auf die Schulter seiner Frau gelegt, die in irgendeiner Badebucht im Sand saß und das Baby auf dem Schoß hielt. Die Linke des Mannes ruhte auf dem Hinterkopf des älteren Kindes, einem etwa acht- oder neunjährigen Mädchen, das etwas ängstlich in die Kamera blickte. Die Frau auf dem Bild hatte leicht die Mundwinkel nach oben gezogen, aber das Lächeln schien ihre Augen nicht zu erreichen. Mag sein, dass dieser Eindruck hauptsächlich dadurch entstand, dass sie eine dieser überdimensionalen Sonnenbrillen trug, die jede Frau wie eine mutierte Stubenfliege aussehen lassen, dennoch war ich mir sicher zu erkennen, dass ihr Lächeln nur Maske war und nicht Ausdruck einer freudigen Empfindung. Ich täusche mich selten in solchen Dingen, wissen Sie. Ein gewisses Feeling dafür gehört einfach zu meinem Job.

Dieselbe Sonnenbrille trug die Frau übrigens auch jetzt, obwohl der Himmel eher trüb war. Die Luft war abgestanden und zugleich schwer und süß gewesen vom Duft Hunderter Rosen und Lilien. Die Glocken hatten geläutet und die Träger gemessener Miene links und rechts des Sarges Platz genommen. Begleitet von einer etwas altersschwach ächzenden Orgel hatte die Gemeinde gebeten „So nimm denn meine Hände“, der eine oder andere Schluchzer war bereits laut geworden, noch bevor der Chor feierlich das Ave verum intoniert hatte, und Tränen waren mit spitzenbesetzten Tüchlein von den Wagen getupft worden. Der Graumelierte musste eine Seele von Mensch gewesen sein, wenn man dem Pastor Glauben schenken wollte, der den Lebensweg des lieben Verblichenen mit salbungsvollen Worten nachge-zeichnet hatte. Wie überaus traurig und welch ein Verlust für die Menschheit, dass dieser wunderbare Mann und liebevolle Familienvater so früh hatte sterben müssen. Und dann auch noch so plötzlich und auf so tragische Weise.
Ergreifend. ...

***

Auch die "Gedichte des Tages" greifen teilweise auf das selbe Buch zurück:

Wenn wir auf lyrischen großen Fahrten sind, kommt erfreulicherweise nicht nur, aber eben auch Sebastian Deyas "Flaschenpost" an. AuchGunda Jaron erinnert daran, dass "Heiße Liebe" nicht in "Liebe m.b.H." gesucht werden sollte, sondern in ""Querfeldein ist nicht immer geradeaus" ... zumindest was den Titel betrifft:
https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgbfL_HSIKv8GxiBXj-p78FsqxUayYq8frxLeP3reBiyb5eGAygBKH2WtcefYihUuYcPJcEQteJq8FR2bOfCCh0l1yBzn31EnZXtpc9G8RhdDecUc37zXBYpABV0jKMjRwCLgi1hQF6G93J/s320/Cover+Querfeldein.JPG.
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