Donnerstag, 11. April 2013

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1708

Man beachte: Dies ist erst die Urfassung der Prosa-Geschichte:


Vorm Haus, das es nicht gab (2)




... Ach, du kannst dir denken, was kommt? Ich wuchs einmal über mich hinaus und habe meine Quälgeister besiegt und alles wurde gut?! Schön wäre es ja gewesen. Nein. Zuerst kam die Flucht in die Tagträume. Für die brennend pinkelnden Pisaminken-Ameisen wurde ich zum heldenhaft niederknüppelnden Riesen. Dann aber … dann kam ein richtiger Nachttraum. Ich hatte meine Träume sonst immer sofort vergessen. Die Bilder aus diesem einen jedoch spukten noch in meinem Morgenhirn herum. Du weißt ja, wie man als Kind ist: Ein Jahr ist eine Ewigkeit und begonnen wie zerronnen mit dem Klingeln zu den Weihnachtsferien. Wie es ist, so ist es eben. Ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass, wenn nun einmal seit Ewigkeiten Krieg mit den anderen Jungen meiner Siedlung herrschte, es je anders sein könnte. In jenem Traum aber war ich den Bürgersteig entlanggelaufen vorbei am Grundstück einer Musikerwitwe. Dort kam deren Sohn heraus, der zwei Jahre jünger war als ich und auch gut geeignet, gehänselt zu werden. Ich rief ihm etwas zu und achtete nicht darauf, dass mir Klaus und Volkmar entgegenkamen. Sie sahen diesmal besonders kräftig aus. Als mich der Schreck packte, war es zum Flüchten zu spät. Aber die beiden riefen mich, als freuten sie mich zu sehen, aber nicht, weil sie jemanden zum Verprügeln gefunden hatten, sondern so, wie wenn man sich über die Begegnung mit einem alten Freund freute. Es war ein Film in bunt, bei dem ich lügen müsste, ob ich etwas gehört habe. Ich sah mit meinen Augen Bilder. Wir umringten einander, scherzten. Es war alles unbegreiflich entspannt. Nebenbei sah ich auf der gegenüberliegenden Straßenseite ein neu gebautes Haus, aus dem ein Mädchen im Alter des Musikerjungen auf uns zu lief. Die drei anderen Jungen irritierte das überhaupt nicht. Nur ich wusste, dass dort kein Haus stand, und dieses Mädchen gab es auch nicht. Verrückt, der Traum. Im Morgenerwachen war aber nur die Verwunderung darüber übrig, dass ich mich mit Klaus und Volkmar wie mit guten Freunden unterhalten hatte. Am liebsten hätte ich ihnen das erzählt. Letztlich war ich aber sicher, dass die das genauso lächerlich finden würden wie ich.
Wenige Wochen später teilten mir meine Eltern mit, dass sie eine Wohnung „in der Stadt“, also im Zentrum von Schwerin gefunden hatten. Wir zogen um und ich kam auf die Halbinsel nur noch, um im Garten zu spielen, Gemüse anzubauen und zu ernten. Ein ganzes Jahr lang betrat ich die Siedlungsstraße nicht mehr. Im nächsten Jahr, da war ich also neun Jahre alt, trieb mich eine unerklärliche Kraft an, ich müsse doch einen Spaziergang machen, einmal schauen, wie das Haus aussähe, in dem ich vorher gewohnt hatte. Stell dir meinen Schreck vor: Schon von weitem fiel mir das Einfamilienhaus auf, das nun zwischen den früheren Häuschen stand. Als ich es sah, fiel mir sofort der Traum ein. Richtiger: Mir fiel sofort ein, dass ich genau dieses Haus schon einmal in meinem Leben gesehen hatte. Offensichtlich hatten es fremde Leute in der Zeit meiner Abwesenheit dort errichtet. Obwohl die Sonne schien, war mir unheimlich zumute. Krampfhaft versuchte ich wegzusehen, also zu den Grundstücken auf meiner Straßenseite. ... 


Bei den Gedichten braucht man nichts besonders zu betonen. Hanna Fleiss und Brunhild Hauschild sind ja alte Hasen ... Oops ... schnell neudeutsch gendergerecht: alte Häsinnen ... oops ... das klingt irgendwie ... nicht gut ... Also da hat bestimmt ein Antifeminist dran gearbeitet ...


Wenn ich jetzt nach draußen sehe, gebe ich Hanna Fleiss bedingt Recht: "Fünf vorm Frühling". Na gut, würde ich sagen, hier ist der Schnee geschmolzen, aber ... mir kann man es wohl nie recht machen ...
Die Frage, wodurch Brunhild Hauschild zu "Bestandsaufnahme" inspiriert worden ist, erübrigt sich, oder ...? Na gut ... man könnte natürlich sagen: ... Frau ... (Beneidenswert, in der eigenen Bilanz ein Saldo NETT zu erzielen ...)





Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Follower