Donnerstag, 19. September 2013

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1856

Nach kurzem Atemholen also weiter mit der brandneuen Prosa im Entwurfsstadium:

Fillip, der Erdling (5)


... Letztlich blieb ihm nichts übrig, als Gabi sein spitzbübische Grinsen zu erklären – also seine Befürchtungen und dass er hoffte, mit seinem Trick die Gefahr abgewendet zu haben, ohne mit Verboten oder Ähnlichem gekommen zu sein, die zumindest er an Maxens Stelle mit aller Rafinesse zu umgehen versucht hätte ...

Donnerstag, der 24. Oktober, 10.24 Uhr. Fillip stand auf dem S-Bahnsteig Friedrichstraße Richtung Alexanderplatz. Er lächelte, atmete tief durch. Bisher war alles reibungslos gelaufen. Die Familie war erst einmal an Orten abgegeben, an denen keinem etwas passieren konnte ... in den nächsten Stunden zumindest.
Vielleicht waren schon Panzer oder Eliteeinheiten oder was auch immer unterwegs, der Ring um die Hauptstadt schloss sich gerade und der Sturm stand unmittelbar bevor. Verdammte Nachrichten. Alle waren auf bestimmte technische Übertragungswege angewiesen. Waren die gekappt, gab es einfach keine. Meldeten diese Außerirdischen Freudenfeste in allen Hauptstädten der Welt, dann gab es eben überall welche, wenn auch in diesen Städten selbst niemand dabei gewesen war.
Eine S-Bahn kam in Sicht. Fillip musterte die Passanten auf dem Bahnsteig. Jetzt fiel das nicht auf, weil er ja in Richtung des sich nähernden Zuges sah.
Also wer nicht wusste, dass die meisten der Leute sich auf jeden Fall innerlich mit dieser Sensation beschäftigten, viele gerade darüber gesprochen hatten, vielleicht immer noch darüber sprachen, man hätte glatt denken können, es wäre ein normaler Vormittag und man strömte zwischen Kauf- und Schaulustigen, Dienstreisenden und Touristen und Menschen mit den vielen unterschiedlichen Zielen und denen ohne Ziel weiter.  

So. Einsteigen.
Hatten die drei Jugendlichen da nicht gerade konspirativ die Köpfe zusammengesteckt? Oder die beiden Pärchen ... Hatten die nicht einen Blick zu viel in ihre Umgebung geschickt, ob jemand dicht genug stand, um ihrem Gespräch zu lauschen? Wem wurde gerade bewusst, dass er ja immer beobachtet worden war? Nun saßen wahrscheinlich DIE an den Monitoren und stellten ihre Überlegungen an, ob da zwei Menschen die noch nicht ganz erloschene Freude an der vergangenen Liebesnacht austauschten oder einen Bombenanschlag vorbereiteten. Aber wer sagte einem denn, dass DIE nicht gerade neben oder hinter einem standen? Vielleicht konnten DIE auch menschliche Gestalt annehmen. Wusste man ´s? Man hatte ja schon so einiges gelesen …
Und wieder aussteigen. Alexanderplatz.
Ein Ort, an dem man zwischen 1000 Menschen auf einem Hektar Fläche das Alleinsein feiern konnte. Fillip sah sich um. Also sollte man ihn beobachten, so bemerkte er es jedenfalls nicht. Er zückte seinen Zettel, auf dem genau festgehalten war, wen er in welcher Reihenfolge besuchen wollte und wo. Sollte einer von denen gerade nicht da sein oder in ein längeres dienstliches Gespräch verwickelt oder aus anderen Gründen an einem kurzen Gedankenaustausch gehindert, müsste er ihn überspringen, damit er bis zum Treffen mit Gabi die meisten Kandidaten für diese private Meinungsumfrage erreicht hätte. Anrufen wäre natürlich effektiver gewesen. Sich nach einer Mail anrufen lassen, wenn die anderen zum Telefonieren frei waren, noch besser. Aber so etwas war eben nicht drin. Irgendwie zum Kribbeln. Als seinerzeit die Weltkriege waren, hatte es kein Internet gegeben, um Massentreffs zu organisieren, und die paar Telefone, die es gab, wurden damals wohl auch schon abgehört, wenn auch anders. Trotzdem hatten sich die vielen Aktiven zu Revolutionen zusammengefunden. Ob das neu erlernbar war? Oder waren die Leute nur noch in der Lage, bei Facebook unter „Veranstaltungen“ einzusetzen „Sonnabend, 14.00 Uhr, Alexanderplatz“, Name der Veranstaltung: „Revolution“. Besondere Merkmale: „Individuelle Bewaffnung mitbringen“. Einladung an Freunde und Freunde von Freunden. Und dann würde man eben sehen, wer am Samstag, 13.55 Uhr auf dem Alexanderplatz mit individueller Bewaffnung stand?! ...


.***

Und wir können schon sehen, was morgen unbewaffnet in den "Gedichten des Tages" steht:

Sebastian Deya hat noch mehr kurz gefasste Gedichtgedanken zu bieten. In "haltlos" kehrt er den negativen Unterton dieses Wortes einfach um.
Das 

Slov ant Gali: Senryū Nr. 111


  ist natürlich nur dann verständlich, wenn man das Verhältnis zwischen Goethe und Eckermann kennt. Hier müsste reichen, dass das Genie den Anderen  ... ausgenutzt hat ...

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