Fillip, der Erdling (9)
„...
haben das Eigentum an Geldinstituten aufgehoben. Dies gilt für
Banken ohne Ausnahme und Versicherungen, soweit sie Bankgeschäften
vergleichbare Geschäfte betreiben. Vorübergehend bestehen auch
keine privaten Eigentumsrechte an Betrieben aller Art. Für diese ist
aber auf Antrag unter bestimmten Bedingungen eine private
Weiterführung möglich. Hierfür werden in den nächsten Tagen
detaillierte Prüfregelungen bekannt gegeben. So wird nachzuweisen
sein, dass die Eigentümer im und für ihren Betrieb eine
notwendige Aufgabe erfüllt haben und erfüllen werden, dass der
Besitz insgesamt eine bestimmte Größe nicht überschreitet und so
weiter. Finanzielle Transaktionen jeder Art über Einzelbeträge von
mehr als 200000 Dollar sind nichtig. Der Versuch ist strafbar. Dem
gleichgestellt sind Transaktionen, die innerhalb eines Kalenderjahres
den Gesamtbetrag von 200000 Dollar übersteigen. Die Gelder werden
zugunsten der Erdgemeinschaft entschädigungslos eingezogen.
Allen
Erdenbürgern wird empfohlen, die Beantragung ihrer Teilhabeidentität
mit der Klärung ihrer Vermögensverhältnisse zu verbinden. Mit
Wirkung zum 1. Januar wird ausschließlich die nunmehr in Umlauf
kommende Weltwährung Erd zulässiges Zahlungsmittel sein ...“
Im
Hintergrund sah man zwei überdimensionale Geldscheine und die
Schrift „1 Erd = 100 Lands = 2 US-Dollar.
„...
Zwischenzeitlich besteht die Möglichkeit, ein Erdbankkonto mit
Beträgen von bis zu 100000 Erds zu füllen und das entsprechende
Guthaben zu nutzen. Mit Wirkung vom 1.1. nächsten Jahres sind alle
anderen Konten gesperrt. Über ihre Umwandlung in ein reguläres
Erdbankkonto werden gesonderte Regelungen erlassen. ...“
Es
folgte der Wetterbericht.
Gabi
griff nach der Fernbedienung. Schon unter normalen Umständen war es
ein irritierendes Gefühl, nach dem Ende der Bilderdusche vor dem
grauen Bildschirm zu sitzen. Die Stille kam Fillip immer bedrückend
laut vor, und er brauchte einen Moment, um sich innerlich und
äußerlich aufzurichten und die üblicherweise letzten Handgriffe
des Tages zu beginnen. Diesmal jedoch schallte Gabis Stimme ins
Zurückfinden in das kleine Zimmer hinein: „Dann werde ich ja auch
noch arbeitslos.“
Fillip
trafen die Worte wie ein unerwarteter Peitschenhieb. Bis vor wenigen
Sekunden hatte er sich hin und her gerissen gefühlt. War es
vielleicht doch nicht so eindeutig klar, dass man alles unternehmen
musste, um die fremde Besatzungsmacht zu vertreiben? Diesen
Standpunkt hatte er für sich selbst überraschend leidenschaftlich
in allen Gesprächen des Tages vertreten. Wie war er von Mirkos
Antwort entsetzt gewesen. Die würden an dem Riesenbrocken, den sie
da verschlingen wollten, von ganz allein ersticken. Aber lief
Wilfrieds Meinung nicht fast auf dasselbe hinaus? ...
.
***
Alltäglicher klingen da die "bevorstehenden" "Gedichte des Tages":
.
Wann sind wir eigentlich " erwachsen"? Vielleicht, wenn wir über Bäume philosophieren und dichten?
Slov ant Gali: Senryū Nr. 112
Gut ... manche werden nie erwachsen ...
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