Fillip, der Erdling (14)
... Fillip
hatte sich schon entschieden, die ominöse Adresse nicht anzuklicken,
da merkte er, dass der Computer auf andere Befehle gar nicht
reagierte. Eigentlich war ja es egal, wenn die Erde gerade eine
Invasion Außerirdischer über sich ergehen lassen musste, unter
welchen Umständen so ein Dorfcomputer seinen Gesit aufgab. Mit einer
theatralischen Geste – hätte die jemand gesehen, hätte er den
Kopf geschüttelt – öffnete er die angekündigte Mail:
„Wir
wissen, wo Sie gestern überall waren und was Sie da gemacht haben.
Geben Sie sich keinen Illusionen hin. Mit Versuchen, der neuen
Ordnung gegenüber Widerstand zu leisten, bereiten Sie nur sich und
denen, die Ihnen am nächsten stehen, unnötiges Leid. Studieren Sie
lieber die Ihnen bekannte Adresse zur Demokratieerläuterung. Wir
erwarten gerade von Ihnen als einem Menschen, dem die Geschicke der
Menschheit so sehr am Herzen liegen, dass Sie bereit sind, dafür
auch Risiken einzugehen, dass sie sich an der künftigen
Weltregierung beteiligen. Wir werden versuchen, Ihnen die Fragen, wie
diese funktionieren soll, zu erklären. Wir erwarten von Ihnen, dass
Sie noch in der nächsten Woche Ihre Teilhabeidentität erwerben und
sich danach an ihrer Nutzung ausprobieren.
Ihre
Gruppe Erdsicherheit“
Fillip
erbleichte. Also doch! Ob sie ihn schon seit der Friedrichstraße
verfolgt hatten? Und er hatte ganz unbedarft die Leute von deren
„Sicherheit“ zu seinen alten Freunden geführt. Und jetzt konnte
er sie nicht einmal warnen. Auch Flucht kam nicht infrage. Sicher
verfügten DIE noch über andere Beobachtungstechnik als das Mitlesen
von Kommunikation, die im Moment gar nicht möglich war, oder das
Herausfiltern auffälligen Verhaltens auf einem Bahnhof. Was sollte
er nur tun?
Auf
die Idee, die Virusmail auf Konkretes im Text hin abzuklopfen, kam
Fillip in seiner Aufregung nicht. Unter anderen Umständen,
normaleren sozusagen, hätte er erwogen, dass es sich um eine
Massenmail handeln könnte, die an jeden geschickt wurde, der Kontakt
zu einer bestimmten Internetadresse gehabt hatte, ja, dass sie nicht
einmal von geheimnisvollen Außerirdischen, sondern von Hackern mit
schwarzem Humor hätte stammen können. Er kam auf solche Ideen
nicht. Er las den Text noch einmal und blieb an dem Ausdruck
„Weltregierung“ hängen. Er?! Das musste ein Irrtum sein.
Immerhin aber ein interessanter. ...
.Als "Gedichte des Tages" steigen morgen in den Ring von "lyrik.over-blog.com":
Während Sebastian Deya "Vom alten Riesen" spricht, habe ich mir noch einmal die Wahlnachlese vorgenommen:
Slov ant Gali: Senryū Nr. 108
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