Sonntag, 21. April 2013

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1718



Das Märchen von den gelben Schafen (2 = Schluss)


... „Ihr seid aber freie Schafe. Entscheidet nur richtig. Wir möchten euch aber warnen: Das Schlimmste für ein Volk von Schafen sind gelbe Schafe unter ihnen. Von schwarzen Schafen wisst ihr. Die erkennt man leicht und kann sie aussondern. Gelbe Schafe jedoch müssen besonders behandelt werden: Man muss sie scheren und melken und ihre Lämmer schlachten und überhaupt bedürfen sie der Hunde, die ihnen im Auftrage kluger Schäfer zeigen, wohin sie laufen dürfen und wohin nicht. Das seht ihr doch ein?“
Den armen Schafen wurde ganz unheimlich: Gelbe Schafe … Wie das klang! Ja, gegen gelbe Schafe musste man etwas tun. Und überhaupt waren da die Euter, die noch daran gewöhnt waren, immer wieder gemolken zu werden und mehr Milch hatten, als es die Lämmer soffen. Oh, wie freuten sich die Schafe auf den Schutz durch kluge Schäfer.
„Da ihr nun einmal freie Schafe seid, könnt ihr auch selbst entscheiden: Wollt ihr, dass wir uns mit unseren Händen, unserer Schere und unseren Hunden um die gelben Schafe kümmern, damit sie keinen Schaden anrichten?“
Die Schafe aber, die noch nie von gelben Schafen gehört hatten, blökten zustimmend.
Wie auf Verabredung tauchten in diesem Augenblick neue Bergsteiger zwischen den Gipfeln auf. Einer von ihnen wies sich aus als Fachmann für schafspezifische Erkrankungen, man dürfe ihn Arzt nennen und er würde nun ein Schaf nach dem anderen einzeln untersuchen. Jedes von ihm in Augenschein genommene Schaf aber bekam ein Zertifikat umgehängt. Darauf stand: „Gesund, aber farbenblind“.
So verwirrt und einzeln wurden die Schafe zum zweiten neuen Bergsteiger geschickt. Auf dessen, ihnen kurz vor die gerade als farbenblind erkannten Augen gehaltenen Visitenkarte stand: „Unabhängiger Spezialist im Institut zur Begutachtung visuell erkennbarer Abnormitäten in regional abgelegenen Schafspopulationen“. Kein Schaf verstand, was dies bedeuten könnte, doch jedem erklärte dieser Spezialist mit trauriger Stimme, aber, was noch wichtiger war, er hängte es ihm auch als Schild um, damit es alle anderen Schafe lesen konnten. „Diese Schaf ist gelb.“
Wie entsetzt betrachteten die Schafe nun einander! Mal schauten sie sich aufs Fell, mal auf jenes Dokument, das in verschnörkelter Schrift überschrieben war mit „Gutachten“. Noch vermeinten sie zwar, Schafe zu sehen, die weiß, wenn auch leicht verschmutzt waren, aber dort stand, sie seien gelb, dann mussten sie wohl gelb sein. Es dauerte auch nicht lange, dann hatten sie oft genug ihrer aller Fell mit dem wunderschönen Gutachten verglichen, bis sie sich überzeugt hatten, sie alle waren gelb.
Wie leicht hatten es nun die Hunde, die sich vor sich selbst fürchtenden Schafe dorthin zu treiben, wohin sie die Schäfer haben wollten. Als die ersten Lämmer herangewachsen waren, bedurften sie des Gutachtens nicht mehr: Sie hatten längst gelernt, dass sie gelb waren. Und sollte es eines nicht gleich glauben wollen, so wurde es geschlachtet oder in das große schöne Haus der Begutachter geschickt, aus dem sie überzeugt zurückkamen, dass sie gelb und nur farbenblind waren.
Und wenn sie nicht gestorben sind, … dann speise ich immer zu Ostern Fleisch von einem Lamm, das von sich glaubte, ein gelbes zu sein.

... Und die "Gedichte des Tages" von morgen?! ...

Manche Gedichte sind einfach, kalr, ihre Aussage ist einfach, klar ... und sie sind wie ein kurzes Mmmm. Hanna Fleiss´ "Ach ja, der Frühling" gehört wohl zu dieser Gruppe. Ob aber auch "Ich LAMA traf O BAMA" dazu gerechnet werden dard, kann bezweifelt werden. Wahrscheinlich muss man noch nicht einmal etwas über den Autor wissen, um eine Gesichtsverzerrung wie Spock von der Enterprise zu bekommen ...
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