Donnerstag, 25. August 2011

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1126

Bei unserem Ausflug in die Theorie der Poetik sind wir erst einmal am Ende. Wir beginnen also diesmal mit dem SF-Fortsetzungs-Groschenroman - 17. Fortsetzung der Rohfassung von Anna Roths "Das Bienenprojekt":

Warum mich Paul so euphorisch bestärkte und ich mich in der Nähe der schwirrenden Genbienen wie im Dauerrausch zu neuem Unfug anstiften ließ, das waren doch Fragen, mit denen sich ein Forscher beschäftigen musste! Aber manchmal sieht man bestimmte Dinge eben, weil man sie sehen will, und andere sieht man eben nicht, weil man sie nicht sehen will. Und ich hatte mich aus einem Gemisch von Gefühlen in dieses Projekt verbissen – dachte ich zumindest damals: Ich war wie Lissy nur begeistert und nicht verwundert, als wir schon nach etwa 30 Stunden Experimentierens ein für uns unhörbares Geräusch generiert hatten, das unsere b-Bienen in die Richtung lockte, in der der Generator stand – und zwar mit einer Intensität, dass sie an der Scheibe eine Traube bildeten. Wir mussten sogar fürchten, dass die ersten, sinnlos gegen das Glas geflogenen Tiere von den nachfolgenden erdrückt würden. Die Bienen waren exakt fixiert auf ihren Zielpunkt, der mathematisch einwandfrei die Geräuschquelle war. Kein Mensch kann in seinem Hörbereich so exakt die Herkunftsrichtung eines Geräuschs bestimmen. Von unserem Erfolg überrumpelt, schalteten wir den Generator ab. Und wieder beobachteten wir Beeindruckendes. Das Bild der Bienen ließ sich wohl nur mit der Reaktion eines Menschen vergleichen, der in einen starken Sog geraten ist, sich mit aller Kraft dagegen gewehrt hat, und dann ist der Sog plötzlich weg. Jedenfalls kullerten, ja, eigentlich könnte man wirklich sagen kullerten die Bienen ein Stück zurück ins Treibhaus, sie bewegten sich noch einen Moment völlig orientierungslos, bis sie endlich wieder „normal“ waren, wenn dieser Ausdruck für unsere Bienen überhaupt zulässig war.

Was erwartet uns übermorgen als "Gedichte des Tages"?

Der Worträume 2.0-Kandidat "Pechzeit"


Die Neuvorstellung ist dann


Aufzuwachen
in einem Bündel
aus Gebeinen
mühsam sortiert
wie eine Runde Mikado
wer das fragile Gebilde
zum Einsturz bringt
hat verloren.

Ich kann meine Beine nicht finden
weiss nicht wo
ich sie verlor
die saftigen Äpfel
vom verbotenen Baum.

Jede Nacht
werde ich gehäutet
und erwache doch
nicht klüger als vorher
erfahre keine Katharsis
betrachte nur staunend
die leeren Hüllen
die vorgaben
ich zu sein

mein Leib wird
wie Perlen
vor die Säue geworfen.






Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Follower